Leidensgeschichte Jesu als „Mega-Event“Was „Die Passion“ zu Ostern auf RTL bietet
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Köln – „Die Zehn Gebote“ mit Charlton Heston, „Die größte Geschichte aller Zeiten“ mit Max von Sydow: Die Geschichte ist voll mit Bibel-Verfilmungen - und vorzugsweise werden die angegrauten Klassiker rund um Ostern im Fernsehen wiederholt. In diesem Jahr aber stößt etwas ganz Neues zum Kanon der Retter-und-Erlöser-Stoffe – nicht mit Charlton Heston, dafür aber mit Thomas Gottschalk. RTL zeigt am Mittwoch (13. April, 20.15 Uhr) „Die Passion“.
Der Kölner Privatsender will dabei die Leidensgeschichte und Kreuzigung Christi als großes „Musik-Live-Event“ präsentieren. Der Aufwand ist nicht ohne: Schauplatz ist die Essener Innenstadt, durch die auch ein Kreuz getragen werden soll. Für die „größte Geschichte aller Zeiten“ fährt RTL Einiges auf. Die Hauptbühne mit Band und einem Chor steht am Essener Burgplatz direkt vor dem Essener Dom. Dort rechnet der Sender mit 4900 Besuchern.
RTL wirbt seit Tagen für das „Mega-Event“
Außerdem gibt es Einspielfilme, die an bekannten Orten der Stadt wie der Zeche Zollverein gedreht wurden. Eine Gruppe zieht mit einem großen Lichtkreuz durch die Stadt bis zum Burgplatz. Unterwegs soll es Live-Schalten zu der Trägergruppe geben, bei der Teilnehmer in Kurzinterviews über ihren Glauben berichten. Rund 350 Crewmitglieder sind laut RTL an der Produktion beteiligt. Seit Tagen wird „Die Passion“ am Ende der RTL-Werbeblöcke angekündigt. Das zeigt: Der Sender misst dem „Mega-Event“ große Bedeutung zu.
Dabei will „Die Passion“ keine bibelfromme Missionierung sein, sondern eine Show. „Event-Inszenierungen bringen sicher die Möglichkeit mit, Glaubensthemen noch einmal anders zu transportieren“, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, vor dessen Dom das Ereignis stattfindet, der Evangelischen Presse-Agentur. Die Kirchen sind nicht direkt beteiligt, bieten vor Ort aber mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern ein Begleitprogramm an.
Mit dabei ist auch jede Menge TV-Prominenz. So wird Jesus dargestellt von Alexander Klaws, der 2003 als allererster DSDS-Sieger seinen Durchbruch schaffte und auch schon im Musical „Jesus Christ Superstar“ die Hauptrolle spielte. Es sei „eine der größten Rollen, die man als Schauspieler überhaupt spielen kann“, sagte Klaws dem Portal katholisch.de. Die Rolle sei für ihn mit „Ehrfurcht und Dankbarkeit verbunden“, aber auch eine große Verantwortung.
Vorreiter Niederlande
In den Niederlanden läuft die Bühnen- und Fernsehshow zur Leidensgeschichte Jesu bereits seit einigen Jahren. 40 bis 45 Prozent Marktanteil fährt sie dort ein, bis zu 20000 Besucher verfolgten in Vor-Corona-Zeit das moderne Passionsspiel direkt vor Ort. Und das, obwohl die Niederlande nicht als das frömmste Land der Welt gelten.
In den Hauptrollen sind neben Klaws die Sängerin Ella Endlich (Maria), die Schauspieler Mark Keller (Judas) und Henning Baum (Pontius Pilatus) sowie Musiker Laith Al-Deen (Petrus) sehen. Die Rolle des Barabbas, der laut Bibel wegen Mordes im Gefängnis sitzt und statt Jesus freigelassen wird, ging an Martin Semmelrogge. Gastauftritte sollen auch der Ex-Fußballmanager Reiner Calmund, TV-Koch Nelson Müller und Schauspieler Wolfgang Bahro – besser bekannt als „GZSZ“-Schurke Jo Gerner – bekommen.
Als Erzähler und Moderator führt Thomas Gottschalk durch die Bühnenshow, die für 2020 geplant war und damals wegen Corona kurz vor der Ausstrahlung gekippt wurde. Der Katholik Gottschalk weiß um die Brisanz, wenn eine für viele heilige Geschichte völlig neu interpretiert wird. „Ohne dass sich jemand auf die Füße getreten fühlt“, werde man die Geschichte nicht über die Bühne bringen, meinte er schon vor zwei Jahren.
Anders als in Oberammergau geht es bei der RTL-Passion nicht um ein Historienspiel. Im Gegenteil soll die Aktualität der ewigen Geschichten von Liebe und Verrat, Tod und Leben hervorgehoben werden. Ob das gelingt? „Jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, ob dieses TV-Event der richtige Rahmen dafür ist“, sagt Bischof Overbeck. (mit dpa)