Viktoria Köln erwartet am Samstag den FC Erzgebirge Aue mit dem einstigen Kölner Coach Pavel Dotchev.
Viktoria KölnEin alter Freund kehrt nach Höhenberg zurück
Angesichts der Lobhudelei vorab könnte man annehmen, dass am nächsten Wochenende ein Kaffeekränzchen in Höhenberg stattfinden wird. Denn die Protagonisten, die am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) mitsamt ihren Mannschaften in Köln aufeinandertreffen, mögen sich offenbar so gerne, dass die Drittliga-Partie zwischen Viktoria Köln und dem FC Erzgebirge Aue beinahe zu einer Art Randnotiz gerät.
Warum das so ist? Pavel Dotchev kehrt zurück ins Rechtsrheinische, zumindest für einen Tag. Der Deutsch-Bulgare hat bekanntlich eine Vergangenheit beim FC Viktoria; nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 übernahm der erfahrene Coach das Zepter in Höhenberg und hinterließ in seiner bis Anfang 2021 währenden Amtszeit Spuren beim aufstrebenden Klub aus dem Kölner Osten.
Pavel Dotchev kehrt mit Aue nach Höhenberg zurück
Vornehmlich menschlich hat der inzwischen 58-Jährige damals überzeugt und dabei das gesamte Umfeld mitgenommen, wie Sportvorstand Franz Wunderlich bemerkt: „Es ist sicher kein Geheimnis, dass wir ein äußerst gutes Verhältnis zueinander haben“, umschreibt Wunderlich die Beziehung zum Ex-Trainer, die auch zweieinhalb Jahre später und trotz der Freistellung Dotchevs nach einer 1:2-Pleite gegen Waldhof Mannheim im Januar 2021 eine innige ist.
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Die Entlassung des Drittliga-Rekordtrainers hat bei den Beteiligten im Nachgang zu keinem Zerwürfnis geführt, wie Wunderlich präzisiert: „Wir sind damals ehrlich miteinander umgegangen. Pavel ist einfach ein toller Mensch“, sagt der Vorstand, der am Mittwoch seinen 60. Geburtstag feierte und mit der Familie brunchen war – ohne Dotchev, der sein Team auf die Auswärtsaufgabe bei seiner umschwärmten Viktoria vorbereiten muss.
Auch der Übungsleiter der Gäste freut sich auf die Rückkehr in sein altes Wohnzimmer und wird schon beinahe melancholisch, wenn er über die Zeit in Höhenberg spricht: „Ach, meine Viktorianer“, sagt Dotchev gedankenversunken. „Ich habe sehr gute Erinnerungen und freue mich auf das Wiedersehen mit einigen Leuten. Vor allem auf das Treffen mit Franz Wunderlich, Olaf Janßen und meinem damaligen Assistenten Markus Brzenska.“
Natürlich ist der gefühlte „Noch-Viktorianer“ professionell genug, das bevorstehende Spiel mit der nötigen Ernsthaftigkeit anzugehen: „Es wird eine schwere Aufgabe für uns, Viktoria hat eine gute Mannschaft.“ Mit dieser Einschätzung liegt der ehemalige Nationalspieler Bulgariens richtig: Köln hat zuletzt viermal in Folge nicht verloren, acht Punkte abgegriffen und sich vorerst auf Rang fünf emporgearbeitet.
FC Viktoria Köln seit vier Spielen ungeschlagen
Für Viktorias Trainer Janßen, der am Sonntag seinen 57. Geburtstag beging, handelt es sich beim Blick auf das Tableau lediglich um eine Momentaufnahme: „Die Tabelle ist doch total eng und hat im Moment kaum Aussagekraft. Diese Dritte Liga ist einfach brutal. Jeder kann jeden schlagen.“
Dass das Duell zwischen den Kölnern und den Sachsen am 11. Spieltag zum Spitzenspiel taugt, hätte Janßen vor einigen Wochen nicht geglaubt: „Nein, das hätte ich wirklich nicht gedacht, wobei beide Teams inhaltlich viel richtig gemacht haben zuletzt, sodass wir dann schon von einer Partie auf hohem Niveau sprechen können.“
Ob es für den FC Viktoria am Ende der Saison für den ganz großen Wurf langen wird, vermag zweifellos niemand vorherzusehen. Wunderlich schätzt die Lage so ein: „Ich denke, dass Dynamo Dresden ganz oben schwer zu erreichen ist. Dahinter ist aber alles offen, wobei wir jetzt auch nicht durchdrehen werden.“
Träumereien sollte man sich in Höhenberg ohnehin besser nicht hingeben, zumal es am Wochenende gegen unbequeme Auer geht: „Unser Gegner ist mannschaftlich sehr geschlossen und unfassbar kaltschnäuzig unterwegs“, warnt Janßen vor dem Tabellenvierten. „Aue ist sich für nichts zu schade und wird uns alles abverlangen.“
Torwart Ben Voll fehlt weiterhin
Weiterhin verzichten muss die Viktoria auf ihren Stammkeeper Ben Voll (Einblutung im Oberschenkel), der erneut vom routinierten und aktuell äußerst formstarken Kevin Rauhut zwischen den Pfosten vertreten wird. Auch Innenverteidiger Lars Dietz wird nach seinem Zehenbruch erst in etwa vier Wochen ins Mannschaftstraining zurückkehren.