Umdenken bei Löw?Niklas Süle verletzt sich schwer am Knie
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München – Der Schmerzensschrei von Niklas Süle löste nicht nur bei den Bayern sofort schlimmste Befürchtungen aus - auch für Joachim Löw waren die Bilder alarmierend. Der langfristige Ausfall des Abwehrchefs trifft den Bundestrainer acht Monate vor der Fußball-EM noch heftiger als den deutschen Rekordmeister, der auch ohne den 24 Jahre alten Nationalspieler im Abwehrzentrum sowohl qualitativ als auch quantitativ weiterhin ausreichend gut bestückt ist.
Und die DFB-Auswahl? Da heißen die besten Innenverteidiger nach Löws Radikalumbruch Matthias Ginter, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Niklas Stark und Robin Koch, den Löw gerade zum Nationalspieler beförderte.
Bayern-Coach Niko Kovac äußerte seine bösen Vorahnungen direkt nach dem 2:2 in Augsburg. „Das, was ich jetzt schon gehört habe, ist, dass das Kreuzband beschädigt ist. Jetzt müssen wir schauen, inwieweit noch andere Bereiche im Knie in Mitleidenschaft gezogen wurden.“
Zumindest die Befürchtungen eines Totalschadens im linken Knie bewahrheiteten sich am Sonntag im ärztlichen Bulletin des FC Bayern nicht. Das lautete: Kreuzbandriss und sofortige Operation.
Schon in seiner Hoffenheimer Zeit hatte Süle vor fünf Jahren einen Kreuzbandriss im nun wieder betroffenen Knie erlitten. Damals dauerte es 203 Tage bis zum Comeback. Die neue Ruptur versetzt Löw in eine Notlage, die ihn zwingt, ein DFB-Comeback des im vergangenen März ausgemusterten 2014-Weltmeisters Mats Hummels neu zu überdenken. Einer neuen öffentlichen Debatte um den 30 Jahre alten Abwehrchef von Borussia Dortmund wird sich Löw auf jeden Fall stellen müssen.
Mats Hummels für Rückkehr bereit
Hummels wäre sicherlich bereit zur Rückkehr. „Wenn ich irgendwann noch einmal das Trikot für Deutschland anziehen darf, würde ich mich nicht dagegen wehren“, sagte er jüngst im „Kicker“-Interview. Bei „Bild“ und „Sport Bild“ erklärte er zu einem möglichen Anruf des Bundestrainers: „Bisher habe ich in meinem Leben immer abgehoben, wenn Jogi Löw angerufen hat.“
Unabhängig von Hummels: In Löws EM-Puzzle klafft ohne Süle die nächste große Lücke. Schließlich fällt in Leroy Sané bereits ein zweiter Topspieler wegen eines Kreuzbandrisses seit Saisonbeginn aus. Der 23 Jahre alte Außenstürmer von Manchester City wird womöglich erst im Frühjahr zurückkehren, wenige Monate vor der EM 2020.
Ungewissheit um Leroy Sané
Ob Sané bis zum Turnierstart Mitte Juni in Topform kommt, ist ungewiss. Für Süle wird der Wettlauf mit der Zeit noch kniffliger. Ein Kreuzbandriss bedeutet in der Regel mindestens ein halbes Jahr Wettkampfpause. Sami Khedira schaffte es nach einem Innenband- und Kreuzbandriss im Knie, den er im November 2013 bei einem Länderspiel gegen Italien erlitt, mit einem Kraftakt so eben. Er war bei der WM 2014 dabei, wurde in Brasilien Weltmeister, erreichte beim Turnier aber nicht seine Topform. Auch Löw wird sich daran erinnern.
Joachim Löw trifft Süle-Ausfall schwer
Nachdem der Bundestrainer das Weltmeister-Duo Hummels und Jérôme Boateng (31) im Frühjahr aussortierte, war Süle als neuer Chef der Defensive im DFB-Team die einzige Konstante. Als einziger Akteur neben Bayern-Kollege Joshua Kimmich stand er in allen acht Länderspielen dieses Jahres jeweils 90 Minuten auf dem Platz.
Als Löw vor den jüngsten Partien gegen Argentinien und Estland von zahlreichen Absagen heimgesucht wurde, kam ausgerechnet in Dortmund bereits die Frage nach Hummels auf. „An den habe ich jetzt nicht gedacht“, antwortete Löw: „Ich habe schon vor einigen Wochen gesagt, dass wir den Weg mit den jungen Spielern erstmal gehen. Es gibt jetzt keine Veranlassung, den Mats zu nominieren.“ Ob das nach dem Süle-Schock für die nächsten Länderspiele gegen Weißrussland und Nordirland im November oder spätestens zur EM auch noch gilt?