AboAbonnieren

Porsche wollte auf A1 Richtung KölnVater und Sohn verbrennen nach mutmaßlichem Rennen auf der Autobahn

Lesezeit 4 Minuten
Nach einen Unfall haben Einsatzkräfte Spuren auf der A44 und der die Auffahrt zur A1 in Richtung Köln markiert.

Nach einen Unfall haben Einsatzkräfte Spuren auf der A44 und der die Auffahrt zur A1 in Richtung Köln markiert.

Die Polizei geht von einem Wettrennen auf der Autobahn 44 aus, zwei Menschen sind tot. Ein mutmaßlicher Rennrivale wird festgenommen.

Ein Bild des ausgebrannten Wracks des Porsches im dichten Buschwerk an der A44 spricht Bände: Mutmaßlich bei einem illegalen Autorennen und mit hohem Tempo hatte der Fahrer des Sportwagens im Autobahnkreuz Dortmund/Unna die Kontrolle verloren.

Das Auto schoss laut „Ruhr Nachrichten“ von der Fahrbahn, nachdem er am Kreuz Dortmund/Unna von der linken Spur der A44 auf eine Parallelfahrbahn in Richtung A1 (Köln) raste. Der Porsche (Modell GT3) sei der Regionalzeitung zufolge mehrere hundert Meter weit in eine Böschung geschleudert worden. Dort sei das Fahrzeug abgehoben, durch die Luft geflogen und schließlich in einem Waldstück im Bereich der Abfahrt gelandet.

In diesem Auto gab es für die Insassen keine Überlebenschance, nachdem der Porsche – vermutlich infolge eines illegalen Autorennens – mit hoher Geschwindigkeit von der Straße abkam.

In diesem Auto gab es für die Insassen keine Überlebenschance, nachdem der Porsche – vermutlich infolge eines illegalen Autorennens – mit hoher Geschwindigkeit von der Straße abkam.

Dabei zerlegte das Auto durch die Wucht des Aufpralls mehrere Bäume und ging sofort in Flammen auf, wie die Polizei mitteilte. Die beiden Insassen – ein 20-jähriger und ein 52-jähriger Mann aus Dortmund – starben. Ersten Erkenntnissen zufolge handelt es sich bei den Toten um Vater und Sohn, dies berichten mehrere Medien übereinstimmend.

Tödlicher Unfall auf der Autobahn: Zeugen berichten von hohem Tempo

Die Indizien deuten auf ein verbotenes Wettrennen hin, der Fahrer eines hochmotorisierten Mercedes wird offenbar als Ausgangspunkt für den tödlichen Unfall vermutet: „Wir hatten Zeugen am Unfallort, die sehr präzise Angaben dazu machen konnten, was sich in den Momenten vor dem Unfall abgespielt haben soll“, so ein Polizeisprecher.

So sei von mehreren Zeugen beobachtet worden, wie Porsche und Mercedes auf dem Abschnitt vor dem Kreuz mit überhöhtem Tempo durch eine Baustelle gerast seien. Dort gibt es verengte Fahrstreifen und eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Daraus habe sich der Anfangsverdacht eines illegalen Autorennens ergeben, zu dem nun ermittelt werde.

Indizien deuten auf illegales Autorennen hin: Mercedes-Fahrer flüchtet und wird festgenommen

Ein Bericht der „Bild“-Zeitung stützt diese These, dabei bezieht sich das Boulevard-Blatt auf Aufnahmen einer Dashcam, die die letzten Sekunden vor dem tödlichen Unfall zeigen sollen. Demnach sollen die beiden Luxus-Autos mit Tempo 200 mitunter Stoßstange an Stoßstange gefahren sein, bevor es zum tödlichen Unfall kam. Die Auswertung der Dashcam-Bilder wird auch Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen sein.

Anders als die Zeugen und Ersthelfer, die anhielten, soll der Mercedes von der Unfallstelle geflüchtet sein. Doch weil das Kennzeichen des Unfallflüchtigen abgelesen werden konnte, folgte eine vorläufige Festnahme wenig später: Keine zwei Stunden nach dem Unfall war ein 39-Jähriger an seiner Wohnanschrift in Dortmund vorläufig festgenommen worden. Die Ermittler beschlagnahmten sein Auto, seinen Führerschein, sein Mobiltelefon sowie Bekleidung des Mannes. Nachdem er vernommen worden war, wurde er in der Nacht wieder entlassen.

Aufwendige Rekonstruktion des Unfallgeschehens nach mutmaßlichem Autorennen

Aus Rücksicht auf die Angehörigen nennt die Polizei keine Details zu den tödlich Verunglückten. Wer am Steuer saß, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, ebenso die Frage, ob der 39-Jährige die beiden Männer an Bord des Porsches kannte und wie das mutmaßliche Rennen zustande kam.

„Wir stehen wirklich noch am Anfang der Ermittlungen“, sagte der Polizeisprecher. Die aufwendige Rekonstruktion des Unfalls könne Wochen dauern. Zeugenangaben sowie Spuren von der Autobahn, Informationen aus der Bordelektronik der beiden Fahrzeuge und weitere Beweismittel müssten ausgewertet werden. „Wie bei einem Puzzle ergibt sich dann ein Gesamtbild, mit dem wir versuchen, mögliches schuldhaftes Verhalten nachzuweisen“, so der Polizeisprecher weiter.

Einsatzkräfte der Polizei stehen nach einem Unfall im Grünstreifen der A44, Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens transportieren die Leiche eines der Unfallopfer ab.

Einsatzkräfte der Polizei stehen nach einem Unfall im Grünstreifen der A44, Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens transportieren die Leiche eines der Unfallopfer ab.

Die A44 war ab der Abfahrt Dortmund Flughafen in Richtung Kassel stundenlang vollständig gesperrt, konnte am Donnerstag dann aber wieder freigegeben werden. Gesperrt blieb zunächst die Auffahrt zur A1 in Richtung Köln.

Illegale Autorennen führen immer häufiger zu langen Gefängnisstrafen

Illegale Autorennen beschäftigen Ermittler und Justiz deutschlandweit. Erst wenige Stunden, bevor bei Unna der Porsche ausbrannte, hatte das Landgericht Hannover eine 42-Jährige und einen 41-Jährigen zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die beiden hatten sich im Jahr 2022 im niedersächsischen Barsinghausen ein Autorennen geliefert, in dessen Folge zwei Kinder starben.

Die Polin wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, ihr deutsch-italienischer Renn-Rivale zu vier Jahren. Das Urteil fiel wegen Mordes in zwei Fällen, versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und eines illegalen Autorennens mit Todesfolge.

Auch in Köln und der Region kommt es immer wieder zu illegalen Autorennen. Im Mai dieses Jahres stoppte die Polizei auf Höhe Wesseling auf der A555 Richtung Köln zehn Fahrzeuge, die an ein verbotenes Rennen fuhren. Vier Fahrzeuge konnten von der Polizei angehalten werden, sechs Fahrzeuge waren zunächst flüchtig.

Tödlicher Unfall mit Porsche auf Autobahn: Mögliches Strafmaß noch nicht absehbar

Im Oktober 2017 wurden verbotene Kraftfahrzeugrennen von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft. Seitdem kann schon die Teilnahme an solchen Rennen mit Haftstrafen geahndet werden. Zuvor gab es nur Geldbußen. Der Paragraf 315d im Strafgesetzbuch sieht bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen der Tod eines anderen Menschen verursacht wird.

Für eine Prognose über das Strafmaß im Fall des mutmaßlichen illegalen Rennens auf der A44 – sollte es beim 39-jährigen Mercedes-Fahrer überhaupt zu einer Verurteilung kommen – sei es laut beim aktuellen Ermittlungsstand noch zu früh, sagte Oberstaatsanwalt Carsten Dombert laut „Ruhr Nachrichten“ am Donnerstag. (pst mit dpa)