Köln richtet immer wieder Profi-Handballevents aus. Top-Spieler hat die Stadt aber nicht. Das wollen drei Handballvereine gemeinsam ändern.
HandballKlub-Zusammenschluss bietet Kölner Top-Talenten eine Heimat
Die Europameisterschaft im Januar und das traditionsreiche „Final-Four“-Turnier um den DHB-Pokal im Juni – an großen Handballevents mangelt es in Köln nicht. Allerdings: Einen Kölner Bundesligaverein oder Nationalspieler sucht man derzeit noch vergebens. Das will ein Zusammenschluss aus drei Kölner Handballteams ändern und die Nachwuchsförderung auf eine neue Ebene heben.
Die Ausgangslage: Jedes Jahr bringen Kölner Handballvereine eine handvoll talentierte Spieler hervor, die das Potenzial für eine vielversprechende Karriere haben. Allerdings reiche die Gesamtzahl oft nicht aus, um einen ganzen Jahrgang mit solchen Talenten zu besetzen, sagt Eike Weinberg, Sprecher der Jugendspielgemeinschaft (JSG) Handball Köln.
Bisher wechselten die vielversprechendsten Spieler dann zu den Nachwuchsleistungszentren des Erstligisten VfL Gummersbach und des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen, um sich dort weiterzuentwickeln.
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Handballnachwuchs in Köln: Zusammenschluss von drei Vereinen
Im Juni vergangenen Jahres haben sich deshalb der Longericher SC, der MTV Köln und der 1. FC Köln im Bereich der A-, B- und C-Jugend zur JSG Handball Köln zusammengeschlossen, um professioneller im Nachwuchsbereich zu arbeiten. Ziel sei es laut Weinberg, durch eine starke Gemeinschaft und Zusammenarbeit die talentiertesten jungen Handballer der Stadt zu unterstützen und zu fördern.
„Wir scouten und beobachten regelmäßig talentierte Spieler in und um Köln“, sagt Weinberg. Sie sollen nicht mehr in andere Städte abwandern müssen, um auf höchstem Niveau zu spielen. Stattdessen wolle man erreichen, dass sie nach der Jugend für einen der drei Vereine auflaufen können.
Weinberg, der bei der JSG für Marketing und Sponsoring verantwortlich ist, betont: „Diese Kooperation ist keine Spielgemeinschaft aus der Not heraus, aufgrund mangelnden Interesses am Sport – im Gegenteil: Köln verfügt über eine große Anzahl Kinder und Jugendlicher, die wir zusammenbringen wollen.“
So läuft es für die Kölner JSG-Mannschaften in der laufenden Handballsaison
Den Zusammenschluss gibt es nun seit rund einem Dreivierteljahr. Wie fällt das sportliche Zwischenfazit aus? „In der noch laufenden Handballsaison sind wir mit der Entwicklung unserer JSG-Mannschaften sehr zufrieden“, sagt Weinberg.
Der C- und B-Jugend ist der Aufstieg in die Regionalliga gelungen. In C- und B-Jugend ist das bereits die höchste Spielklasse. Die A-Jugend spiele ebenfalls in der Regionalliga, strebe aber an, in die Jugendbundesliga, die höchste Spielklasse, aufzusteigen.
JSG Handball Köln: Spielerinnen sollen integriert werden
Die JSG Handball Köln besteht bisher nur aus männlichen Spielern. Eine Integration von Spielerinnen sei derzeit noch nicht möglich. Laut Weinberg fehle zum einen ein fester Ansprechpartner, zum anderen sei die Anzahl an Handballerinnen für eine Spielgemeinschaft noch nicht ausreichend.
Die bisherige weibliche Handball-Spielgemeinschaft JSG Köln hatte sich jüngst aufgelöst und ist vollständig zum Longericher SC gewechselt. „Für 2025 streben wir an, die weiblichen Jugendmannschaften zu integrieren, vorausgesetzt die Stammvereine sind damit einverstanden“, so Weinberg.
Weibliche Jugend: Ausnahme-Handballteam aus Köln
Die weibliche Handball-Jugend ist dabei nicht weniger erfolgreich. Die Spielerinnen der C-Jugend der JSG Köln nehmen – trotz Auflösung – noch am Final-Four-Turnier der NRW-Meisterschaft teil. Unter den Spielerinnen ist auch eine W16-Nationalspielerin, die seit sechs Jahren zum Team gehört.
Die JSG Köln, die aus einer Kooperation zwischen dem Longericher SC und dem 1. FC Köln entstand, hat sich erfolgreich für das Turnier qualifiziert und ist das erste Kölner Team seit Jahrzehnten. Ziel der neu formierten C-Jugend der Longericher SC-Mädchen ist darüber hinaus, in der nächsten Saison in der B-Jugend-Bundesliga anzutreten.
Handball in Köln: Sichtbarkeit, Konkurrenz, Hallensituation – Probleme der Nachwuchsförderung
„Die Zukunft des Handballs in Köln ist vielversprechend, auch wenn wir vor Herausforderungen stehen“, sagt Weinberg. Etwa, dass Handball in Schulen nicht mehr auf dem Lehrplan stehe. „Das macht es schwieriger, Kinder und Jugendliche für diesen Sport zu begeistern. Das gelingt meistens dann nur durch familiäre Einflüsse oder durch besondere Ereignisse wie die Handball-EM“, sagt Weinberg.
Darüber hinaus müsse die Ausfallquote verringert werden. Die Ausfallquote, also die Anzahl Jugendlicher, die den Handballsport aus unterschiedlichen Gründen nach der Jugendsaison aufgeben, möchte die JSG aktiv reduzieren. Viele Jugendliche würden etwa zu anderen Sportarten abwandern. Die Sportlandschaft in Köln ist traditionell durch Fußball und Eishockey stark besetzt.
Weinberg thematisiert auch infrastrukturelle Probleme: „Es gibt in Köln keine passende Halle, um Handball so auszuüben, wie wir es gerne möchten“, sagt Weinberg. Außerdem sei es schwierig, ausreichend Hallenzeiten in den vorhandenen Schulhallen zu bekommen.
„Wir haben schon über den Bau einer eigenen (Trainings)-Halle, gegebenenfalls mit ein paar Zuschauern nachgedacht. Die Idee, eine eigene Halle zu errichten, ist bereits fortgeschritten, und wir haben Interesse von Investoren. Jedoch stehen wir vor der Herausforderung, dass wir ein Grundstück finden müssen“, sagt Weinberg.
Mit dem geplanten Ausbau des Radstadions in Müngersdorf könnte diese Lücke geschlossen werden. „Am Umbau und der Entwicklung des Radstadions sind wir nicht beteiligt. Ob diese Halle die Voraussetzungen für Handball erfüllt, können wir leider nicht sagen“, sagt Weinberg. Die Halle befindet sich noch im Bau. Nach derzeitigem Stand soll das Großprojekt erst 2027 beendet sein.
Ab der kommenden Saison spielen 50 Teams für die JSG Handball Köln. Rund 800 Kinder und Jugendliche üben die Sportart in dem Zusammenschluss aus. Die Mannschaften trainieren in Zollstock, Mülheim, Longerich und in der Innenstadt. Die JSG bietet regelmäßig Probetrainings an. Interessierte Spieler können sich per E-Mail anmelden, über info@jsg-koeln.de oder die Social-Media-Kanäle des Vereins nutzen.