Köln – Die Profis des 1. FC Köln hatten am Montag Zeit, das Debakel an der Dreisam und das Abrutschen auf den Relegationsplatz der Fußball-Bundesliga daheim zu verdauen. Markus Gisdol bittet die Spieler erst am Dienstag wieder auf das Clubgelände im Grüngürtel. Es wird keine angenehme Zusammenkunft. Der schwer verärgerte Sportchef Horst Heldt hatte am Tag nach der 0:5-Klatsche beim SC Freiburg eine „intensive Woche“ angekündigt. Während die Aufarbeitung der höchsten Saisonniederlage im Beisein der gesamten Mannschaft noch aussteht, wurden hinter den Kulissen die Köpfe bereits eifrig zusammengesteckt.
Kein Endspiel für Markus Gisdol
In diesem Zuge war aus dem Geißbockheim zu hören, dass der Krisen-Gipfel am Samstag (15.30 Uhr, Rheinenergiestadion) gegen Hertha BSC Berlin kein Endspiel im klassischen Sinne für den Trainer darstellt. Heldts Äußerung nach dem Fiasko in Freiburg über ein mögliches Abrücken von seinem Coach („Markus Gisdol sitzt am Samstag auf der Bank“) war eher so zu verstehen gewesen, nicht in Aktionismus verfallen zu wollen. Vielmehr machen sich die Verantwortlichen des neuen Tabellensechzehnten zum Vorwurf, sich nach der 0:1-Heimpleite zum Jahresauftakt gegen den FC Augsburg zu sehr dem Druck von außen gebeugt zu haben. Dabei hatte Gisdol vor der Abreise nach Freiburg SC-Coach Christian Streich ausgerechnet wegen dessen Standfestigkeit („Er lässt sich nicht treiben und zieht sein Ding durch“) zum besten Trainer der Liga erklärt.
In der Offensive nicht wohlgefühlt
Mitbeeinflusst vom öffentlichen Ruf nach mehr Torgefahr entschied sich Kölns Trainer im Breisgau dann aber für eine offensivere Formation, in der sich seine Mannschaft offenbar nicht wohlfühlte. Das Vorziehen von Marius Wolf auf die offensive Außenbahn sowie die Startelf-Nominierung von Anthony Modeste als echten Mittelstürmer hatten den Plan verfolgt, das brach liegende Spiel nach vorne zu beleben. Doch die Idee der sportlich Verantwortlichen scheiterte krachend. Während Benno Schmitz in Wolfs Rücken als Rechtsverteidiger versagte und gleich mehrere Gegentore mitverschuldete, machte Modestes Auftreten deutlich, dass der Franzose in seiner aktuellen Verfassung trotz akuter Stürmernot kein Kandidat für die erste Elf sein kann.
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Lediglich 6,72 zurückgelegte Kilometer in 70 Minuten Einsatzzeit – und damit rund zweieinhalb Kilometer weniger als sein Freiburger Sturm-Kollege Ermedin Demirovic – genügen keinen Bundesliga-Ansprüchen. Weder offensiv für die Erzeugung von Torchancen, noch defensiv für das wichtige Anlaufen sowie Zustellen von Passwegen und Räumen. Auch wegen Modestes läuferischer Verweigerung war es den Kölnern im Schwarzwaldstadion nicht gelungen, an ihre stabilen Abwehr-Auftritte aus den vorherigen Spielen anzuknüpfen. Die waren zwar ebenfalls nicht schön anzusehen gewesen, hatten den FC im Kampf um den Klassenerhalt aber zumindest Zählbares eingebracht.
Allerdings sind Mittel für Nachverpflichtungen sowie Alternativen gerade auf der Mittelstürmer-Position kaum vorhanden. Der im Sommer als vermeintlicher neuer Torjäger verpflichtete Sebastian Andersson steht wegen eines Knochenödems offensichtlich noch für längere Zeit nicht zur Verfügung. „Sebastian ist noch in einer Phase, in der das Knie Ruhe braucht. Es ist nicht so, dass er 1.000-Meter-Läufe macht. Das wäre der falsche Weg“, gab Horst Heldt einen Einblick in den Stand der Reha-Arbeiten des Schweden. Zudem ist der junge Tolu Arokodare noch nicht so weit. Gegen die Hertha wird Gisdol deshalb wohl wieder zu seiner vorherigen taktischen Variante mit Ondrej Duda als „falsche Neun“ zurückkehren. Vorher wartet auf seine Spieler allerdings noch eine unbequeme Trainingswoche.