Berlin – Der sonst abgezockte Schwede Emil Forsberg ließ seinen Emotionen nach dem Pokalsieg im Elfmeterschießen für RB Leipzig freien Lauf. „Alles schwer zu begreifen, ich habe eigentlich keine Worte für das Spiel, ich bin unheimlich stolz, ich weine normalerweise nicht, aber nach dem letzten Elfmeter habe ich einfach nur geweint nach den Emotionen“, sagte der schwedische Fußball-Nationalspieler nach dem Erfolg gegen den SC Freiburg. Er kündigte heftige Feierlichkeiten an: „Es wird groß gefeiert, es ging schon in der Kabine los. Ich habe auch Bock auf Bier.“
Nach seiner Auswechslung spielte Forsberg zusammen mit Kevin Kampl den Anpeitscher auf der Reservebank. „Ich glaube Domenico (Tedesco) hat mit Kevin und mir zwei Extra-Co-Trainer gehabt. Wir waren voll heiß, Kevin hat die Rote Karte, ich habe die Gelbe Karte bekommen. Aber das alles bedeutet uns so viel“, sagte der Schwede. Der 30 Jahre alte Forsberg spielt seit 2015 - damals noch in Liga zwei - für RB und freut sich über den ersten Titel 13 Jahre nach Vereinsgründung: „Ich bin unheimlich stolz. Wir haben vieles richtig gemacht in den Jahren.“
Tedesco: „Haben einen starken Zusammenhalt“
RB-Trainer Domenico Tedesco sagte nach dem Sieg: „Ich glaube, dass die Mannschaft mehrmals bewiesen hat, dass sie Charakter hat, dass sie Mentalität hat. Wir haben einen starken Zusammenhalt. Die Spieler die reinkamen, haben es sehr gut gemacht. Ich bin überglücklich, sehr stolz auf die Mannschaft, sie hat extreme Widerstandsfähigkeit gezeigt. Ich habe immer wieder betont, dass wir damals im Dezember eine intakte Mannschaft vorgefunden haben. Jesse Marsch hat die Mannschaft so hinterlassen, zwei Pokalrunden bestritten, auch er hat einen großen Anteil.“
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Bei der Party wollte Tedesco sich zurückhalten: „Ich feiere nicht so gerne, bim auch nicht so der große Tänzer, wir haben 200 Mitarbeiter, die auf uns warten, das ist auch ein Sieg für sie. Ich trinke eher ein Glas Rotwein in der Ecke. Aber ich muss noch einige Spieler nass machen, das kriegen sie zurück“, so der Leipziger Coach direkt nach dem Spiel.
Enttäuschung hält sich bei Freiburgs Streich in Grenzen
Obwohl der große Traum vom ersten Titel mit seinem Herzensverein beim 2:4 im Elfmeter-Drama gegen RB Leipzig platzte, wirkte Freiburgs Trainer Christian Streich gefasst. Er schaffe es noch nicht, sich zu ärgern, sagte er direkt nach dem Spiel. Am Sonntag aber werde es „brutal wehtun, übermorgen nochmal mehr, heute nicht“, betonte Streich, die Fans seien „dankbar, die Mannschaft leistet Unglaubliches“.
Diesen Zusammenhalt, diese Einzigartigkeit seines Klubs aus dem beschaulichen Breisgau, das vertraute Umfeld - all diese Dinge hob Streich im Moment der Niederlage noch einmal hervor. „Wenn du dir das bewahren könntest in diesem Verein, wir wachsen natürlich brutal, das wäre mein größter Wunsch“, sagte der 56-Jährige: „Da verzichte ich gerne auf einen Pokalsieg - auch wenn es schwerfällt.“
Über seine Frau, so verriet es Streich, erfuhr er von der Begeisterung der Fans rund um das erste Pokalfinale des Klubs. Sie habe ihm gesagt, „was in den Sonderzügen war, welche Leute sich nach zehn, zwölf Jahren wieder getroffen haben“, sagte der SC-Coach: „Es geht nur darum, dass das passiert ist. Es war so toll, was hier alles abgegangen ist.“
Löw leidet mit Freiburgern
Ex-Bundestrainer Joachim Löw litt auf der Tribüne mit seinen Freiburgern. Es sei trotz der Niederlage „überragend, was sie in dieser Saison geleistet haben“, sagte der langjährige Spieler der Breisgauer in der ARD und lobte die „Bescheidenheit und Bodenständigkeit“ des Klubs: „Sie spielen nicht nur gut Fußball, sie stehen für gewisse Werte, der Verein, der Trainer.“
„Der Tank ist leer, der Kopf ist leer. Es tut weh“, gab SC-Vincenzo Grifo zu. Auch der überragende Nationalspieler Nico Schlotterbeck zeigte sich nach dem letzten Spiel im SC-Trikot vor seinem Wechsel nach Dortmund „wehmütig“ und „emotional leer“. Trotzdem sei er „brutal stolz auf den Verein“. (dpa, sid)