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Bereit für großen FußballViktoria Köln gelingt Stadionumbau in Rekordzeit

Lesezeit 4 Minuten
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Stehplatz Kurve: Holger Kirsch (l.) und Axel Freisewinkel bewundern die neue Tribüne im Sportpark Höhenberg.

  1. Am Sonntag um 13 Uhr ist Heim-Premiere in der Dritten Fußball-Liga, Gegner ist der Chemnitzer FC
  2. Viktoria Köln tritt im frisch umgebauten Stadion an – die Bauarbeiten sind in Rekordzeit gelungen
  3. Ein Ortstermin mit Holger Kirsch und Axel Freisewinkel

Köln – Bis in die letzte Reihe der neuen Stahlrohrtribüne ist Holger Kirsch geklettert. Nun steht er ganz oben neben Geschäftsführer Axel Freisewinkel und lässt den Blick mit großer Zufriedenheit über den Sportpark Höhenberg schweifen. Und er erinnert sich an ein Abendessen vor rund einem Jahr.

Damals speiste der Vize-Präsident von Viktoria Köln gemeinsam mit Lutz Wingerath, Geschäftsführer der Sportstätten GmbH, um auszuloten, wie dieser die Wahrscheinlichkeit einschätzt, dass in Höhenberg jemals Drittliga-Fußball gespielt wird. „15 Prozent" habe die Antwort gelautet.

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So sah es noch vor fünf Wochen in Höhenberg aus.

Sechs Gutachten notwendig

Am Sonntag um 13 Uhr ist Heim-Premiere in der Dritten Fußball-Liga, Gegner ist der Chemnitzer FC. Seitdem Mike Wunderlich am letzten Spieltag der Vorsaison per Strafstoß den Aufstieg perfekt gemacht hat, ist aus dem baufälligen Sportpark ein solides Stadion geworden. In nur sechs Wochen. In dieser Zeit hat der Club Gutachten erstellen lassen für Schallschutz, Landschaftsschutz, Artenschutz, Verkehr, Brandschutz und Bodenbeschaffenheit. „Normalerweise braucht sowas mit allen Behördengängen ein Jahr", weiß Kirsch, der als Architekt sein Geld verdient und preist die „große Hilfsbereitschaft" in der Stadtverwaltung. Nun passen die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geforderten 10 000 Zuschauer in den Sportpark. Auf drei Seiten stehen nun Tribünen, hinter einem der Tore befindet sich auch weiterhin das VIP-Zelt, das zur neuen Saison optisch aufgewertet werden soll.

Shuttle-Bus

Die Parkplätze rund um den Sportpark Höhenberg sind knapp. Deshalb sollten Stadionbesucher, die mit dem Auto anreisen, die Messeparkplätze 21 und 22 sowie das Messeparkhaus (Pfälzischer Ring 105) nutzen. Von dort fahren ab zwei Stunden vor Spielbeginn Shuttlebusse zum Stadion.

Der Sportpark ist auch mit Bus und Bahn zu erreichen. Fans erreichen das Stadion mit der Linie 1 oder den Buslinien 151 und 152 bis Haltestelle "Höhenberg, Frankfurter Straße". (tho)

Nicht ein Baum musste gefällt werden

Knapp eine Million Euro hat es sich die Viktoria kosten lassen, den Sportpark auszubauen, um den Umzug ins ungeliebte Südstadion, Heimat des SC Fortuna Köln, zu vermeiden. Ohne die Unterstützung von Geldgeber Franz-Josef Wernze wäre dies undenkbar gewesen. Denn die Sportstätten GmbH, die das Stadion betreibt, hat bislang keinen Euro bezahlt. „Wir beteiligen uns mit unserem Know-how beim Umbau", sagte Lutz Wingerath auf Rundschau-Anfrage. Für den Ausbau der Lautsprecheranlage und eine bessere Videoüberwachung werden laut Viktoria bald weitere 200 000 Euro anfallen.

Vorige Woche wurde es nochmal richtig eng. Denn ein Lastwagen, beladen mit Tribünenteilen, hatte Verspätung und kam erst abends in Höhenberg an. „Wir haben richtig geschwitzt, denn es gibt momentan viele Open-Air-Veranstaltungen, bei denen mobile Tribünen gebraucht werden", sagt Kirsch. Das Bauaufsichtsamt kam extra zweimal zur Endabnahme. Nun ist alles fertig. „Und wir haben nicht einen Baum gefällt und keine Flächen versiegelt", lobt Freisewinkel das Konzept. Nun erwarten die Verantwortlichen rund 3000 Zuschauer für das erste Heimspiel. Gebaut wurde die Tribüne übrigens von einer Firma, die auch beim Rosenmontagszug Tribünen aufbaut. Nur eine Nummer kleiner.

„Wenn ich das Stadion sehe, bekomme ich Gänsehaut“

Offiziell ist das Stadion erstmal nur eine Übergangsspielstätte, denn die Genehmigung gilt bis Oktober. „Wir haben aber bereits den Antrag eingereicht, drei Jahre hier spielen zu können", sagt Kirsch. Und so gelten bereits die Statuten für feste Bauten. Die Wellenbrecher auf der neuen Stahlrohr-Tribüne halten einer Aufprall-Last von rund 200 Kilogramm stand.

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Holger Kirsch, Vize-Präsident

Hier wird auch Klaus Grosmann, genannt Fahnen-Klaus, die Heimspiele verfolgen. „Wenn ich das Stadion sehe, bekomme ich Gänsehaut. Ich wundere mich, dass der Umbau bei all der Skepsis plötzlich so schnell ging", meint er. Es sei nur schade, sagt er, dass die Tribüne nicht überdacht ist.

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Klaus Grosmann, „Fahnen-Klaus“

Einen kleinen Makel gibt es dennoch. Denn beim ersten Heimspiel wird Kirsch nicht im Stadion sein, stattdessen befindet er sich mit Familie im Urlaub. „Ich bin durch", gesteht er. Seit dem Aufstieg habe er zuweilen sechsmal pro Tag mit Axel Freisewinkel telefoniert. „Das Problem bestand auch darin, Baufirmen zu finden, die überhaupt Zeit haben", erklärt er.

Pläne für modernes Drittliga-Stadion in Stammheim

Doch bei jedem Handwerker sei letztlich „der totale Ehrgeiz ausgebrochen", die Stadion-Sensation zu schaffen. Gespräche führte er auch mit dem DFB. „Es ging vor allem darum, eine Sensibilität für die links- und rechtsrheinischen Befindlichkeiten dieser Stadt zu schaffen", meint er. Edel-Fan Klaus Grosmann sagt klipp und klar: „Viktoria-Fans wären nie und nimmer ins Südstadion gefahren. Da hätte die Mannschaft eine Saison lang nur Auswärtsspiele gehabt", sagt er. Doch jetzt ist alles gut.

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Nun scheint der Sportpark Höhenberg eine Adresse für Stadion-Liebhaber zu sein. „Wir stellen fest, dass die Nachfrage der Auswärts-Fans zunimmt, seitdem feststeht, dass wir in Höhenberg spielen", meint Freisewinkel. Für viele Groundhopper ist Höhenberg noch ein weißer Fleck auf der Fußball-Landkarte. Und wer weiß, wie lange hier noch Fußball gespielt wird. Denn die Stadtverwaltung hält an ihren Plänen fest, in Stammheim ein modernes Drittliga-Stadion zu bauen. Langfristig soll das günstiger sein als mit dem Südstadion und dem Sportpark Höhenberg zwei kostenintensive Spielstätten zu betreiben.

Doch Höhenberg ist das Wohnzimmer der Viktoria. Kirsch blickt sich noch einmal um. „Das ist absolut emotional. Ein Ort für Fußball-Nostalgiker", gesteht er. In seiner Jugend hat er für den Club gespielt. Jetzt kommt Chemnitz.