Köln – Eine angeregte Diskussion über fehlenden Stil von Jhon Cordoba bei seinem bevorstehenden Wechsel nach Berlin ist ebenso wenig zielführend wie die Tatsache, dass der kolumbianische Torjäger des 1. FC Köln seit seiner Ankunft im Sommer 2018 am Geißbockheim so eine Art Ich-AG geblieben ist. Es spricht für sich, dass der 27-Jährige selbst nach fünf Jahren in der Bundesliga kaum ein Wort Deutsch spricht. Nein, in diesem Fall geht es ums Geschäft. Um einen Millionendeal, den die FC-Verantwortlichen sich in etwa so vorgestellt haben dürften. Der Teil ihrer Strategie ist, überhaupt eine wettbewerbsfähige Mannschaft für die am kommenden Samstag beginnende Bundesliga-Saison an den Start zu bringen.
Horst Heldt hat lange und mit einem gewissen Risiko gepokert. Ihm ist es, wenn auch unter finanziellen Schmerzen relativ schnell gelungen, den aufgeblähten Kader auszudünnen. Für seine Neuverpflichtungen brauchte der FC-Sportchef aber Geduld, eine gewisse Fantasie und Verhandlungsgeschick. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und der vom neuen Vorstand recht eng gesteckte finanzielle Rahmen für Neuverpflichtungen haben Heldts Geschäfte eben kompliziert gemacht.
Im Mittelpunkt von Heldts Vorhaben stand Jhon Cordoba. Ein wertvoller Spieler, aber eben als spezifizierter Einzelgänger auch kein unersetzlicher. Und ein Spieler, dessen Vertrag 2021 ausläuft. Eine 17-Millionen-Euro-Verpflichtung, für die es dann keinen Erlös mehr geben würde. Heldt stand also vor der Frage: Verlängern wir für viel Geld den Vertrag mit einem torgefährlichen Spieler oder spekulieren wir mit einem Transfer, der uns das nötige Geld für eine Reihe anderer wichtiger Spieler zur Verfügung stellt?
Der Plan ist aufgegangen
Auch, wenn noch keiner der Transfers offiziell bestätigt ist, ist der Plan von Heldt und seinem Team um Frank Aehlig aufgegangen. Der nach dem ersten FC-Angebot für eine vorzeitige Vertragsverlängerung zunehmend unzufriedene Cordoba ist weg. Dafür werden mindestens drei neue Spieler diese Woche am Geißbockheim zur Vertragsunterschrift erwartet.
Heldts Strategie hat Zeit gekostet, denn er musste die Neuzugänge eingetütet haben, bevor der Cordoba-Transfer an die Öffentlichkeit kam. Benötigte Zeit, die Trainer Markus Gisdol aber fehlt und nun dazu zwingt, ohne gemeinsame Vorbereitung und Integration der Neuen schnell Lösungen für einen erfolgreichen Saisonstart zu finden.