Der Routinier stand beim Sieg in München im Tor. Beim Heimspiel gegen Rostock hofft Rauhut, dass er wieder auf der Bank sitzt.
Torwarttrainer und Nummer zweiKevin Rauhuts Gratwanderung bei Viktoria Köln
Viel Zeit zur Erholung hatte Kevin Rauhut nach dem triumphalen Trip in den Münchener Stadtteil Giesing nicht. Um 1 Uhr in der Nacht zu Montag war der Mannschaftsbus des FC Viktoria nach dem 3:1-Sieg beim TSV 1860 nach Köln zurückgekehrt – wenige Stunden später brachte Rauhut seine Kinder in die Kita und Schule und machte sich dann an die Vorbereitung für den nächsten Drittliga-Kracher. Am Freitag (19 Uhr) ist Hansa Rostock zu Gast im Sportpark Höhenberg.
In München hatte Rauhut, im Hauptamt Torwarttrainer, anstelle des verletzten Dudu das Tor der der Kölner gehütet. Und weil bei der vergleichsweise beschaulichen Viktoria kaum eine Position mehrfach besetzt ist, ging es am Montag mit dem Scouting der Rostocker Standardstärken weiter. Denn Co-Trainer Marian Wilhelm, der eigentlich für diese Vorbereitungen verantwortlich ist, absolviert derzeit Lehrgänge für seine Uefa-Pro-Lizenz, der höchsten Ausbildungsstufe für Fußballlehrer.
Kevin Rauhut ist Torwarttrainer und Ersatzkeeper bei Viktoria Köln
So weit ist Rauhut noch nicht – dennoch ist er für die Viktoria als Allzweckwaffe unverzichtbar: Torwarttrainer, Nummer zwei und Vertretung des Assistenten. „Ich bin dankbar, dass der Verein dieses Konstrukt mitträgt und mir die Chance gibt, mich jeden Tag mit den Jungs zu messen – auch wenn ich mich im Trainingsalltag schon etwas zurücknehme“, sagt Rauhut.
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Der 34-Jährige, einst Stammkeeper des SC Fortuna, steht seit Anfang 2022 in Höhenberg unter Vertrag. Schnell erarbeitete er sich als verlässlicher Ersatzmann und Wortführer ein hohes Ansehen im Klub – seit Saisonbeginn ist Rauhut in der besonderen Doppelfunktion verantwortlich. „Ich habe die Trainer-Rolle verinnerlicht, ich lebe das richtig. Ich weiß, dass dieser Job im besten Falle meine Zukunft ist. Meine Tage als aktiver Spieler sind gezählt“, so der gebürtige Oberhausener. „Aber wenn ich dabei bin, genieße ich es. Wenn einmal der Ofen aus ist und ich nicht mehr hin- und herhüpfe, dann werde ich dem bestimmt nachtrauern.“
In München hüpfte Rauhut erfolgreich hin und her, nur per Fallrückzieher wurde er in seinem insgesamt siebten Drittliga-Einsatz für die Viktoria bezwungen. „Ich kann ganz zufrieden sein, denke ich. Ich weiß, was ich kann. Ich weiß, was ich nicht kann. Ich versuche, ein sicherer Rückhalt zu sein und nichts zu Wildes zu machen. Mit meinen 34 Jahren werde ich auch nicht mehr viel an meiner Spielweise ändern“, sagt Rauhut und fügt lächelnd an: „Nach dem Spiel bin ich nicht mehr mit mir selbst in die Analyse gegangen und habe nicht mehr mit mir selbst über einzelne Szenen gesprochen.“
Lob von Cheftrainer Olaf Janßen
Sein Alltag im Training gleicht einer Wanderung auf einem schmalen Grat. Als Torwarttrainer ist er Teil der sportlichen Leitung und trägt Verantwortung – dennoch darf er als Nummer zwei nicht die Nähe zum Team verlieren. „Aber genau das kann er gut“, lobt Cheftrainer Olaf Janßen, „Kevin hat nämlich schon als Spieler immer brutal gecoacht.“ Die „Feuertaufe“ bei 1860 habe Rauhut bestanden, urteilt der Coach, „es war ja unwahrscheinlich, dass Dudu komplett verletzungsfrei durch die Saison kommt.“
Viktorias Stammkeeper hatte das Spiel in München aufgrund einer Knieverletzung verpasst, die sich als doch nicht so gravierend herausstellte. Im Heimspiel gegen Rostock könnte der Brasilianer ins Tor zurückkehren. „Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich freuen, wenn Dudu spielen kann und ich auf der Bank sitze“, sagt Rauhut – ein ungewöhnlicher Satz für einen Fußballprofi.
Standing von Kevin Rauhut in der Mannschaft hat sich verändert
Der Routinier geht grundsätzlich sehr reflektiert und offen mit seinen Herausforderungen um. Auf die Frage, wie sich seine Rolle im Team im Zuge seines neuen Jobs verändert habe, antwortet Rauhut: „Mein Standing als Spieler in der Mannschaft war letzte Saison vermutlich etwas anders. Es hat sich in der neuen Konstellation geändert, gerade mit Blick auf die Neuzugänge.“ Doch das könne man den Neuen nicht vorwerfen, „sie kennen mich eben nicht nur als Spieler. Jetzt habe ich immer eine andere Farbe an, verbringe den Tag im Trainer-Büro.“ Er wisse nicht genau, wie die Zugänge ihn sehen. „Für das Spiel in München muss ich aber ein Riesen-Kompliment aussprechen – mich hat niemand spüren lassen, dass er denkt: »Scheiße, jetzt steht der Torwarttrainer dahinten drin.«“