Nach den Ausfällen zweier Torhüter durfte der Routinier beim SV Elversberg ran. Trotz Niederlage ist er zufrieden.
Dritte LigaKevin Rauhut glänzt bei überraschendem Debüt – Viktoria Köln als „Sechser im Lotto“
Über Ostern hatte Kevin Rauhut einige Tage Zeit, um sich auf sein unerwartetes Drittliga-Debüt für den FC Viktoria Köln vorzubereiten. Ben Voll, Höhenbergs 22 Jahre alte Nummer eins, wurde von einer heftigen Grippe flachgelegt. Ersatzmann Elias Bördner, 21, hatte sich einen Fingerbruch zugezogen. Somit läutete die Stunde des Seniors im Kölner Tor. Rauhut, 33 Jahre alt und Viktorias Nummer drei, stand am Montagabend beim Tabellenführer SV Elversberg in der Startelf von Trainer Olaf Janßen. Auf die Bank rückte U-19-Keeper Juri Schüchter, der dafür extra aus seinem Mallorca-Urlaub zurückgeholt wurde.
„Kevin hat das überragend gemacht“, lobte Coach Janßen trotz Viktorias 2:3-Niederlage. Rauhut war bei den Gegentreffern machtlos, hielt seine Mannschaft aber lange mit vielen guten Reflexen in Schlagdistanz zur Überraschung – die letztlich ausblieb.
Da half auch Robin Meißners frühes 1:0 (2.) nicht. Für den designierten Aufsteiger Elversberg drehten Jannik Rochelt (12.), Nick Woltemade (45.) und Marcel Correia (55.) die Partie. Seokju Hongs 2:3 (90.+4) kam zu spät. „Gegen so eine Mannschaft musst du einfach 100 Prozent bringen. Da waren wir heute einfach nicht“, sagt Janßen, sein Team habe „nicht sauber genug“ gespielt.
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Eine Ausnahme bildet Kevin Rauhut. „Für einen Torhüter ist fehlende Spielpraxis eigentlich immer bitter“, sagt Janßen. „Aber er ist ein Top-Profi und hat es super umgesetzt. Es freut mich total für ihn. Er ist immer voll drin in jedem Training, obwohl er ja eigentlich nie Chancen auf Einsätze hat.“
Der 33-Jährige selbst analysierte seine Drittliga-Premiere für die Viktoria unaufgeregt. „Ich habe ein gewisses Alter und meine Erfahrungen gesammelt. Ich weiß was ich kann, was ich nicht kann“, sagt Rauhut. „Im Training arbeite ich immer an meinem Limit. Das wollte ich auch im Spiel auf dem Platz bringen. Das ist mir trotz des Ergebnisses ganz gut gelungen. Ich bin zufrieden.“
Kevin Rauhut spielte bis 2021 für Fortuna Köln
Schon vor seinem Wechsel im Januar 2022 zur Viktoria hatte sich Kevin Rauhut in Köln einen Namen gemacht – als Nummer eins und Führungsspieler des Erzrivalen SC Fortuna. Zwischen 2019 und 2021 stand der Keeper beim Südstadt-Klub zwischen den Pfosten und gewann mit seiner angenehm direkten Art viele Fan-Herzen. Nach seiner zweiten Fortuna-Saison wurde Rauhut trotz guter Leistungen durch André Weis ersetzt, bis dato Ersatzmann beim FC Viktoria. Der damalige Trainer Alexander Ende sah im Transfer eine Qualitätssteigerung für die Position.
Rauhut wechselte zum mit Geld und Ambitionen ausgestatteten SGV Freiberg in die Fünfte Liga. Doch lief beim Klub aus Baden-Württemberg nicht alles nach Plan, der Keeper wurde als einer der Schuldigen ausgemacht und degradiert. „Von einem der besten Regionalliga-Torhüter zu einem Bankdrücker in der Oberliga, das war schon ein Brett“, so Rauhut. „Das hat schon für Selbstzweifel gesorgt.“ Im folgenden Winter gab es dann den Anruf von der Viktoria. „Wie ein Sechser im Lotto“, sagt Rauhut, mit der Familie ging es „zurück in die geliebte Wahlheimat“.
Anruf von Viktoria Köln ein „Sechser im Lotto“
In Höhenberg wurde der weitgereiste Routinier (u.a. Einsätze für Wuppertal, Aachen, Kassel und Cottbus) als klare Nummer drei hinter dem jungen Torhüter-Gespann verpflichtet. „Er treibt die Jungs im Training immer wieder an und ist ein ganz wichtiger Faktor für unsere Mannschaft“, lobt Janßen. „Das war seit dem ersten Tag so.“ Rauhut ist zufrieden mit seiner Rolle. „Ich nehme sie an, wie sie ist. Klar will jeder, der trainiert, auch spielen. Aber so wie wir als Gespann zusammenarbeiten, bin ich sehr glücklich ein Teil des Teams zu sein“, sagt der Keeper. „Ich fühle mich pudelwohl und wertgeschätzt.“
Im anstehenden Heimspiel am Montag gegen den MSV Duisburg (19 Uhr) wird Ben Voll nach seinem Infekt wohl ins Tor zurückkehren – und Rauhut in die zweite Reihe. Für den gebürtigen Oberhausener kein Problem: „Wie ich meinen Teil zum Mannschaftserfolg beitrage, ist zweitrangig. Wir wollen jetzt nochmal eine Serie starten und die Saison mit einem Punkte-Rekord für die Viktoria in der Dritten Liga beenden.“ Die aktuelle Bestmarke liegt bei 51 Zählern und wurde 2020 und 2021 erreicht.