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Wieder ein „Endspiel“Markus Gisdols Weiterbeschäftigung hängt am seidenen Faden

Lesezeit 3 Minuten
Gisdol traurig

Kölns Trainer Markus Gisdol

Köln – Markus Gisdol hat sich an persönliche Endspiele längst gewöhnen müssen. Bislang ist es dem Trainer des 1. FC Köln immer gelungen, sie zu gewinnen und drohendes Ungemach abzuwenden. Ende November hatte seine Weiterbeschäftigung bei den Geißböcken etwa schon einmal am seidenen Faden gehangen, ehe er sich nach saisonübergreifend 18 sieglosen Fußball-Bundesligaspielen in Folge durch ein nicht für möglich gehaltenes 2:1 bei Borussia Dortmund aus seiner misslichen Lage befreite.

Dreieinhalb Monate später sieht sich der Schwabe praktisch mit der gleichen Situation konfrontiert. Gisdol ist erneut angezählt, und schon wieder heißt der Gegner, der über sein Schicksal mitentscheidet, Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr). Geht nach zuletzt nur einem Punkt aus fünf Spielen auch diese Partie verloren, gilt es als äußerst fraglich, ob die Kölner die finale Phase des Abstiegskampfes mit Gisdol an der Seitenlinie angehen.

Der Kredit ist aufgebraucht

Ebenso wie der unlängst noch recht komfortable Vorsprung auf Rang 17 ist inzwischen auch der Kredit des 51-Jährigen nahezu aufgebraucht. Die jüngste 1:2-Pleite bei Union Berlin, die durch eine taktische Fehleinschätzung auf die Kappe Gisdols ging, hat seine ohnehin instabile Position weiter geschwächt. Das Experiment mit sechs zentralen Mittelfeldspielern ging in die Hose, denn trotz deutlich mehr Ballbesitz blieben die Kölner wie schon in der Vorwoche gegen Bremen (1:1) harmlos.

Bedenklich stimmt zudem die Tatsache, dass Gisdol, der zuletzt zwischen System und Personal ertraglos hin und her wechselte, die Möglichkeiten seiner Mannschaft weitestgehend ausgereizt sieht. „Wir schöpfen vieles aus, was möglich ist“, befand der FC-Coach nach der dennoch verdienten Niederlage in Köpenick, wo er seine Elf fußballerisch erneut verbessert gesehen hatte. „Der spielerische Weg der letzten beiden Spiele ist okay, da entwickelt sich etwas.“ Nach Meinung Gisdols liegt das Hauptproblem vielmehr in der personellen Situation in vorderster Reihe, wo es den Kölnern nach wie vor an einem Torjäger fehlt. „Wir versuchen mit vollem Eifer, uns spielerisch weiterzuentwickeln. Aber die Personallage ist nun mal so, dass wir vorne nicht gesegnet sind mit Spielern, die einen extremen Tordrang haben.“

Auch Heldt nimmt Trainer Gisdol in die Pflicht

Der für die Zusammenstellung des Kaders hauptverantwortliche Sportchef Horst Heldt sieht das Aufgebot dagegen als ausreichend gut besetzt an, um am Ende der Saison zumindest drei Vereine hinter sich zu lassen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir mit der Mannschaft die Liga halten, wenn wir alles reinbringen, was dafür notwendig ist“, erklärte der Königswinterer und nahm in einem Atemzug Trainer Gisdol in die Pflicht. „Es ist möglich, wieder intensiv zu punkten. Und daran müssen wir arbeiten.“ Die Aufgabe für die am Dienstag startende neue Trainingswoche gab Heldt ihm gleich mit auf den Weg: „Wir müssen so trainieren, dass wir eine Idee haben, wie wir gegen Dortmund punkten können.“

Mit welchem Stürmer dieses Vorhaben angegangen werden soll, ist aktuell jedoch ungewisser denn je. Vor der Abreise nach Berlin hatte der jüngst mehrfach unberücksichtigt gebliebene Tolu Arokodare (20) öffentliche Kritik seines Trainers einstecken müssen. Mangelnde Einstellung, lautete der Vorwurf von Markus Gisdol.

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Nach der Partie war dann Emmanuel Dennis (23) an der Reihe. Auf die Frage, warum die Winter-Nachverpflichtung trotz Rückstandes erst in der 82. Minute eingewechselt worden sei, antwortete Gisdol: „Ich bin aktuell mit seiner Performance nicht zu 100 Prozent zufrieden.“ Und weiter: „Ich habe die Spieler gebracht, die aktuell die beste Form haben. Ich habe davor auch nicht gesehen, dass Dennis besser agieren könnte als Duda oder andere Spieler, die das vorne anständig gemacht haben.“

Mit Dennis’ kurzer Darbietung war Gisdol ebenfalls nicht einverstanden: „Leider hat er dann auch nicht die Durchschlagskraft entwickeln können, die ich mir gewünscht hätte nach seiner Einwechslung.“ Besserung ist derweil nicht in Sicht. Auch mehrere Einzelgespräche mit beiden Sorgenkindern haben bislang nicht zum gewünschten Erfolg geführt.