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Königsgemahlin im PorträtCamilla und die Briten – Liebe auf den zweiten Blick

Lesezeit 4 Minuten
Camilla bei Trauerfeier

Die Liebe seines Lebens: Camilla, bürgerlicher Nachname Parker-Bowles 

London – Als sich König Charles III. und seine Frau Camilla am vergangenen Freitag in der Öffentlichkeit vor dem Buckingham-Palast zeigten, stieg die 75-Jährige als Erste aus dem schwarzen Rolls-Royce. Einige Meter hinter dem neuen Monarchen schüttelte sie Hände und sprach mit den Menschen. In der Innenstadt von Edinburgh wurde das Paar diese Woche mit Beifall empfangen.

Dass Camilla einmal die Frau an der Seite des Königs würde, war jedoch nicht selbstverständlich. Einst als „Rottweiler“ beschimpft, dauerte es Jahrzehnte, bis sie von Britinnen und Briten akzeptiert wurde. Jetzt erhielt sie den Titel „Queen Consort“, Königsgemahlin. Wie war dieser Wandel möglich?

Kommunikation auf Augenhöhe – ohne Anhimmeln

Es gibt ein ikonisches Foto von Camilla und Charles, geschossen in den 1970er-Jahren. Sie stehen sich gegenüber, in ein Gespräch vertieft. Das Bemerkenswerte ist Camillas Haltung. Sie wirkt gelassen, kommuniziert mit Charles auf Augenhöhe. Es sei genau das gewesen, was er immer an ihr geschätzt habe, schreibt die Autorin Penny Junor. Sie sei nie eingeschüchtert gewesen, habe ihn nicht angehimmelt. Stattdessen war sie natürlich und freundlich.

Charles’ zweite Ehefrau wird mittlerweile auch vom Volk respektiert. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov ist sie insbesondere bei der Babyboomer-Generation beliebt. Wie Charles schätzen sie die Menschen für ihren Charakter und haben sie als die Frau an seiner Seite akzeptiert. In der Öffentlichkeit zeigt sie sich seit Jahrzehnten freundlich, humorvoll und direkt.

In den 90er-Jahren war sie die „Anti-Heldin“

In den 90er-Jahren hatten die Menschen in Großbritannien jedoch einen anderen Eindruck von ihr. Camilla sei eine Art „Anti-Heldin“ gewesen, erklärt Kulturwissenschaftlerin Imke Polland-Schmandt, die an der Universität Gießen zum Bild der Royals in den britischen Medien forscht, im Gespräch mit unserer Redaktion. Über Jahrzehnte hinweg wurde sie als der negative Gegenpol zu Charles’ erster Frau Diana, der „Prinzessin der Herzen“, gesehen. Camilla war für viele die Frau, die ein Märchen zerstört und eine romantische Liebe torpediert hatte.

Camilla und King Charles

Nach dem Tod der Queen ist sie die wichtigste Stütze des neuen Königs. 

Im Sommer 1997 starb Diana im Alter von nur 36 Jahren nach einem Autounfall in Paris. Während die Welt um die beliebte Prinzessin von Wales trauerte, führten Camilla und Charles ihre Beziehung fort – allerdings nicht offiziell. Ein Jahr später sah man das Paar dann immer öfter bei Veranstaltungen, im Theater und bei Feierlichkeiten.

Charles und Camilla heirateten im Jahr 2005

Im Jahr 2005 wurde ihre Verbindung dann auch vor dem Staat besiegelt. Sie gaben sich im Rathaus von Windsor das Ja-Wort. Die Fotos von der Hochzeit vermitteln ein Bild, das sich bis heute gehalten hat: das eines glücklichen, einander zugewandten Paares. Die Queen, die der Beziehung lange Zeit skeptisch gegenüberstand, akzeptierte sie schließlich.

Um das Bild von Camilla auch in der Öffentlichkeit zu verbessern, habe man für sie ein neues Image erschaffen, erklärt Polland-Schmandt. Ihren Ruf maßgeblich verbessert habe unter anderem ihre Wohltätigkeitsarbeit, sagt Pauline MacLaran, die sich in ihrem Buch „Royal Fever“ mit dem Bild der königlichen Familie befasst hat, unserer Redaktion. Geholfen habe auch, dass sie zurückhaltend sei und Kontroversen vermeide.

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Außerdem habe Camilla an ihrem Stil gearbeitet, betont die Marketing-Expertin. Früher habe sie als altmodisch gegolten, heute achte sie sehr auf ihre Frisur und ihre Kleidung. So lobten Medien sie für ihr Outfit, welches sie beim Gottesdienstes zu Ehren der Queen anlässlich des 70. Thronjubiläums in London trug: „Sie sah glänzend aus“, war zu lesen. Camilla ist so zu einem Vorbild geworden – besonders für Frauen in ihrem Alter.

Doch trotz allen Lobes: Dass Camilla nach Charles’ Thronbesteigung den Titel „Queen Consort“ – auf deutsch etwa mit Königsgemahlin zu übersetzen – tragen sollte, widerstrebte vielen Britinnen und Briten. Seit einer Woche ist jedoch klar: Sie wird nicht, wie einst von Charles als Kompromiss vorgeschlagen nur „Princess Consort“. Damit folgte Charles auch den Vorstellungen seiner verstorbenen Mutter. Denn diese hatte erst bei den Feierlichkeiten anlässlich ihres 70. Thronjubiläums betont, es sei ihr „aufrichtiger Wunsch“, dass Camilla diesen Titel tragen werde.

Der neue König sagte in seiner Rede an die Nation am vergangenen Freitag im Buckingham-Palast, dass er auf die liebevolle Hilfe seiner „geliebten Frau“ zähle. „Ich weiß, dass sie die Anforderungen ihrer neuen Rolle mit unerschütterlichem Pflichtgefühl erfüllen wird.“ König zu sein, ist eine einsame Aufgabe. Camilla sei die Richtige, um ihn dabei zu unterstützen, finden viele ihrer Untertanen.