Mit Platz drei in Garmisch-Partenkirchen behauptet Andreas Wellinger die Tournee-Führung. Den Tagessieg holt der Slowene Anze Lanisek.
„Ausgangslage extrem gut“Wellinger nach Platz drei weiter Tournee-Spitzenreiter
Andreas Wellinger warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Goldadler, dann sprang er mit erhobenen Händen auf das Podest: Drei Tage nach seinem rauschenden Auftakterfolg in Oberstdorf hat der Olympiasieger zwar den ersten deutschen Sieg beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen seit 22 Jahren verpasst, mit Platz drei beim Erfolg des Slowenen Anze Lanisek aber die Gesamtführung behauptet. Der Traum vom erlösenden Tourneesieg ist weiter quicklebendig.
„Die Ausgangslage ist wirklich extrem gut. Ich bin in Oberstdorf und Garmisch noch nie so gut gesprungen wie an den letzten Tagen. Dann ist es geil, wenn man in der Gesamtwertung führt“, sagte Wellinger, der erstmals in Garmisch-Partenkirchen auf dem Podest stand: „Aber abgerechnet wird am Ende. Es kann noch viel passieren.“
Wellinger kämpft sich auf Podest
Als erster DSV-Adler seit dem bislang letzten Triumph von Sven Hannawald 2001/02 geht der 28 Jahre alte Ruhpoldinger als Führender in die beiden Springen in Österreich, der Vorsprung auf den diesmal zweitplatzierten Japaner Ryoyu Kobayashi beträgt aber nur noch 1,8 Punkte - umgerechnet ein Meter. „Die Kunst wird es jetzt, sich bis zum letzten Sprung am wenigsten zu erlauben.“
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Vor 21.000 Zuschauern an der ausverkauften Olympiaschanze bot Wellinger einen begeisternden Fight und schob sich von Platz vier nach dem ersten Durchgang noch auf das Podest vor - auch im zehnten Saisonspringen stand damit ein deutscher Springer auf dem Stockerl, eine Traumserie.
Mit Sprüngen auf 138,0 und 137,5 m (291,4 Punkte) lag Wellinger nach einem spannenden Springen unter schwierigen Bedingungen umgerechnet zweieinhalb Meter hinter Lanisek (295,8), der den nach dem ersten Durchgang noch führenden Kobayashi (292,6) abfing.
„Es läuft gut, jetzt muss ich einfach so weitermachen“, sagte Wellinger: „Und ich hoffe auf faire Wettkämpfe in Österreich.“ Das war vor allem in Innsbruck zuletzt nicht immer so.
„Ich habe mich hier unglaublich schwer getan“
Zweitbester Deutscher war am Montag Routinier Pius Paschke als Zehnter. Philipp Raimund, in Oberstdorf noch Sechster, landete nach einem mäßigen ersten Durchgang auf Platz 14. Karl Geiger musste sich nach Rang 16 von fast allen Hoffnungen auf das Tournee-Podest verabschieden. „Ich habe mich hier unglaublich schwer getan“, sagte der Allgäuer: „Aber zum Glück läuft es bei Andi, er weiß, was er zu tun hat.“
Weltcup-Spitzenreiter Stefan Kraft (Österreich), der zuletzt sechsmal in Folge auf der zweiten Station der Tourneesieg verspielt hatte, patzte diesmal zumindest nicht gewaltig und wurde Sechster (276,6), liegt in der Tourneewertung aber schon über 25 Punkte (14 Meter) hinter Wellinger zurück.
Für den früheren Bundestrainer Werner Schuster kommt Wellingers Leistungsschub derweil nicht unerwartet. „Ich habe vor drei Jahren mal gesagt, dass Wellinger die Tournee gewinnen wird - auch wenn das damals blöd klang, weil er gerade weit hinten lag“, sagte Schuster - vor drei Jahren kämpfte Wellinger nach seinem Kreuzbandriss verzweifelt um Anschluss und war zeitweise im drittklassigen FIS-Cup am Start: „Aber Andi hat meiner Meinung nach das gesamte Paket, er kann unter Publikum performen, ist ein Winner-Typ und hat schon große Erfolge gefeiert.“
Viel Zeit zum Nachdenken über den möglichen Coup bleibt Wellinger nicht, bereits am Dienstag (13.30 Uhr/ZDF und Eurosport) steht die Qualifikation zum dritten Springen in Innsbruck an. Und dort kassierten die DSV-Adler in jüngerer Vergangenheit regelmäßig entscheidende Niederlagen im Kampf um den Tourneesieg. „Der Bergisel verzeiht keine Fehler“, sagt Bundestrainer Stefan Horngacher. (sid)