Köln – Jörg Jakobs lässt sich eigentlich nie in die Karten schauen. Der Sportchef des 1. FC Köln erledigt seine Aufgaben lieber in aller Ruhe, sachlich und fernab jeder Öffentlichkeit. Und bisher mit aktenkundigem Erfolg: Der FC hat nach den noch unter Horst Heldt verpflichteten Dejan Ljubicic und Marvin Schwäbe mit Mark Uth und Timo Hübers zwei weitere Spieler ablösefrei zum Geißbockheim lotsen können. Auf die Probleme in der Innenverteidigung hat Jakobs mit der Leihe von Luca Kilian (FSV Mainz 05) geantwortet.
Dem Sportchef ist es zudem gelungen den aufgeblähten Kader um elf Spieler zu reduzieren und dabei die Millionentransfers von Sebastiaan Bornauw (VfL Wolfsburg/17 Millionen Euro) und Ismail Jakobs (AS Monaco/8 Millionen Euro) zu realisieren. Es bleibt aber spannend, denn das Sommer-Transferfenster ist noch bis zum 1. September geöffnet und der FC mittendrin in den Überlegungen seinen Kader zu verändern. Am Mittwoch gab Jörg Jakobs einen Einblick in die Pläne. Aber natürlich, ohne sich wirklich in die Karten schauen zu lassen.
Verpflichtet der 1. FC Köln weitere Spieler?
„Überlegungen gibt es logischerweise immer“, sagte Jakobs. Im Fall des FC hängen weitere Neuverpflichtungen aber direkt damit zusammen, ob sich auf der Abgabeseite etwas tut. Der FC würde sich dem Vernehmen nach gerne im Angriff und auf den Außenverteidiger-Positionen verstärken. Wobei die Stürmer-Position nach den überzeugenden Leistungen von Anthony Modeste mit zweiTore in den ersten beiden Spielen nicht mehr ganz so akut scheint wie noch vor der Saison. „Sowohl Trainer Steffen Baumgart als auch wir aus der sportliche Leistung haben Fantasien, welche Spieler uns theoretisch besser machen würden“, meinte Jakobs beim Thema Neuzugänge. Sprich: Der FC hat konkret Spieler im Auge und wartet darauf, in welche Richtungen sich der Markt bewegt. „Wir sind generell davon abhängig, was noch passiert“, meint der FC-Sportchef. Will heißen: Wenn die Kölner mit einem Spielerabgang noch eine Transfersumme generieren können, sind sie in der Lage einen Teil des Geldes wieder investieren. Und sollte keiner mehr gehen, besteht die Möglichkeit nach Luca Kilian einen weiteren Spieler auszuleihen. Jakobs: „Wir sind vorbereitet und wären nach Möglichkeit in der Lage, schnell zu handeln.“
Neben der Thematik um Ellyes Skhiri, die vor allem eine finanzielle Komponente beinhaltet, betrachtet Jörg Jakobs weitere mögliche Abgänge aus zwei Perspektiven. Zum einen, was die jungen Spieler wie Sava Cestic oder Marvin Obuz, die durch eine Leihe zu anderen Clubs mehr Spielpraxis erhalten und sich dadurch weiterentwickeln können. Zum anderen die Spieler, die mit ihrer aktuellen Perspektiven beim FC nicht zufrieden sind und sich bei anderen Clubs mehr Spielzeit erhoffen. „Wenn solche Spieler auf uns zukommen und das Gespräch suchen, wird darum gehen eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten die beste ist.“
Ondrej Duda
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Kandidaten sind in dieser Hinsicht nach den Eindrücken der ersten beiden Spieltagen der Fußball-Bundesliga Innenverteidiger Jorge Meré, Spielmacher Ondrej Duda, der österreichische Nationalspieler Louis Schaub und Kingsley Schindler. „Ich will nicht ausschließen, dass es weitere Abgänge ist. Auch das aber ist von der Dynamik des Marktes abhängig“, kündigte Jörg Jakobs an und erklärte vielsagend: „Es kann schnell gehen, möglicherweise passiert aber auch erst nach dem Wochenende etwas – oder eben gar nichts.“ Konkret zu Jorge Meré gefragt, der noch bis 2023 Vertrag in Köln hat und in der Vergangenheit schon des Öfteren mit Clubs aus seiner spanischen Heimat in Verbindung gebracht wurde, antwortete der Sportchef: „Es ist nicht wahrscheinlich, dass Jorge noch wechselt. Es gibt nichts Konkretes, aber komplett ausschließen kann ich es trotzdem nicht.“ Merés Marktwert liegt aktuell bei etwa 3,5 Millionen Euro.
Was tut sich aktuell im Fall Ellyes Skhiri?
Der 26-jährige Tunesier hat in den ersten beiden Spielen gegen Hertha BSC und Bayern München eindrucksvoll demonstriert, dass er als Sechser ein Schlüsselspieler im FC-Konstrukt ist. „Steffen Baumgart hat schon gesagt, dass uns ein Abgang von Ellyes sportlich schwächen würde. Aber es gibt in seinem Fall eine finanzielle Komponente. Die Eckdaten sind allen Beteiligten bekannt“, wiederholte Jakobs, der ankündigte einen möglichen Abgang intern durch Dejan Ljubicic und Salih Özcan zu kompensieren.
Skhiri, der bis 30. Juni 2023 beim FC unter Vertrag steht, wird nur verkauft, wenn die Höhe der Ablöse stimmt. Diese sollte jenseits der 15 Millionen Euro liegen. Bislang gibt es kein konkretes Angebot. „Das Transferfenster schließt nächsten Dienstag. Es wird für alle spannend zu sehen sein, ob nach dem Spieltag am Wochenende die Post auf dem Transfermarkt richtig abgeht oder ob vieles gefühlt weiter vor sich dahinplätschert“, hält Jakobs alles für möglich.
Wie ist der Kader ohne weitere Zugänge aufgestellt?
Sportchef Jörg Jakobs machte keinen Hehl daraus, dass die FC-Verantwortlichen auch ohne weitere Zugänge ruhig schlafen werden. „Wir haben Vertrauen in den aktuellen Kader und überhaupt keine Bauchschmerzen, wenn er auch nach der Transferperiode so aussieht, wie er gerade ist. Wir halten uns für wettbewerbsfähig.“