Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Mit Höhen und TiefenJürgen Drolshagen fährt zu jedem Auswärtsspiel mit dem Rad

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Mit Sammelbüchse auf dem Lenkrad: Jürgen Drolshagen (57) beim Start vor der Severinskirche. Die Einnahmen fließen der Fortuna-Jugendabteilung und krebskranken Kindern zu.

Köln – Dass ein Club-Vorstand zu jedem Auswärtsspiel fährt, kommt schon mal vor. Jürgen Drolshagen von Fortuna Köln nimmt das Rad. Jens Meifert erwischte ihn bei einer Verschnaufpause auf dem Weg nach Rödinghausen.

Herr Drolshagen, wie läuft es?

Ich habe die ersten 160 Kilometer in den Beinen und bin gerade in Beckum angekommen. Allerdings habe ich die Höhenmeter des Bergischen Landes unterschätzt, das war anstrengend. Ich bin ausnahmsweise schon am Donnerstag losgefahren und hatte bereits eine Übernachtung in Unna eingeschoben. Auch in Halle in Westfalen werde ich einen Stopp über Nacht einlegen.

Zur Person

Neuer Inhalt

Seit zwei Jahren zählt Jürgen Drolshagen zum Fortuna-Vorstand, Mitglied und Fan ist er seit Jahrzehnten. Der 57-jährige Ingenieur plant als Selbstständiger Haus- und Sanitärtechnik.

In der Regionalliga West warten noch einige längere Radtouren: Zu den 19 anderen Teams zählen mit Fortuna Düsseldorf II und dem Bonner SC zwar einige Clubs in der näheren Umgebung. Der SC Wiedenbrück, der FC Wegberg-Beeck oder die Sportfreunde Lotte werden aber die ganze Kraft des Hobbysportlers fordern. Als nächstes steht am übernächsten Spieltag die Fahrt in den Ruhrpott zu Rot-Weiss Essen auf dem Programm. (mft)

Wann wollen Sie in Rödinghausen sein?

Am Samstag um 12 Uhr, zwei Stunden vor Spielbeginn. Das schaffe ich locker. Insgesamt sind es 245 Kilometer, das ist schon ’ne Strecke. Zwei Mal habe ich mich leider verfahren, ich bin ja ohne Navigation unterwegs und fahre nur mit Kartenmaterial und nach Ausschilderung.

Sie hätten auch ein E-Bike nehmen können.

Um Gottes Willen, ich fahre mein ganz normales Stadtrad. Ich will ja mit den Leuten ins Gespräch kommen. Das Ganze dient einem guten Zweck.

Erzählen Sie mal welchem, wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Die Kinder sind doch die am stärksten Betroffenen von der Corona-Pandemie. Und bei der Fortuna stellen wir die Jugendarbeit in den Vordergrund, ich finde es wichtig, die Kinder vom Computer wegzubekommen, sie in Bewegung zu bringen. Die sollen bei uns im Verein was lernen, nicht nur Fußball übrigens, es geht auch um das soziale Miteinander. Die Einnahmen fließen zur Hälfte in unsere Jugendarbeit, die andere Hälfte geht an „Kölsch Hätz“, also an krebskranke Kinder.

Wie viel haben Sie schon zusammen?

Ich sag mal so: Mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, ist leicht, an ihr Geld zu kommen aber sehr schwer. Gestern hat mir einer beim Abendessen 50 Euro in die Spardose getan, ein anderer mal einen Zehner. Aber meistens sind es eher 50-Cent-Stücke.

Sie haben ja zum Glück noch einige Spiele der Regionalliga vor sich. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Das erste Spiel war jedenfalls das schwerste. Das ist auch nicht schlecht, die Langstrecke schon mal gefahren zu haben (lacht). Ich freue mich auf Aachen, da werde ich am Rursee vorbei fahren. Ich will den Großteil immer am Freitag fahren, den Rest am Samstag. Die Fahrt nach Wuppertal wird sicher auch schön, da geht es dann wieder durchs Bergische mit Höhen und Tiefen.

Die kennen Sie ja von der Fortuna.

Allerdings, ich kenne noch die alten ruhmreichen Zeiten. Die langen Jahre in der Zweiten Liga, das war schon was anderes. Da wird man wehmütig, und ich muss ganz ehrlich sagen: Die 4. Liga ist schon schlimm. Es wäre schön, wenn wir wieder aufsteigen würden.

Dann müssten Sie aber noch viel weiter radeln.

Das mache ich gerne.

Das könnte Sie auch interessieren:

Fahren Sie immer alleine?

Es haben sich inzwischen Begleiter angekündigt, lose zumindest. Ich starte immer am Freitag um 10 Uhr an der Severinskirche, wo ich zunächst eine Kerze anzünde. Für die Tour und für den Auswärtssieg.

Was sagt die Mannschaft?

Die finden das gut. Aber auf der Rückfahrt müssen die im Bus zusammenrutschen. Damit das Fahrrad reinpasst.