- Louis Schaub (27) galt bei Fußball-Bundesligist 1. FC Köln schon als gescheitert.
- Doch nach Leihen zum Hamburger SV und FC Luzern durfte sich der österreichische Offensivspieler unter dem neuen FC-Coach Steffen Baumgart noch einmal beweisen.
- Tobias Carspecken sprach mit ihm über turbulente Jahre.
Herr Schaub, Sie sammeln derzeit fleißig Einsatzminuten. Wie gut hat es Ihnen getan, dass Sie in der Bundesliga zuletzt fünf Mal in Folge in die Startelf berufen wurden?
Das ist ein schönes Gefühl und eine Belohnung für die harte Arbeit. Ich hoffe, dass es so weiter geht. In der Hinrunde waren es ja noch weniger Startelf-Einsätze.
Wie fiel die Rückmeldung von Steffen Baumgart aus?
Positiv. Ich setze das um, was er von mir verlangt. Natürlich gibt es ein paar Sachen, die ich verbessern muss. Nicht jede Aktion ist mir gelungen. Da ist noch Luft nach oben.
Wo konkret?
Als Offensivspieler wird man natürlich an Scorerpunkten gemessen. Es wäre daher schön, wenn ich der Mannschaft mit Assists oder Toren weiterhelfen könnte.
In der Hinrunde mussten Sie sich mit regelmäßigen Kurzeinsätzen begnügen. Was hat Ihr Trainer vermisst?
Ich glaube nicht, dass der Trainer etwas vermisst hat. Vielmehr haben wir einen sehr guten Kader. Die Jungs haben es richtig gut gemacht. Warum sollte ein Trainer dann wechseln? Man muss in solchen Phasen geduldig bleiben, im Training weiter Gas geben und in den Einsatzzeiten, die man bekommt, zeigen, dass man bereit ist. Das habe ich gemacht.
Zur Person
Louis Schaub, geboren am 29. Dezember 1994 in Fulda, wechselte im Sommer 2018 für 3,5 Millionen Euro Ablöse von Rapid Wien zum 1. FC Köln. Der offensive Mittelfeldspieler kam bislang in 60 Pflichtspielen
(7 Tore/18 Vorlagen) für die Geißböcke zum Einsatz. In der aktuellen Spielzeit steht er bei 20 Partien, in denen ihm ein Treffer und zwei Assists gelangen. Unterbrochen wurde seine Zeit beim FC von zwei Leihgeschäften. In der Rückrunde der Saison 2019/20 war Schaub für den Hamburger SV aktiv, zur Spielzeit 2020/21 wurde er an den FC Luzern weitergegeben. In seiner Vita stehen zudem 29 A-Länderspiele (8 Tore/3 Vorlagen) für Österreich. Schaubs Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. (tca)
Was hat sich für Sie als Offensivspieler unter Steffen Baumgart verändert?
Zu allererst ist es weitaus laufintensiver. Wir wollen den Gegner immer wieder sehr hoch anpressen, damit der Weg zum Tor über schnellere Ballgewinne nicht so weit ist. Grundsätzlich wollen wir schnell und einfach nach vorne spielen.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Zwischenstand?
Wir haben bislang sehr gute Arbeit geleistet und fleißig Punkte gesammelt. Natürlich gab es auch Spiele, in denen wir mehr hätten holen können. Aber ich denke, dass wir zufrieden sein können. Wir müssen jetzt weiter hart an uns arbeiten, damit wir den Abstand nach unten halten können.
Und aus persönlicher Sicht?
Ich bin sehr froh, wieder in Köln zu sein. Der Trainer hat von Anfang an offen und ehrlich gesagt, wie er mich sieht. Gerade die letzten Spiele haben gezeigt, dass es der richtige Schritt für mich war und dass ich die Situation angenommen habe.
Sie galten in Köln schon als abgeschrieben. Wie groß war der Reiz, dass Sie es nach Leihen nach Hamburg und Luzern nochmal beim FC versuchen?
Der Gedanke war immer, dass ich zurückkomme. Als ich dann im vergangenen Sommer die Chance bekommen habe, war mir klar, dass ich sie nutzen will.
Dabei standen Sie in einem von Corona geprägten Transfer-Sommer in der Warteschleife.
Ich war noch bei der Europameisterschaft im Einsatz und hatte daher ein bisschen länger Urlaub. Steffen Baumgart hat mir dann gesagt, dass er sich ein Bild von mir machen wird. Ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl, weil der Trainer sehr ehrlich ist. Wenn ich nicht hierher gepasst hätte, hätte er mir das mitgeteilt. Und ich habe immer daran geglaubt, dass ich die Qualität habe, hier zu spielen.
Wie sehr hatte es geschmerzt, dass Sie 2019/20 im Abstiegskampf aussortiert wurden?
Es hat an mir genagt und sehr lange gedauert, bis ich es verarbeitet hatte. Alles ist damals ganz schnell gegangen, von heute auf morgen. Das passiert leider im Fußball.
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In der österreichischen Nationalmannschaft haben Sie sieben Ihrer acht Tore als Joker erzielt. Was ist wichtig, um von der Bank kommend Impulse setzen zu können?
Natürlich ist im ersten Moment eine Enttäuschung da, wenn man erfährt, dass man nicht von Beginn an spielt. Sich hängen zu lassen wäre aber die falsche Reaktion. Ganz besonders bei unserem jetzigen Trainer Steffen Baumgart ist es so, dass alle Spieler wichtig sind. Und dass diejenigen, die frisch reinkommen, Spiele entscheiden können, da das gerade zum Ende hin oft der Fall ist. Dann muss man wach und von Anfang an bereit sein.
Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Sie sich über den FC in der Nationalelf festspielen?
Ich hoffe schon, dass sich das positiv auf die Nationalmannschaft auswirkt. Es ist immer so, dass die Aufmerksamkeit des Nationaltrainers noch ein bisschen größer ist, wenn man bei seinem Verein regelmäßig spielt. Wir spielen in der Bundesliga Woche für Woche gegen gute Gegner, da kann man sich zeigen.
Ende des Jahres steigt die WM in Katar. Welche Ziele haben Sie sich für 2022 mit Österreich gesetzt?
Es kann bei den Playoffs im März nur ein Ziel geben: Wir wollen uns für die WM qualifizieren. Das wäre natürlich eine Riesensache für uns. Wir waren doch schon lange nicht mehr dabei. Es werden keine einfachen Spiele, aber ich denke schon, dass wir es schaffen können, weil die Qualität in der Nationalmannschaft sehr hoch ist.
Eine WM-Teilnahme wäre für Sie der Karriere-Höhepunkt.
Absolut. Eine Weltmeisterschaft ist nochmal über eine Europameisterschaft zu stellen. Für einen Nationalspieler gibt es keinen größeren Wettbewerb.
Ihr Vertrag läuft im Sommer nach dann vier Jahren aus. Können Sie sich einen noch längeren Verbleibvorstellen?
Auf alle Fälle. Ich habe immer gesagt, dass meine Familie und ich uns hier sehr wohl fühlen. Deswegen wäre ich bezüglich einer Verlängerung offen. Zu den Vertragsgesprächen kann ich aber noch nichts sagen.
Was bedeutet Köln für Sie?
Köln war für uns der erste große Schritt weg aus der Heimat. Wir haben hier viele Freunde gefunden. Uns gefällt es hier einfach richtig gut. Wir waren auch in anderen schönen Städten, Hamburg und Luzern sind jetzt auch nicht so schlecht zum Leben (schmunzelt). Aber Köln war die mit Abstand beste Zeit. Wir sind hier top aufgenommen worden, es hat vom ersten Tag an alles gepasst.