Köln – Der neue Sportchef des 1. FC Köln hat sich schnell festgelegt. Christian Keller hat erklärt, dass über alles, was die sportliche Zukunft betrifft, öffentlich erst wieder gesprochen wird, wenn die so erfreulich verlaufende Bundesliga-Saison 2021/22 beendet ist. Am besten mit dem größtmöglichen Erfolg – und der heißt im Fall des Fast-Absteigers der vergangenen Spielzeit Qualifikation für einen europäischen Clubwettbewerb.
Während also überall die Gerüchte über mögliche Spielertransfers wie Pilze aus dem Boden schießen und der FC dabei nicht außen vor ist, hält Keller sich bedeckt. Zum einen, damit sich die Mannschaft auf das Wesentliche fokussieren kann und der sportliche Erfolg nicht in Gefahr gerät. Zum anderen, um den Spielern des aktuellen Kaders die Wertschätzung entgegen zu bringen, die sie sich im Verlauf der Saison verdient haben und die ebenso hilfreich wie nötig ist, um das neu gesetzte Ziel nach 34 Spieltagen zu erreichen.
Es geht vor den letzten Spielen beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr), gegen Wolfsburg (7. Mai) in Stuttgart (14. Mai) darum, den Laden zusammenzuhalten, alle mitzunehmen und die Stärke der mannschaftlichen Geschlossenheit weiter einsetzen zu können.
1. FC Köln: Baumgart ruft Ausreißer zur Räson
Als Ondrej Duda und Anthony Modeste am Samstag beim 3:1-Heimsieg gegen Arminia Bielefeld aus der Reihe tanzten, griff Trainer Steffen Baumgart entschieden ein und machte die beiden Ausreißer schnell wieder fest – ohne sie zu diskreditieren. Mitte der Woche hatten sich die Dinge so weit beruhigt, dass sie für die schwere Aufgabe in Augsburg keine Rolle mehr spielen dürften. „Das ging auch so schnell, weil wir da stehen, wo wir stehen“, wies FC-Spielmacher Mark Uth auf Platz sieben in der Tabelle hin. Sportlicher Erfolg hält die Probleme klein, die sich in unruhigeren Zeit schnell mal zu einem Flächenbrand entwickeln können.
Der slowakische Nationalspieler Duda ist eine Woche vom Training suspendiert und steht deshalb ebenso wenig im Augsburg-Kader wie Salih Özcan, der gegen Bielefeld seine fünfte Gelbe Karte sah und gesperrt ist. Für das Duo rückten Kingsley Schindler und Bright Arrey-Mbi neu ins Aufgebot. Dass Spieler wie Duda und Özcan nicht dabei sind, könnte für den FC in der kommenden Saison durchaus Alltag werden. Duda gehört zu den Akteuren, bei denen der FC nicht allzu viel dagegen haben dürfte, wenn er sich im Sommer verändern will und die Kölner eine entsprechende Ablösesumme generieren könnten, die mindestens den noch bestehenden Abschreibungswert des Spielers in einer Höhe von mehr als 3,5 Millionen Euro ausgleicht. Auch, um aus dem lukrativ dotierten und bis 2024 laufenden Vertrag mit dem 27-Jährigen herauszukommen.
Öczan ist das Tafelsilber des 1. FC Köln
Und Özcan ist aktuell so etwas wie das Tafelsilber der Kölner. Einerseits steht das Eigengewächs wie kaum ein anderer für den FC und könnte das Gesicht des Clubs werden, andererseits verspricht seine aktuell überragende Form die höchste Ablösesumme, die die Kölner im Sommer kassieren könnten.
Es ist ja kein großes Geheimnis, dass die Geißböcke angesichts von 85 Millionen Euro Umsatzverlust und ihrem aufgebrauchten Eigenkapital, Transfererlöse in zweistelliger Millionenhöhe generieren müssen. Ein schwieriges Unterfangen für Christian Keller mit Blick auf den Marktwert des FC-Kaders und der Tatsache, dass sich die Kölner auf den ersten Blick schwächen müssen.
FC-Sportchef Keller: „Gibt genug Jungs, um die wir uns bemühen können“
Trainer Steffen Baumgart hält die auf ihn zurollende Kaderveränderung aber für normal und branchenüblich. „Wir können gerne über Fußballromantik reden, aber in diesem Job geht es um viel Geld. Es gehört zum Geschäft über Ablösesummen Geld zu verdienen. Wenn sich daraus eine Win-Win-Situation ergibt, muss das für uns ein Geschäftsmodell sein“, sagte der FC-Coach. Ihm kommt dabei die Rolle zu, immer wieder den Kaderwert zu steigern. Das bedeutet möglichst ablösefreie Spieler nach Köln zu lotsen und diese so zu entwickeln, dass der FC mit ihnen Geld verdienen kann.
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Einen Weg, den der FC laut Christian Keller gehen muss und gehen kann. Davon ist auch Baumgart überzeugt: „Es gibt genug Jungs, um die wir uns bemühen können. Wenn ich aktuell mit Spielern rede, fällt es mir leichter den FC interessant zu machen.“ Was zu großen Teilen ja an ihm und seiner Art Fußball spielen zu lassen liegt.
Voraussichtliche Aufstellungen: Augsburg: Gikiewicz; Gumny, Gouweleeuw, Oxford, Iago; Maier, Dorsch; Caligiuri, Vargas, Hahn; Gregoritsch. – Köln: Schwäbe; Schmitz, Kilian, Hübers, Hector; Skhiri; Ljubicic, Uth, Kainz; Thielmann, Modeste.