Köln – Überall in Deutschland gehen die von Corona geschlossenen Türen langsam wieder auf. Die Lockerungen in allen Bereichen des Lebens waren in dieser Woche das große und kontrovers diskutierte Thema. Auch in der Fußball-Bundesliga, die ab dem 16. Mai wieder um Punkte spielen darf. Im Gegensatz zu denen, die versuchen wieder etwas freier zu atmen, müssen die Bundesliga-Profis alle Türen schließen. Der Spielbetrieb ist nur möglich, wenn sich die 36 DFL-Clubs der 1. und 2. Liga vom Alltag abschotten. Der 1. FC Köln hat sich am Donnerstag ins Dorint-Hotel am Heumarkt zurückgezogen, wo er erst einmal bis zum 30. Mai zwei Etagen gebucht hat. Nach der ersten Nacht im Quarantäne-Trainingslager berichtete Trainer Markus Gisdol am Freitag von seinen Eindrücken und der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 am 17. Mai.
Quarantäne-Trainingslager
Das Gefühl ist schon eigenartig. Wir können nicht mehr frei entscheiden, was wir machen und wo wir uns hinbewegen. Wir dürfen uns nur im Hotel und im Geißbockheim aufhalten. Es ist kein normaler Hotelaufenthalt, es ist ein Geisterhotel. Wir sehen nur wenige Leute. Ob man sich daran gewöhnt, weiß ich noch nicht. Ich habe keine Erfahrungswerte. Es ist jetzt noch einmal eine andere Dimension, die wir vollziehen.
Zeit im Hotel
Jeder muss seinen Weg finden. Wir werden viel Zeit am Geißbockheim verbringen und die Trainingszeiten ausdehnen. Besprechungen finden jetzt im Ballsaal statt. Wir versuchen, uns an die neue Situation zu gewöhnen.
Trainingssteuerung
Wir müssen schauen, wie wir den Tag gestalten, damit er im Hotel nicht zu lang wird. Da wir jetzt nicht plötzlich dreimal am Tag trainieren können, müssen wir uns immer wieder etwas einfallen lassen. Normalerweise hätten wir am Freitag vormittags trainiert. Wir haben es der Situation angepasst und trainieren erst nachmittags, weil es besser für die Mannschaft ist. Wir kommen so erst am frühen Abend zurück ins Hotel. Wir müssen Wettkampffitness entwickeln, aber gleichzeitig dürfen wir auch nicht überziehen und müssen schauen, was mit der mentalen Stärke eines Spielers passiert. Bis zum Spiel gegen Mainz wird es sicher auch noch einmal einen trainingsfreien Tag geben, den wir gestalten müssen. (Anmerkung der Redaktion: Gleich neun FC-Profis und Mannschaftsarzt Dr. Paul Klein (23.5.) feiern in der Quarantäne-Zeit ihren Geburtstag: Robert Voloder (9.5.), Ellyes Skhirin (10.5.), Jhon Cordoba (11.5.), Timo Horn (12.5.), Rafael Czichos (14.5.), Kingsley Ehizibue (25.5.), Dominick Drexler und Jan Thielmann (26.5.), Jonas Hector (27.5.).
Situation der Spieler
Es wird Spieler geben, die werden mit der Situation nicht so gut zurechtkommen und welche, die sehr gut zurechtkommen. Das alles müssen wir einfließen lassen in die Überlegungen, wer die richtigen Spieler für die ersten Spiele sind.
Erstes Teamtraining
Wenn die Kinder das erste Mal wieder auf den Spielplatz gehen, freuen sie sich genauso, wie meine Spieler gestern. Wenn sie aber das erste Mal wieder auf die Schaukel gehen, sind sie vielleicht am Anfang noch etwas vorsichtig. Das legt sich. Wir haben uns ran getastet, das erste Mal wieder einen Kontakt zu haben und mal gefoult zu werden.
Vorfreude auf Spiele
Die Vorfreude wurde die letzten zwei Tage ausgelöst. Wir dürfen wieder spielen und so trainieren, wie wir es gewöhnt sind. Vorher war es eher eine Bewegungstherapie und es ging darum, das Fitnesslevel zu halten. Jetzt haben wir wieder ein Ziel vor Augen.