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3:3 in RostockFC Viktoria bei Auftaktspiel erst desaströs, dann furios

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Artistische Einlage: Doppeltorschütze Albert Bunjaku setzt zum Salto an, bestaunt von  Moritz Fritz (l.) und Simon Handle.

Rostock – Die Sache mit dem Salto war fast schon in Vergessenheit geraten. Acht Jahre, Albert Bunjaku hat das nachgerechnet, sind seither ins Land gezogen, dass der ehemalige Bundesligaprofi letztmals ein Tor mit einer akrobatischen Einlage zelebriert hatte. Mit seinen inzwischen 35 Lenzen gehört Bunjaku im Fußball-Geschäft zwar wahrlich nicht mehr zur jungen Generation, doch das hielt ihn am Samstag nicht davon ab, seine Muskeln noch einmal einer besonderen Belastungsprobe zu unterziehen.

Also nahm der Angreifer auf dem Rasen des Ostseestadions Anlauf und schlug dann einen Salto, so wie früher. Es gab schließlich einen besonderen Anlass zu feiern: Mit einem Doppelpack hatte der Kosovo-Schweizer dem Drittliga-Neuling FC Viktoria Köln zu dessen Einstand im Profifußball ein ebenso respektables wie spektakuläres 3:3 (1:3) bei Hansa Rostock beschert.

Ein Defensiv-Aussetzer nach dem anderen in erster Halbzeit

„Dort einen Punkt zu holen, ist eine gute Sache für uns“, befand Albert Bunjaku in dem Wissen, dass die Hansa-Kogge zum Kreise der stärksten Drittliga-Teams gezählt wird. Allerdings hatte auch nicht viel gefehlt und die Höhenberger hätten einen fürchterlichen Fehlstart hingelegt. Nach 20 Minuten musste einem angst und bange werden um den Aufsteiger, der einem Desaster entgegentaumelte. Zu diesem Zeitpunkt lag Pavel Dotchevs Team eigentlich schon abgeschrieben mit 0:3 im Hintertreffen. „Es hätte für uns ganz böse enden können“, gestand der bulgarische Coach.

Alles zum Thema Franz Wunderlich

Die Kölner hatten sich in der ersten halben Stunde einen kapitalen Defensiv-Aussetzer nach dem anderen erlaubt. Eine besonders dramatische Figur gab dabei Bernard Kyere ab. Der eigentlich drittligaerprobte Innenverteidiger stand nach einem missglückten Klärungsversuch ins eigene Netz (9.) völlig neben sich und legte wenig später Pascal Breier mit einem schlimmen Stockfehler das 0:2 auf (13.). Kyere gelangten danach selbst die einfachsten Dinge nicht; zur Pause wurde er erlöst.

„Respekt war viel zu groß“

Doch Dotchev musste bis dato mit seinem gesamten Team unzufrieden sein: „Die Ordnung war sehr schlecht, die Abstände zwischen den Reihen waren zu groß“, kritisierte der Coach, der den übernervösen Beginn auf die besonderen Umstände zurückführte: „Wir waren am Anfang sehr beeindruckt von der Kulisse und vom Gegner. Der Respekt war viel zu groß.“

In der Tat hatten die mehr als 15 000 Hansa-Anhänger schon vor Aaron Opokus Hacken-Kunststück zum 3:0 (19.) einen Lärm erzeugt, den die Kölner aus ihrem jahrelangen Dasein in der beschaulichen Regionalliga so nicht kannten. „Man hat gemerkt, was uns in dieser Liga erwartet – dass jeder Fehler sehr schnell bestraft wird“, erklärte Sportchef Franz Wunderlich.

Rostock stehend k.o.

Als Hansa Mitte des ersten Durchgangs jedoch den Druck drosselte, arbeiteten sich die Gäste ganz allmählich in die Partie. Das erste Drittligator der Vereinsgeschichte, für das sich Albert Bunjaku nach einem Eckstoß per Kopf verantwortlich zeichnete (27.), war ein erster kleiner Hoffnungsschimmer, der allerdings nicht erahnen ließ, welch verrückte Wende die Begegnung nach dem Seitenwechsel nehmen würde.

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Schwer zu trösten: Eigentorschütze Bernard Kyere unterliefen haarsträubende Fehler.

Im zweiten Durchgang spielten nämlich auf einmal nur noch die auf zwei Positionen entscheidend veränderten Kölner, die nach Kevin Holzweilers traumhaftem Schlenzer in den Winkel (49.) endgültig in der 3. Liga angekommen waren. Rostock war stehend k.o., Bunjakus Ausgleich nach starker Balleroberung des eingewechselten Moritz Fritz hochverdient (62.). In der Schlussphase schnupperten die Rechtsrheinischen in einigen Konterchancen dann sogar noch am Sieg. „Die Mannschaft hat eine unfassbare Moral bewiesen“, lobte Franz Wunderlich.

Den Salto allemal wert

Pavel Dotchev durfte seine ehemalige Wirkungsstätte deshalb mit einem gewissen Stolz verlassen: „Nach einem 0:3 nochmal zurückzukommen, das ist für uns schon eine kleine Sensation.“ Und einen Salto allemal wert.

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Hansa Rostock: Kolke; Ahlschwede, Straith, Riedel, Rieble; T. Öztürk, M. Pepic; Vollmann, Hildebrandt (76. Bülow), Opoku (67. Königs); Breier (84. Ramaj). – Viktoria Köln: Mesenhöler; Gottschling, Kyere (46. Lanius), Willers, Lang; Saghiri (46. Fritz), Ristl; Holzweiler, Wunderlich, Handle; Bunjaku (85. Najar). – SR.: Stieler (Hamburg). – Zuschauer: 15 581. – Tore: 1:0 Kyere (9./Eigentor), 2:0 Breier (13.), 3:0 Opoku (19.), 3:1 Bunjaku (27.), 3:2 Holzweiler (49.), 3:3 Bunjaku (62.).