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Dauerregen im Rhein-Sieg-KreisLandwirt aus Hennef muss sein Getreide nach der Ernte trocknen

Lesezeit 4 Minuten
Plattgedrückte Ähren auf einem Roggenfeld.

Auf dem Roggenfeld von Biobauer Bernd Schmitz aus Hennef sind große Teile der Ernte von Regen und Wind niedergedrückt worden.

Bei der Gerstenernte beklagt der Rheinische Landwirtschafts-Verband erhebliche Einbußen durch die Dauernässe der vergangenen Wochen.

Regen, Regen und zur Abwechslung mal ein Gewitter. Das schlägt nicht nur Schulkindern in den Sommerferien aufs Gemüt, sondern auch den Landwirten. Viele von ihnen hätten seit Beginn der Gerstenernte über unterdurchschnittliche Erträge geklagt, teilt der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) mit. Zehn Prozent weniger als sonst durchschnittlich geerntet worden sei, habe man in diesem Jahr bei der Wintergerste einfahren können, auch die Qualität habe gelitten.

Bei anderen Getreidearten wie Roggen, Dinkel, Hafer und Weizen hat die Ernte noch nicht begonnen, und die Bauern hoffen nun auf gutes Wetter, um die Ernte noch ohne Verluste einbringen zu können.

Große Flächen auf Roggen- und Dinkelfeldern sind von Regen plattgedrückt

Die Sorten sind noch nicht reif, erläutert Bernd Schmitz, Stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Noch mache der viele Regen nicht so viel, sagt Schmitz: „Der Roggen hat noch einen weichen Kern. Erst wenn er trocken und durchgehärtet ist und dann nass wird, verliert er an Backqualität.“

Auf seinem kleinen, Demeter-zertifizierten Biohof in Hennef-Hanf baut er 3,5 Hektar Roggen, 2,5 Hektar Dinkel und 4,7 Hektar Weizen an, alles bestimmt für die Biobäckerei DLS von David Lee Schlenker in Hossenberg. Große Flächen auf seinen Roggen- und Dinkelfeldern sind von Regen und Wind bereits plattgedrückt, das könne zum Problem werden: „Die Halme richten sich nicht mehr auf, der Schlag trocknet nicht mehr gleichmäßig ab.“ Lägen die Halme zu nah am Boden, sei eine Ernte mit dem Mähdrescher nicht mehr möglich, aber das sei noch nicht der Fall.

Demeter-Landwirt Bernd Dornbusch aus Hennef-Dambroich bereitet das 9,15 lange Mähwerk für die kommende Ernte vor.

Demeter-Landwirt Bernd Dornbusch aus Hennef-Dambroich bereitet das 9,15 lange Mähwerk für die kommende Ernte vor.

Er und seine Tochter Hanna Fehling, die ihn bei der Bewirtschaftung des Hofs unterstützt, hoffen jetzt auf die prognostizierte Hitzewelle der kommenden Woche, um noch einmal Heu machen zu können: „Da braucht man drei bis vier trockene Tage.“

Landwirt aus Dambroich trocknet seinen Roggen lieber, bevor er auf dem Acker zu nass wird

Auch Bernd Dornbusch-Becker, ebenfalls Demeter-Bauer, setzt auf das angekündigte bessere Wetter. Das 9,15 Meter breite Schneidwerk seines Mähdreschers steht schon im Hof in Hennef-Dambroich, die Lagerhalle für das Getreide ist leergeräumt. 230 Hektar Land bestellt er mit seinem Sohn Valentin Becker, baut Hafer, Dinkel, Roggen, Weizen und Leguminosen an, das meiste ebenfalls für die DLS-Bäckerei.

In der Scheune des Biobetriebs Becker in Hennef-Dambroich stehen große Siloanlagen für das geerntete Getreide.

In der Scheune des Biobetriebs Becker in Hennef-Dambroich stehen große Siloanlagen für das geerntete Getreide.

Erntereif ist der Roggen zwar noch nicht, die letzte Messung ergab eine Restfeuchte von 24 Prozent. Optimal sei eine Feuchte von 15 Prozent, so der Landwirt, „aber bei 19 Prozent können wir ernten.“ Das allerdings nur, weil sein Schwiegervater in den 70er Jahren eine Trockenanlage für Getreide anschaffte. Gerade Roggen verliere schnell an Qualität, weshalb er ihn lieber etwas zu früh vom Feld hole und auf dem Hof trockne, erläutert Dornbusch-Becker.

Zeitintensiv und kostspielig ist das Trocknen in der riesigen Anlage, in der zwölf Tonnen Getreide auf einmal getrocknet werden können. Aber er investiere lieber in Heizöl – muss die gesamte Ernte getrocknet werden, verbraucht die Anlage zwischen 6000 und 8000 Litern – als dass die Ernte ihre Backqualität verliere und nur noch als Tierfutter verkauft werden könne, sagt der Landwirt.

Kreisbauernschaft berichtet von Schwankungen bei Qualität und Ertrag

Vier Trockensilos für je sechs Tonnen Getreide hat die Anlage, in der 74 Grad heiße Luft die Feuchtigkeit durch enge Maschen nach außen drückt. Zwei Silos auf einmal können so beheizt werden, während die beiden anderen gerade geleert oder schon wieder neu befüllt werden. Das erfolgt über ein verschlungenes System, bei dem das Getreide zugleich Fremdstoffen gereinigt, gewogen und zum Schluss ins Lager transportiert wird.

Ein solches System haben aber nur die wenigsten Landwirte, die auf gutes Wetter angewiesen sind. „Das Extremwetter hat dazu geführt, dass sich die Bestände anders entwickeln“, hat Bernd Schmitz beobachtet. Mal gebe es lange Trockenheit, mal anhaltenden Regen. Im Frühjahr habe er seine Felder nicht richtig vorbereiten können, weil kein Trecker auf dem schlammigen Boden habe fahren können. Von ungünstigen Wachstumsbedingungen berichtet auch der RLV. Das Ergebnis: erhebliche Schwankungen in Qualität und Ertrag bei der Ernte.