Die Schüsse auf den Präsidentschaftskandidaten haben US-Amerikaner aufgeschreckt. Das Rennen ums Weiße Haus sehen sie als entschieden an.
„Schlüssel zum Weißen Haus“Wie US-Amerikaner aus Rhein-Sieg auf das Trump-Attentat reagieren
Am Wochenende haben die Schüsse auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auch die US-Amerikaner im Rhein-Sieg-Kreis aufgeschreckt. Musiker Michael Sorg aus Siegburg und Biobäcker David Lee Schlenker aus Hennef haben ihre Sicht geteilt.
David Lee Schlenker, Biobäcker aus Hennef, glaubte zuerst an einen Scharfschützen aus Russland. Doch der Mann mit dem Gewehr war ein junger Amerikaner. „Das war der Schlüssel zum Eintritt ins Weiße Haus“, ist er überzeugt, „jetzt ist alles abgekartet, jetzt gibt es keine Chance mehr.“ Schlenker ist ein entschiedener Gegner Trumps.
„Ich schäme mich in Grund und Boden sagen zu müssen, dass ich aus einem Land komme, in dem ein mehrfach vorbestrafter Mann Präsident gewesen ist“, sagt er, und er werde wieder in das Weiße Haus einziehen. „Die Amerikaner zeigen, dass sie Weltklasse sind und reihen sich ein in Liste mit Staatschefs wie Putin und Orban“, meint er ironisch.
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„Populismus ist populär zur Zeit“, analysiert Schlenker die geopolitische Lage. In den USA fehlten gesellschaftliche Strukturen. Er selbst habe 1963 vor dem Fernseher gehockt, als John F. Kennedy erschossen wurde. „Es gibt kein Land, in dem mehr Präsidenten oder Kandidaten ermordet worden sind. Wir wollen nicht lernen, ich finde das traurig und tragisch.“
Hennefer Unternehmer macht sich selbst Vorwürfe
Trump sei jetzt der Held Nummer 1, die Chinesen würden sich kaputt lachen. In seiner Amtszeit habe er 35.000 Unwahrheiten von sich gegeben. „Mein Herz geht raus zu allen Amerikanern, die versuchen, ein anständiges Leben zu führen. Es wird eine ganz ungemütliche Zeit für sie.“ Und er geht hart mit sich selbst ins Gericht: „Ich habe das Gefühl, nicht genug getan zu haben, um meine Werte weiterzugeben.“
Einen Bürgerkrieg, wie ihn manche Beobachter erwarten, sieht Michael Sorg aus Siegburg nicht am politischen Horizont seines Heimatlandes aufziehen. Aber „ein Kulturkrieg ist es auf jeden Fall“, eine Auseinandersetzung von „Werten und Hintergründen“. Auf der einen Seite sieht der 1960 in Chicago geborene Multiinstrumentalist, Komponist und Arrangeur Sorg das „Establishment“, dem Demokraten wie Republikaner gleichermaßen angehörten.
Musiker aus Siegburg nennt Trump „korrupt, aber Biden ist es auch“
„Die anderen sind voller Misstrauen“, nicht zuletzt gegenüber den Medien, die seiner Meinung nach eben jenes Establishment stützten. In den Gerichtsverfahren gegen den Ex-Präsidenten sieht er einen „politischen Angriff“. Es sei „nicht so, dass er nichts gemacht hat“, betont er. „Schon komisch“ sei allerdings, „dass es ausgerechnet vor der Wahl stattfindet.“ Er nennt den Republikaner „korrupt, aber Biden ist es auch.“
Ob die Wahl nun entschieden sei? „Ich weiß nicht, was die Demokraten noch tun“, so Sorg. „Wenn sie Michelle Obama überzeugen könnten…“ Klar ist für den Berufsmusiker aber: „Das Zwei-Parteien-System ist seit langem kaputt und korrupt.“ Wenn jemand „ein Gewissen hat, soll er eine dritte oder vierte Partei wählen.“