Der Höhenberger Drittligist setzt sich nach starker Leistung beim Traditionsklub durch und in der Spitzengruppe der Tabelle fest.
3:1-Sieg bei 1860 MünchenViktoria Köln lässt das Grünwalder Stadion verstummen
Laut wurde es im Grünwalder Stadion erst wieder mit Abpfiff. Die rund 15.000 Fans des TSV 1860 München verabschiedeten ihre Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert, wenig später leerten sich die Ränge zügig. Verantwortlich dafür waren in erster Linie die Profis des FC Viktoria Köln. Der Höhenberger Drittligist feierte am Sonntagnachmittag einen verdienten 3:1 (1:0)-Erfolg beim strauchelnden Münchener Traditionsverein. Für die Mannschaft von Trainer Olaf Janßen war es der zweite Auswärtssieg im dritten Saisonspiel, ein Traumstart. Wie der von vielen Experten erwartete Abstiegskandidat präsentierte sich die Viktoria bislang in keiner einzigen Spielminute. Anders als 1860 – die Löwen sind nach drei Partien nach wie vor punktlos und Tabellenletzter. Die Höhenberger haben Anschluss an die Spitzenplätze.
Viktoria-Trainer Olaf Janßen lobt seine Mannschaft
„Wir haben die Antwort auf die Frage, ob wir konkurrenzfähig sind oder nicht, noch einmal doppelt unterstrichen“, lobte Coach Janßen. Seine Mannschaft habe erwachsen agiert und die Tore „einfach geil“ herauskombiniert. Der Ausgang des Spiels „lag an uns, nicht an Sechzig“, betonte Janßen, „wir waren einfach gut“.
Die Trainingswoche der Viktoria hatte schlechte Nachrichten mit sich gebracht. Dudu, Kölns neue brasilianische Nummer eins, zog sich eine Meniskusverletzung zu. Wie lange der Keeper ausfallen wird, ist unklar. Am Montag wird entschieden, ob der 25-Jährige operiert werden muss. In München stand deshalb Kevin Rauhut zwischen den Pfosten. Der 34 Jahre alte Routinier ist Ersatzkeeper und Torwarttrainer in Personalunion. Im Grünwaldstadion absolvierte er seinen siebten Drittliga-Einsatz für Viktoria seit seiner Verpflichtung Anfang 2022.
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Nach fünf Minuten stand Rauhut erstmals im Fokus, doch mit einem zentralen Abschluss von Tim Kloss hatte er keine Probleme. In der Folge fanden die Gäste besser ins Spiel – und kamen mit ihrer ersten Chance zur Führung. Linksverteidiger Niklas May schaltete sich aus zentraler Position in den Spielaufbau ein und schickte Bryan Henning mit einem perfekten Pass in die Schnittstelle. Der 29 Jahre alte Mittelfeldmann blieb im Abschluss cool und traf mit links zum 1:0 (26.). Kurz zuvor hatten die 1860-Fans zum ersten Mal „Einmal Löwen, immer Löwen“ angestimmt – wenige Augenblicke später tönte „wir wollen euch kämpfen sehen“ durchs Grünwalder Stadion.
Zur Pause wechselte München dreifach, unter anderem kam der Ex-Viktorianer David Philipp in die Partie. Kurz entwickelte 1860 eine Druckphase, doch der Rückenwind hielt nicht lange. In der 49. Minute kombinierten sich der frisch blondierte Tyger Lobinger, Ex-Löwe Albion Vrenezi und Unruheherd Sidney Cabral über die rechte Seite, die Hereingabe drückte Said El Mala zum 2:0 über die Linie. „Wir waren von der ersten Minute an da, haben alles auf den Platz gebracht und uns am Ende dafür belohnt“, lobte Vrenezi.
Raphael Ott trifft per Fallrückzieher für 1860 München
Bei München sorgten die Joker für Lebenszeichen. In der 68. Minute hatte Rauhut zweimal prächtig pariert, ehe der eingewechselte Raphael Ott den Kölner Keeper in der dritten Angriffswelle per Fallrückzieher überwinden konnte. Ein ähnlich spektakulärer Treffer war Viktorias Lobinger am zweiten Spieltag beim Sieg in Mannheim gelungen. Doch das Traumtor sollte für 1860 nur Ergebniskosmetik bleiben.
Denn auch Viktorias Joker zeigten Wirkung. Wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung sprintete der 20 Jahre alte Jonah Sticker in Münchens Strafraum. Florian Bähr kam herangerauscht und räumte Ball samt Gegner ab. Schiedsrichter Mario Hildenbrand deutete ohne Zögern auf den Elfmeterpunkt – eine umstrittene Entscheidung. Semih Güler, ebenfalls von Trainer Janßen ins Spiel gebracht, trat an und verwandelte wuchtig (81.) gegen seinen Ex-Klub. Am Ende hätte die Viktoria das Ergebnis deutlicher gestalten können, doch Malek El Mala traf in der 96. Minute nur den linken Außenpfosten. Für die knapp 600 Kilometer weite Busfahrt gab Viktoria-Trainer Janßen die Erlaubnis für „ein, zwei Bier. Bis wir zurück in Köln sind, sind die wieder raus“.
Viktoria Köln: Rauhut - Cabral, Dietz, Greger, May - Lofolomo, Engelhardt (83. M. El Mala) - Henning (77. Sticker), Vrenezi (65. Güler), S. El Mala (65. Schulz) - Lobinger (83. Handle). - Tore: 0:1 Henning (26.), 0:2 Said El Mala (49.), 1:2 Ott (68.), 1:3 Güler (81., Foulelfmeter). - Zuschauer: 15.000 (ausverkauft).