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1. FC KölnBaumgart lässt im Training früh attackieren

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Der neue Trainer Steffen Baumgart beantwortet nach dem ersten Training Fragen der Fernsehjournalisten.

Köln – Steffen Baumgart war ganz in seinem Element. Lautstark feuerte er seine Spieler an, animierte, korrigierte. Dabei ging der neue Trainer des 1. FC Köln immer wieder in eine Hockhaltung über, die seinen Kommandos zusätzliche Ausdruckskraft verlieh. Als er am Ende kräftezehrender Duelle über das Kleinfeld schließlich ein Einsehen mit seiner Mannschaft hatte, formte Baumgart seine Finger zu einem Kreis, steckte sie in den Mund und pfiff derart laut, dass das Rauschen der nahen Autobahn übertönt wurde.

Die Trainingseinheit am Dienstagvormittag war zwar erst die zweite in der sechswöchigen Vorbereitung auf die kommende Saison in der Fußball-Bundesliga. Dennoch gab sie inhaltlich erneut eine Richtung vor, wohin Baumgart das Kölner Spiel zukünftig lenken will. „Es geht viel um die Frage: Wie stelle ich mir unseren Fußball vor?“, erklärte der FC-Coach. Aufgeteilt auf zwei Kleinfelder und vier Mannschaften, hatte Baumgart seine Profis im Sieben-gegen-Sieben permanent attackieren und hinterherjagen lassen. Die Intensität war enorm. Etwa eine Dreiviertelstunde ging das so. Verschnaufpausen gab es fast keine.

Ein bekannter Offensivverfechter

Die Idee hinter dieser Übung erläuterte der 49-Jährige wie folgt: „Die wenigsten Mannschaften sind in der Lage, sich von hinten herauszuspielen. Meist werden Tore über Ballgewinne im vorderen Drittel durch Druck auf den Gegner erzielt. Dann ist man relativ schnell vor dem Tor.“ Wichtig dafür seien „kurze, schnelle Antritte und Bewegungen“. Der frühere Stürmer ist bekannt dafür, ein Offensivverfechter zu sein. Das hat er in seinen vier Jahren beim SC Paderborn auf dem Weg von der dritten in die erste Liga eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Jenen überfallartigen Ansatz, bei dem der Gegner durch frühes Stören gestresst wird, will Baumgart nun auch in Köln etablieren. „Ich finde Fußball langweilig, bei dem nicht offensiv agiert wird, ich keine Power auf dem Platz habe und eher abwartend agiert wird. Und langweiligen Fußball möchte ich nicht sehen“, stellte der Mann aus Mecklenburg-Vorpommern unmissverständlich klar. „Deshalb erwarte ich von den Jungs mehr, nämlich aggressiv zu sein und zu attackieren.“

Auf Distanz zum Abstieg

Die Defensivarbeit in Steffen Baumgarts Konzept fängt dabei „weiter vorne“ an, wie der Fußballlehrer erläuterte. „Den Ball zu jagen, gehört zur Abwehrarbeit. Es geht darum, die Abwehrarbeit nach vorne zu verlegen, mutig zu sein und vielleicht die eine oder andere Tormöglichkeit mehr zu haben.“ Genau daran hatte es den Kölnern in der abgelaufenen Saison erheblich gemangelt. Mit 34 erzielten Treffern stellte der FC den drittschwächsten Angriff im Oberhaus. Eine karge Ausbeute, die beinahe zum siebten Abstieg geführt hätte.

So weit soll es unter Baumgart nicht kommen. „Wir wollen versuchen, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben“, betonte der FC-Coach und fügte an: „Gegen den Abstieg spielen hieße ja: Mehr Spiele zu verlieren, als zu gewinnen. Ich will aber mehr gewinnen.“ Bei diesem anspruchsvollen Prozess bittet Kölns neuer Hoffnungsträger um die nötige Geduld: „Unser Spiel soll ein bisschen verändert werden. Aber das wird nicht von heute auf morgen gehen.“

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Erste Fortschritte will Steffen Baumgart in den Testspielen am Freitag (18 Uhr, live auf sporttotal.tv) bei Regionalligist SC Fortuna Köln sowie am Samstag (17 Uhr) bei Drittligist MSV Duisburg aber schon sehen. Damit ist der FC-Trainer nicht alleine: Die Partie im Südstadion ist mit 4100 abgesetzten Tickets bereits ausverkauft. Ob Justin Diehl mit dabei sein wird, ist fraglich. Das 16-jährige Talent musste die Vormittags-Einheit (bei der Anthony Modeste fehlte) nach einem Schlag auf den Knöchel abbrechen. Sebastian Andersson konnte derweil immerhin Lauftraining absolvieren.