Köln – Bei Christian Keller sind im Rückblick auf das Playoff-Hinspiel gegen Fehérvár FC zwei wesentliche Dinge hängen geblieben. Zum einen, dass der 1. FC Köln im Rückspiel am Donnerstag (19 Uhr/RTL+) trotz des 1:2 in Köln noch die Gruppenphase der Conference League erreicht, „weil wir die bessere Mannschaft sind und weil wir hoffentlich mit Freude am Spiel dieses Spiel angehen“. Zum anderen, dass der gesamte Club und sein Umfeld die Erwartungshaltung an Spiel und Wettbewerb so neu justieren müssen, dass die vom FC-Sportchef erwähnte Freude den zentralen Punkt darstellt.
Zu viel Druck wirkt hemmend
„Die wichtigste Lehre aus dem Hinspiel ist, dass wir die Erwartungshaltung auf einem vernünftigen Maß halten“, sagte Keller am Dienstag. Angemessen also, denn den 43-Jährigen hatte vor dem ersten Duell mit Fehérvár das Gefühl beschlichen, dass die Kölner gleich das Champions League-Finale bestreiten und das auch noch gewinnen müssen: „Jeder Spieler, jeder Trainer und jeder drumherum wollte unbedingt im Hinspiel den Grundstein für das Erreichen der Gruppenphase legen. Das hat uns ein Stück weit gehemmt“, beschrieb Keller die Situation und versuchte sie vor dem Rückspiel in Ungarn zurechtzurücken: „Wir müssen nicht in die Gruppenphase, wir können und wollen es aber. Wenn wir so in das Spiel gehen, können wir befreiter auftreten.“
Mark Uth muss operiert werden
Der 1. FC Köln muss wohl bis Ende September noch auf Mark Uth (Foto) verzichten. Der Spielmacher des 1. FC Köln, der nach dem Pokalspiel in Regensburg über Adduktorenprobleme geklagt hatte und seitdem ausfällt, muss unters Messer. Das bestätigte FC-Sportchef Christian Keller am Dienstag: „Wir wissen jetzt, woran es liegt, woher die Schambein-Problematik kommt. Das soll zeitnah behoben werden. Es wird einen kleinen operativen Eingriff geben. Der ist nicht weiter tragisch, sodass Mark relativ schnell wieder da sein wird.“ Keller rechnet in drei bis vier Wochen mit einer Rückkehr des Porzers, der am Mittwoch seinen 31. Geburtstag feiert. Bei einem optimalen Verlauf könnte Uth schon in 14 Tagen wieder mit dem Training beginnen. (sam)
Dabei bezog der neue Geschäftsführer Sport die finanziellen Konsequenzen eines Ausscheidens oder Weiterkommens bewusst mit ein: „Der Sport soll im Mittelpunkt stehen. Es ist der falsche Ansatz zu sagen, wir müssen gewinnen, damit der Club so und so viel Geld einnehmen kann.“ Die Spieler sollten deshalb aus Freude daran, dass sie international spielen können und im Falle eines Weiterkommens dies noch mindestens sechs Mal zusätzlich dürfen, in die Partie gehen und nicht, weil die dem Club eine „wichtige Erlössituation“ ermöglichen. Tatsächlich sind die mindestens zehn Millionen Euro möglicher Erlös aus den Gruppenspielen ja kein Taschengeld und würden dem finanziellen angeschlagenen Fußball-Bundesligisten enorm helfen.
„Wir haben also 90 Minuten Zeit.“
Keller beschreibt die Erwartungshaltung an die Partie in der mit 14 200 Zuschauern sicher ausverkauften Mol Arena Sosto trotzdem so: „Wenn wir das auf den Platz bringen, was wir können, sind wir immer in der Lage ein Tor zu erzielen. Und ein Tor reicht für die Verlängerung. Wir haben also 90 Minuten Zeit.“
Nicht aufs Elfmeterschießen ankommen lassen
Den Geißböcken hilft dabei auch die Abschaffung der Auswärtstorregel. Schon ein 1:0 würde deshalb genügen. „Wenn du ein Tor mehr geschossen hast, bist du dabei. Das passt aus meiner Sicht sehr gut zu unserem Spiel. Die Regel ist klar. Wer die meisten Tore macht, ist weiter und das ist gut“, ist Steffen Baumgart ein Verfechter dieser Regeländerung. Zumal der Trainer genau wie Christian Keller es am Ende nach den Erfahrungen beim DFB-Pokalaus in Regensburg nicht auf ein Elfmeterschießen ankommen lassen will: „Das wollen wir nicht unbedingt. Wir haben gelernt, dass wir das noch üben müssen“, scherzte der Sportchef am Dienstag.
„Dorthin fahren, um das Spiel zu gewinnen“
Dass der ungarische Fußballverband das Meisterschaftsspiel von Fehérvár am vergangenen Wochenende gegen Ujpest Budapest verlegt hat, damit die Mannschaft des deutschen Trainers Michael Boris ausgeruht n das Rückspiel gehen kann, stört die Kölner nicht. „Wir beschäftigen uns nicht damit, dass es in Ungarn möglich war, ein Spiel zu verlegen. Wir werden es nicht als Ausrede benutzen, sondern dorthin fahren, um das Spiel zu gewinnen“, sagte Baumgart energisch. Keller sieht es nicht anders: „Das sollen die machen. Für mich ist es keine Wettbewerbsverzerrung.“
Fanmarsch zum Stadion
Offiziell stehen dem FC für das Rückspiel am Donnerstag übrigens 2700 Tickets zur Verfügung. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich deutlich mehr Kölner Fans auf den Weg nach Székésfehérvár, um das Team von Steffen Baumgart zu unterstützen. Die ersten Anhänger aus der organisierten Fanszene machten sich bereits am Dienstag auf den Weg nach Ungarn. Die meisten von ihnen werden in den nahe gelegenen Urlaubsgebieten am Balaton (Plattensee) erwartet.
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Vor Ort wird es schwer, noch an eine der 14 201 Eintrittskarten zu kommen. Fehérvár FC gibt Tickets für den heimischen Sektor etwa nur bei Vorlage eines ungarischen Personalausweises raus. Der Verein „Südkurve 1. FC Köln e. V.“ gab am Dienstag erste Informationen bekannt. Demnach trifft sich die Kölner Fanszene ruft nun den Treffpunkt für alle mitgereisten FC-Fans aus. Ab 12 Uhr versammeln sich die Anhänger am Országalma Brunnen, nördlich des Bahnhofs. Von dort aus soll es dann zur Kartenausgabe und anschließen in einem Fanmarsch weiter zum Gästeblock gehen. Wie vor fünf Jahren, als 10 000 Kölner vor dem FC-Auftritt beim FC Arsenal durch London marschierten.