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Der Kreis soll sich schließenWie Mike Wunderlich zurück in die 2. Liga will

Lesezeit 4 Minuten
Mike Wunderlich bei Kaiserslautern

Spielmacher Mike Wunderlich blickt auf ein gelungenes erstes Jahr beim FCK. 

Köln – Wer den Werdegang von Mike Wunderlich (36) verstehen will, muss wissen, was in der Saison 2010/2011 passiert ist. Der gebürtige Kölner hatte mit dem Wechsel zum Zweitligisten FSV Frankfurt gerade den Höhepunkt seiner noch jungen Karriere erklommen, als sein Körper nicht mehr das leisten konnte, was er im Vollbesitz seiner Kräfte zu leisten imstande ist.

Wunderlich erkrankte am Burnout-Syndrom, das seinem Karriereplan von jetzt auf gleich einen Strich durch die Rechnung machte. Der Traum vom Bundesliga-Fußball war geplatzt, zumindest für lange Zeit. Stattdessen kehrte der Spielmacher zurück in seine Heimat, um in vertrauter Umgebung wieder Halt zu gewinnen. Und nahm dafür in Kauf, mit seinem Jugendclub FC Viktoria Köln durch die Regionalliga-Provinz zu ziehen.

Kampf um die Rückkehr in die zweite Liga

Mehr als ein Jahrzehnt später kann die Geschichte ein versöhnliches Ende nehmen. Mike Wunderlich, seit dieser Spielzeit in Diensten des Drittligisten 1. FC Kaiserslautern, kämpft mit den „Roten Teufeln“ in der Relegation gegen Dynamo Dresden um die Rückkehr in die Zweite Bundesliga. „Für Mike kann sich ein Kreis schließen. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass es klappt“, sagt sein Vater Franz Wunderlich hörbar berührt. Als Sportvorstand der Kölner Viktoria hat der 58-Jährige die besondere Karriere seines Sohnes aus einer Nähe begleitet, die völlig untypisch ist für das Profifußball-Geschäft. Und natürlich wird Franz Wunderlich am Freitagabend (20.30 Uhr, live auf Sat.1 und Sky) auch auf den mächtigen Tribünen des Fritz-Walter-Stadions Platz nehmen, wenn sich der Drittliga-Dritte und der Zweitliga-16. im Relegations-Hinspiel gegenüberstehen.

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Eine Prognose für den Ausgang des von Tradition überbordenden Duells vermag Wunderlich Senior nicht abzugeben: „Beide Mannschaften kommen aus einer schwierigen Phase. Die Frage wird sein, wer seine PS wieder besser auf den Platz bekommt.“ In der noch größeren Krise stecken zweifelsohne die Sachsen. Dynamo Dresden erlebt ein fürchterliches Jahr und ist in 2022 tatsächlich noch sieglos. Auch der Trainerwechsel Anfang März von Alexander Schmidt zu Guerino Capretti hat den dramatischen Absturz des Hinrunden-Elften nicht stoppen können. Dennoch ist der 40-Jährige von seiner taumelnden Mannschaft überzeugt: „Wir haben ein funktionierendes Team und gute Qualität. Ich glaube an den Ligaverbleib.“

FCK verlor in der entscheidenden Phase die Nerven

Der FCK stand wiederum schon mit anderthalb Beinen in der Zweiten Liga, ehe er in der entscheidenden Phase die Nerven verlor und Eintracht Braunschweig durch drei finale Pleiten noch vorbeiziehen ließ. „Vielleicht haben sie sich etwas zu sicher gefühlt“, mutmaßt Franz Wunderlich über die Gründe für den späten Lauterer Einbruch, der Trainer Marco Antwerpen nach dem seltsamen 0:2 am letzten Spieltag bei Viktoria Köln den Job kostete.

Der Westfale stand beim Anhang der „Roten Teufel“ wegen seiner impulsiven Art hoch im Kurs, doch hinter den Kulissen soll das Verhältnis trotz der sportlich bemerkenswerten Bilanz Antwerpens seit längerer Zeit belastet gewesen sein.

Nun soll der frühere FC-Profi und Aufstiegs-Experte Dirk Schuster (zuletzt Aue und Darmstadt) den Sensationsmeister von 1998 nach vier Jahren Drittklassigkeit zurück ins Unterhaus führen. „Wir sind, auf Deutsch gesagt, richtig geil darauf, mit den Zuschauern im Rücken einen guten Grundstein zu legen“, sagt der 54-Jährige vor dem Hinspiel auf dem mit 46 895 Fußball-Enthusiasten längst ausverkauften Betzenberg. Franz Wunderlich freut sich auf die in der 3. Liga einzigartige Atmosphäre: „Der FCK verfügt über eine Wucht, mit der er eigentlich in eine höhere Liga gehört“, schwärmt der 58-Jährige.

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Der Schritt im vergangenen Sommer vom beschaulichen Köln-Höhenberg in die vor lauter Fußball-Begeisterung brodelnde Pfalz war ein gewaltiger für den Sportler und vor allem für den zweifachen Vater Mike Wunderlich, den es aus privaten Gründen in die Ferne gezogen hatte. „Mike blickt nach der Trennung von seiner Frau auf sein schwierigstes Jahr zurück, das unfassbar viel Kraft gekostet und mich traurig gemacht hat. Es war brutal, und zwar für uns alle, schließlich leide ich als Vater natürlich mit“, erklärt Franz Wunderlich.

Aus sportlicher Sicht war es eine sehr ordentliche, vielleicht sogar eine gute Saison für den kölschen Jung, der in 36 Ligaspielen auf vorzeigbare sieben Tore und sieben Vorlagen kam. Und das, obwohl er erst spät auf seiner angestammten Zehner-Position ran durfte. Wohin der Weg auf den letzten Metern seiner Karriere wohl führen mag? Klar ist: Mike Wunderlichs Vertrag hat sich durch das Erreichen einer bestimmten Spielanzahl ligaunabhängig verlängert. „Wenn Mike gesund bleibt, kann er sicherlich noch ein paar Jahre dran hängen“, glaubt sein Vater. Jetzt soll sich aber erstmal der Kreis schließen.