Interview der WocheU23-Trainer des Vfl traut seiner Mannschaft eine Überraschung zu
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Gummersbach – Im Mai stellte der VfL Gummersbach mit Goncalo Miranda seinen neuen U23-Trainer vor. Trotz seiner 28 Jahre ist der aus dem portugiesischen Aveiro stammende Handballlehrer schon viel herumgekommen. Sebastian Jentsch sprach mit dem EHF-Mastercoach über seine Ziele mit dem VfL in der Dritten Liga.
Sie sind vor einigen Monaten als Trainer der U23 des VfL Gummersbach vorgestellt worden. Haben Sie sich inzwischen gut eingelebt?
Goncalo Miranda: Ich bin vor zwei Monaten von Erfurt nach Leverkusen gezogen, wo ich mit meiner Frau Mariana Ferreira Lopes zusammen wohne. Sie war schon im Winter vom Thüringer HC in der Handball-Bundesliga zum TSV Bayer Leverkusen gewechselt. Ich fühle mich bisher sehr wohl hier. Wir Portugiesen können uns vom Charakter her sowieso immer schnell anpassen.
Ich komme gut zurecht mit den Jungs. Der Mix aus U19, U23 und einigen Spieler aus der ersten Mannschaft ist sehr gut. Ich denke, das System ist perfekt geeignet für die Entwicklung der Spieler, aber auch für mich als jungen Coach.
Sie sind schon sehr viel herumgekommen. Wie kam es dazu?
Ich habe schon früh in Portugal die Bambini trainiert. Wegen der Handball-Karriere meiner Frau bin ich dann nach Schweden gegangen, wo ich in der Dritten Liga Trainer war. Anschließend sind wir nach Deutschland gezogen. Nach der Frauenmannschaft der Füchse Berlin und der des Thüringer HC ist Gummersbach hier meine dritte Station. Meine
Ihre Frau Mariana ist aktive Profihandballerin und spielt derzeit für Bayer Leverkusen und die portugiesische Nationalmannschaft. Welchen Einfluss hat ihre Karriere auf ihr Leben?
Einen sehr großen. Ich folge Mariana überall hin, weil ihre Karriere sehr wichtig ist. In der ersten Zeit war es sehr anstrengend, aber man gewöhnt sich daran. Durch Freunde und gute Kontakte habe ich bisher immer schnell einen Trainerjob gefunden. Wir wünschen uns aber endlich für jeden eine Mannschaft, in der wir beide glücklich werden, sodass wir länger als zwei Jahre bleiben können. Das hat in der Vergangenheit nicht immer gepasst. Ich glaube dieses Mal haben wir eine gute Chance, dass es funktioniert.
Der Kader
Zugänge: Keno Danzenbächer (U17 SV 64 Zweibrücken), Kilian Werz, Florian Schmidt, Finn Schroven, Leonard Viebahn, Kieran Unbehaun, Julius Fanger, Maximilian Keil, Bruno Eickhoff, Gabriel Viana, Kevin Suiters (alle eigene Jugend).
Abgänge: Ole Bisten, Felix Soldanski (beide Ziel unbekannt), Joe Schuster (Northeimer HC), Oliver Perey (SGSH Dragons), Eldar Starcevic (TuS Derschlag), Lasse Hasenforther (HSG Krefeld), Dennis Stöcker (Leichlingen), Reece Beuse (Hemer), Tomas Smetanka (Nava, Spanien).
Der Kader: Tor: Kilian Werz, Keno Danzenbächer, Diogo Valerio.
Feld: Rückraum: Loic Kaysen, Florian Schmidt, Yannik Harder, Finn Schroven, Leonard Viebahn, Kieran Unbehaun, Tom Kiesler, Julius Fanger, Kevin Suiters.
Kreis: Maximilian Keil, Bruno Eickhoff.
Außen: Gabriel Viana, Felix Maier, Mathis Häseler, Nils Thiem.
Trainer: Goncalo Miranda (für Maik Thiele).
Wie sieht Ihr Alltag außerhalb des Handballs aus?
Wir haben eine oberste Regel: Zuhause sprechen wir nicht über Handball! Wir brauchen auch andere Hobbys, wie Serien schauen oder mit dem Hund spazieren gehen.
Haben Sie selbst auch Handball gespielt?
Ja, ich habe in der Jugend Handball gespielt, bis ich 20 Jahre alt war. Ich war aber nie gut genug für ganz oben und habe in der Dritten portugiesischen Liga gespielt. Dann habe ich ein Angebot vom FC Porto bekommen, als Jugendtrainer zu arbeiten. Es wurde schnell klar, dass ich ein besserer Trainer als Spieler bin.
Das wollen Sie sicher auch in Gummersbach unter Beweis stellen. Was macht für Sie den Reiz an dieser neuen Aufgabe aus?
Es ist eine große Ehre, für diesen traditionell bedeutenden und großen Verein arbeiten zu dürfen. Schon als Kind habe ich Spiele vom VfL verfolgt. Ich freue mich, dabei zu helfen, den Verein zu verbessern. Die Zusammenarbeit innerhalb des Vereins vom Jugendbereich bis zur ersten Mannschaft ist ausgezeichnet. Das Gesamtpaket stimmt einfach.
Wie groß sind die sprachlichen Barrieren und wie regeln Sie das in der Trainerarbeit? Ist das eine besondere Herausforderung?
Ich habe damit noch keine Probleme gehabt. In Berlin und in Thüringen habe ich das Training auf Englisch geleitet. Ich versuche trotzdem Deutsch zu lernen. Auf Netflix übe ich zum Beispiel mit deutschen Untertiteln. Die einfache Handballsprache bekomme ich aber gut hin.
Welche Art von Handball möchten Sie in Gummersbach vermitteln?
Meine Idee ist ein Mix aus schwedischem und portugiesisch/spanischem Handball mit schnellen Pässen und viel Tempo, aber auch viel taktischem Geschick. Wir wollen den Gegner kontrollieren und ihn dann werfen lassen, wenn wir das wollen. Insgesamt brauchen wir mehr Intelligenz im Spiel, was meiner Meinung nach ein Grundproblem im deutschen Handball ist.
Wie verläuft die bisherige Vorbereitungen auf die neue Saison?
In enger Zusammenarbeit mit der U19 und der Profimannschaft machen wir jeden Tag zwei Trainingseinheiten. Die Spieler sind nach der langen Pause sehr hungrig. Ich bin mit dem Einsatz sehr zufrieden, muss die Jungs aber auch bremsen. Wir müssen es langsam angehen, damit keine Schulterverletzungen oder ähnliches auftreten.
Wo liegen die Stärken der Mannschafte und was muss noch verbessert werden?
Wir haben eins der jüngsten Teams der Liga. Das ist ein Vor- aber auch ein Nachteil. Wir haben einerseits viel Power und Attitüde, können aber andererseits das Spieltempo nicht gut kontrollieren. Vor allem für die engen Spiele brauchen wir die Erfahrung, die uns fehlt.
Was ist Ihr Ziel? Was ist in dieser Saison möglich?
An erster Stelle steht immer die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Spielers. Als Team wollen wir auch im nächsten Jahr in der Dritten Liga spielen. Durch das neue System wird es sehr viele Absteiger geben. Es wird also eine sehr schwere Aufgabe. Ich traue uns aber zu, dass wir viele überraschen können.
Was sind Ihre persönlichen Ziele für die Zukunft?
Irgendwann will ich die Besten trainieren. Ein Trainerjob in der Bundesliga wäre ein Traum. Ich bin zum Glück noch jung und habe viel Zeit, dieses Ziel zu erreichen.