Die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp agiert weiterhin unbeständig und muss nach dem Abrutschen in eine neuerliche Niederlagenserie um den direkten Einzug ins Playoff-Viertelfinale bangen.
NiederlagenserieRückkehr der Defensivprobleme bei den Kölner Haien - Moritz Müller gesperrt
Gerade mal 70 Sekunden waren in der Saturn Arena absolviert, da konnte Uwe Krupp seinen Matchplan weitgehend über den Haufen werfen. Der Trainer der Kölner Haie musste mitansehen, wie der Arbeitstag seines Kapitäns Moritz Müller schon nach dem ersten Wechsel beendet war. Der Nationalspieler hatte sich auf Höhe der eigenen Spielerbank zu einem rüden Foul hinreißen lassen, bei dem er Philipp Krauß mit einem Check auf Kopfhöhe niederstreckte. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um eine Revanchetat am Stürmer des ERC Ingolstadt handelte. Schließlich war es Krauß, der Nick Bailen beim vorangegangenen Duell vor einem Monat mit einem Kniecheck derart schwer verletzt hatte, dass der KEC-Starverteidiger bis heute spielunfähig ist.
Auch Krauß kam am Sonntag nicht ohne Blessur davon. Beim 22-Jährigen wurde ein Nasenbeinbruch diagnostiziert, der ihn allerdings nicht davon abhielt, nach einer Behandlungspause mit Vollvisier weiterzuspielen. Die Haie mussten in Folge von Müllers Hinausstellung (für die der Kapitän am Montag von der DEL für drei Partien gesperrt wurde) dagegen praktisch das gesamte Spiel ohne einen sechsten Defensivmann auskommen. Der daraus resultierende Kräfteverschleiß stellte sich als zu groß heraus. Nachdem Uwe Krupps Mannschaft im Schlussdrittel nichts mehr entgegenzusetzen hatte, unterlag sie bei ihrem Verfolger verdient mit 4:5 – und kassierte die zweite gegentorreiche Pleite des Wochenendes nach dem 3:6 am Freitag gegen den EHC Red Bull München. Durch die vierte Niederlage in Folge und die sechste aus den jüngsten acht Spielen wird die Luft für den KEC im Kampf um die direkte Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale wieder dünn. Vor dem letzten Hauptrunden-Drittel ist der Vorsprung des Tabellensechsten auf die Pre-Playoff-Plätze der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aufgebraucht.
In seiner Analyse hob Uwe Krupp die Spieldauer-Disziplinarstrafe gegen Moritz Müller als entscheidend hervor. „Über das gesamte Spiel gesehen hat sich die frühe Entscheidung des Schiedsrichters, Moritz rauszuschicken, als großer Faktor erwiesen. Wir haben gekämpft, aber mit nur noch fünf Verteidigern ist uns irgendwann der Dampf ausgegangen. Daraufhin haben wir Fehler gemacht“, fasste der Kölner Trainer zusammen. Einer dieser Fehler bescherte dem ERC drei Minuten vor dem Ende das Siegtor. Nachdem sich Andrej Sustr zu einem riskanten Aufbaupass in die Mitte hatte hinreißen lassen, nahm Andrew Rowe das Geschenk des Haie-Verteidigers dankend an. Es war ein K.o.-Schlag mit Ansage. Bis dato hatten es die Kölner in den letzten 20 Minuten auf keinen einzigen Torschuss gebracht. „Gerade im letzten Drittel konnten wir keine Akzente mehr nach vorne setzen. Wir hatten nicht mehr viel im Tank, so dass Ingolstadt das Spiel durch einen Turnover gewinnen konnte“, resümierte Uwe Krupp.
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Das Zustandekommen der Niederlage wurmte ihn. „Nach der 4:2-Führung hätten wir einen Weg finden müssen, das Spiel nach Hause zu schaukeln“, ärgerte den Haie-Coach der Umstand, dass vier erzielte Tore auf fremdem Eis nicht für etwas Zählbares reichten. Zumal die Moral stimmte. Im ersten Drittel war es Justin Schütz (6./Shorthander) und Brady Austin (20.) gelungen, die Ingolstädter Führungen durch Wojciech Stachowiak (6.) und Mirko Höfflin (9.) jeweils zu egalisieren. Als der KEC zu Beginn des zweiten Abschnitts per Doppelschlag durch Andreas Thuresson (21.) und den überragenden Maximilian Kammerer (22.) sogar zum 4:2 nachlegte, schienen die Gäste auf dem richtigen Weg zu sein. „Man hat dann aber gemerkt, dass wir in zu viele Konter gelaufen sind“, erklärte Kammerer die Gegentore durch Leon Hüttl (33.) und Patrik Virta (38.) zum 4:4-Ausgleich, der für die Haie den Anfang vom Ende bedeutete. „Im letzten Drittel haben wir keinen Zugriff mehr gefunden. Wir waren passiv, sind der Scheibe hinterhergelaufen und konnten dem Druck nicht mehr standhalten“, haderte Kammerer, der Sustrs späten Aussetzer als „extrem bitter“ bezeichnete.
Auf die Kölner Haie warten weitere schwierige Aufgaben
Auch Mirko Pantkowski, der für den zuletzt überspielt wirkenden Tobias Ancicka zwischen die Pfosten gerückt war, konnte die wiederkehrende Gegentorflut nicht verhindern. Damit sind die Kölner in jene defensive Anfälligkeit zurückgefallen, die bereits Hauptgrund für die Talfahrt im Oktober war. Die Niederlagen gegen München, Iserlohn (3:4 nach Penaltyschießen) und Mannheim (0:1) eingerechnet, kassierte der KEC in den jüngsten vier Spielen 16 Treffer. Mit 108 Gegentoren hat keine andere Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte defensiv so große Probleme wie Köln. „Das müssen wir definitiv abstellen“, forderte Kammerer. Behilflich könnte dabei sein, dass die Haie (die offensiv wiederum zu den stärksten Teams der Liga zählen) nun eine Woche Zeit haben, um an ihren Defiziten zu arbeiten. Kurzfristige Fortschritte werden erforderlich sein: Am Freitag (19.30 Uhr) sind die Kölner bei Spitzenreiter Bremerhaven gefordert, danach warten mit Schwenningen (Sonntag, 14 Uhr/Lanxess Arena) und Berlin weitere Schwergewichte. „Die Tabelle ist extrem eng“, sieht Kammerer die weiterhin unbeständig agierenden Haie unter Zugzwang, ihre Niederlagenserie zu stoppen.
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Drohungen in den sozialen Netzwerken
KEC-Kapitän Moritz Müller (37) hat nach seiner Spieldauer-Disziplinarstrafe in der Partie beim ERC Ingolstadt auf Instagram Morddrohungen gegen seine Familie erhalten. Die Kölner Haie verurteilten den Vorgang „auf Schärfste“ und sprangen ihrem dienstältesten Spieler zur Seite: „Dieser Vorfall stellt in unseren Augen einen klaren und absolut grenzüberschreitenden Angriff auf die Werte und das Modell des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft dar. Wir sind fassungslos und schockiert, wie Menschen dazu in der Lage sind, solche Drohungen gegenüber anderen Menschen auszusprechen.“
Weiter erklärte der KEC: „Wir sind im engen Austausch mit unserem Kapitän und sichern ihm jegliche Unterstützung zu. Zusammen mit den Behörden geht es nun darum, die Verantwortlichkeiten dieser widerlichen Aktion festzustellen und strafrechtliche Konsequenzen zu prüfen.“ Auch Müller zeigte sich entsetzt: „Egal was ist, sowas geht einfach nicht“, schrieb der dreifache Familienvater in den sozialen Netzwerken. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art in der laufenden DEL-Saison. Im Oktober war bei Schlusslicht Iserlohn Roosters der Sportliche Leiter Christian Hommel von Fans bedroht worden. Wenig später trat der 42-Jährige zurück. (tca)