Der neue Kapitän des FC Viktoria Köln spricht über seine Zeit beim ewigen Rivalen SC Fortuna und das anstehende DFB-Pokalspiel.
Viktoria Kölns Kapitän Moritz Fritz„Wir werden uns gegen Werder Bremen nicht verstecken“
Herr Fritz, Sie sind gebürtig aus Bielefeld und müssten es wissen: Existiert die Stadt wirklich?
Ach je, diese Frage habe ich schon sehr oft gehört, auch von meinen Mannschaftskameraden (lacht). Tatsächlich ist Bielefeld eine sehr schöne und auch ziemlich große Stadt mit fast 350.000 Einwohnern, die im Übrigen viel zu häufig unterschätzt wird.
In Ihrer Jugend und im Seniorenbereich haben Sie für die Arminia gespielt. Sind Sie Fan des Vereins?
Eigentlich schon. Ich bin schon als kleiner Junge mit meinem Vater ins Stadion gegangen, meine Eltern wohnen gerade einmal fünf Minuten von der Arena entfernt. Der Abstieg in die Dritte Liga war für Arminia natürlich sehr bitter, aber ich freue mich schon darauf, bald gegen sie spielen zu dürfen. Auf alle Fälle wünsche ich dem Klub nur das Beste.
Nach Stationen beim SV Lippstadt, Schalke 04, Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund sind Sie 2017 zu Fortuna Köln gewechselt. Warum ausgerechnet in die Südstadt?
Mein Ziel war es immer, Profifußballer zu werden, das wollte ich unbedingt schaffen. Unter Uwe Koschinat (ehemaliger Fortuna-Trainer, die Red.) hat sich diese Chance damals zum Glück ergeben.
Alles zum Thema SC Fortuna Köln
- Regionalliga West Henri Matter strebt mit Fortuna Köln nach Höherem
- Regionalliga West Fortuna-Fußballerinnen gewinnen auch das dritte Kölner Derby der Saison
- Mittelrheinliga FC Pesch kassiert kurz vor Schluss den Knock-out
- Regionalliga West Fortuna Kölns Neuzugänge stellen ihre Qualität unter Beweis
- Ungewöhnliches Testspiel Fortuna Köln bezwingt die Bundeswehr
- Fortuna Köln Testspiel gegen Bundeswehr-Nationalteam – Trainer Matthias Mink zeigt sich selbstkritisch
- Frauenfußball Fortuna Köln verspielt zwei Führungen und muss sich mit Remis begnügen
War es vor gut sechs Jahren Ihre erste Begegnung mit der Stadt Köln?
Einen richtigen Eindruck von Köln hatte ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht, obwohl ich zuvor schon mal mit einigen Freunden zu Besuch hier war. Das erste Gefühl war absolut überwältigend. Köln ist einfach großartig!
Für die Fortuna haben Sie anschließend zwei Jahre gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie?
Ich hatte sehr schöne Augenblicke dort. Fortuna Köln ist ein familiärer Klub, trotzdem war der Abschied natürlich ziemlich bitter, weil wir 2019 aus der Dritten Liga abgestiegen sind. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen.
Zur Person: Moritz Fritz (30), geboren in Bielefeld, spielte in seiner Jugend unter anderem für Arminia Bielefeld und Borussia Dortmund. Nach Stationen bei Arminia Bielefeld II, SV Lippstadt, Schalke 04 II, RW Essen und Borussia Dortmund II wechselte der Ostwestfale 2017 zu Fortuna Köln in die Dritte Liga. Nach Fortunas Abstieg unterzeichnete Fritz 2019 einen Vertrag beim FC Viktoria Köln. Seit dieser Saison ist der Innenverteidiger auch Kapitän der Höhenberger.
Danach haben Sie einen Vertrag beim FC Viktoria unterschrieben. Eigentlich ein No-Go.
Nein, so eng würde ich das nicht sehen. Für die Fans der Fortuna war meine Entscheidung vermutlich nicht ganz zu verstehen, aber für mich persönlich hat der Wechsel damals komplett gepasst: Die Viktoria hat mir ihre Ideen vorgestellt und ein Konzept vorgelegt, das mich absolut überzeugt hat. Und obendrein konnte ich in Köln wohnen bleiben, also in der Stadt, in der ich mich pudelwohl fühle. Wir spielen nun im fünften Jahr Dritte Liga. Ich denke, dass ich mit meiner Entscheidung nicht ganz falsch lag.
Gab es anschließend Anfeindungen? Von Anhängern der Fortuna oder der Viktoria?
Zum Glück nicht. Eigentlich ging alles ziemlich friedlich vonstatten. Von den Viktoria-Fans bin ich 2019 wirklich sehr herzlich aufgenommen worden.
Ihre erste Saison in Höhenberg war geprägt von zahlreichen Verletzungen. Haben Sie Ihren Wechsel zwischendurch mal bereut?
Zu Beginn war es tatsächlich eine ziemlich frustrierende Zeit für mich. Ich bin fast ein dreiviertel Jahr ausgefallen, dann kam auch noch Corona – es war schon ein echt hartes Jahr. Zum Glück konnte ich in der Endphase der Saison wieder spielen, und den Abstieg haben wir schließlich auch verhindern können.
Inzwischen haben Sie 101 Partien für den FC Viktoria absolviert und sind Stammspieler. Sind Sie stolz?
Auf jeden Fall! Es ist sehr schön, solange bei einem Verein sein zu dürfen, bei dem man sich obendrein noch unheimlich wohlfühlt. Tatsächlich bin ich auch ein bisschen stolz darauf.
Vor einigen Wochen wurden Sie von der Mannschaft zum neuen Kapitän gewählt. Haben Sie damit gerechnet?
Ehrlich gesagt, habe ich mir im Vorfeld gar nicht so viele Gedanken gemacht, wer neuer Kapitän bei uns wird. Aber natürlich habe ich mich unheimlich gefreut, dass mir die Jungs das Vertrauen ausgesprochen haben. Das ist schon eine Auszeichnung für mich, die ich sehr hoch einschätze.
Ihr Vorgänger im Amt war Marcel Risse, der seine Karriere im Sommer beendet hat. Haben Sie sich schon Tipps von ihm geholt?
Cello hat mir anschließend direkt gratuliert. Wir hatten immer einen guten Draht zueinander.
Wobei sie eher komplett verschiedene Charaktere sind.
Ja, durchaus. Aber gerade deshalb hat es zwischen uns immer sehr gut gepasst. Von ihm konnte ich mir in den letzten Jahren eine Menge abschauen, Cello ist wirklich eine große Persönlichkeit.
Am Samstag führen Sie die Viktoria im DFB-Pokal gegen Werder Bremen auf den Rasen. Sie werden es wohl häufiger mit Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch zu tun bekommen.
Mit Marvin habe ich noch zusammen in der A-Jugend bei Borussia Dortmund gespielt. Er ist ein Schlitzohr, da musst du 90 Minuten hellwach sein. Füllkrug hat natürlich eine enorme Wucht. Es ist schon bewundernswert, wie er sich zum Nationalspieler hochgearbeitet hat. Um gegen solche Stürmer eine Chance zu haben, muss die ganze Mannschaft hart mitarbeiten.
Was ist für Viktoria gegen ein Team aus der Bundesliga möglich?
Klare Antwort: Wir brauchen eine Top-Leistung und müssen alles raushauen, was in uns steckt. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir uns gegen Werder nicht verstecken werden, sondern unsere Chance suchen wollen.