Köln – Der Karneval hatte seine Spuren hinterlassen. Unter der Eisfläche schimmerten noch Konfettireste hervor, als Uwe Krupp am Veilchendienstag die Lanxess Arena betrat. Für Krupp, den gebürtigen Kölner, war das nicht neu. Mit der Rückkehr zu den Kölner Haien hat für den früheren KEC-Profi die bereits zweite Amtszeit hinter der Bande seines Heimatvereins begonnen. Die Aufgabe hat es in sich: Der ehemalige Bundestrainer soll den in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in die schlimmste sportliche Krise seiner Clubgeschichte geschlitterten KEC wieder wettbewerbsfähig machen.
Ungeachtet der prekären Situation des abgestürzten achtfachen Deutschen Meisters ist die Freude groß bei Uwe Krupp, zurück zu sein an jenem Ort, an dem er als kleiner Junge einst mit der Jagd nach der kleinen Hartgummischeibe begonnen hatte. „Ich freue mich riesig auf den Job hier und die Arbeit mit den Jungs. Ich bin froh, wieder in Köln zu sein“, sagte der 54-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung als neuer und alter Haie-Coach wenige Stunden vor dem Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg.
Dabei war Krupp über seine Anwesenheit in der lockeren Stehrunde selbst überrascht. Nach seiner Entlassung beim tschechischen Erstligisten Sparta Prag als Tabellendritter der Extraliga Ende des vergangenen Monats hatte sich der Familienvater auf einen „etwas längeren Sommer“ eingestellt. Doch dann klingelte am vergangenen Wochenende in Prag sein Telefon. Am anderen Ende der Leitung befand sich Philipp Walter (45). Der Geschäftsführer des KEC hatte nach vier weiteren Niederlagen zum Start aus der Länderspielpause den Glauben daran verloren, dass Mike Stewart wirklich noch der richtige Mann für seinen Club ist. Trotz des Treuebekenntnisses, welches der Kanadier erst drei Wochen zuvor in Form einer Jobgarantie für die kommende DEL-Saison noch ausgestellt bekommen hatte. Walter redete nicht lange um den heißen Brei: „Uwe und ich kennen uns schon länger. Wir haben die Kennenlernphase übersprungen.“Als Uwe Krupp nach seiner spontanen Hilfsbereitschaft gefragt wurde, brauchte die Club-Ikone der Haie nicht lange überlegen. „24 Stunden später saß ich im Auto von Prag nach Köln.“ Auf der 700 Kilometer langen Fahrt hatte Krupp ausreichend Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, welche Sofortmaßnahmen erforderlich sind. „Für mich ist es wichtig, dass nach vorne geschaut wird“, betonte der frühere NHL-Profi. „Dazu gehört auch, die Spieler und die Charaktere kennenzulernen. Es geht darum, sich ein Bild zu verschaffen, wie die Mannschaft im Moment drauf ist, welchem Spieler es gut geht und welcher Spieler sich mit welchen Problemen herumkämpft.“
Als Feuerwehrmann sieht sich Uwe Krupp nicht. Er spricht von „ein paar Hebeln“, die er kurzfristig betätigen möchte, damit die Kölner Haie endlich mal wieder Eishockeyspiele gewinnen und die verloren gegangene Leichtigkeit zurückkehrt. Ganz bewusst spricht er nicht davon, das eigentlich Unmögliche, die Vor-Playoffs, nach dieser praktisch bereits verlorenen Saison noch irgendwie möglich zu machen. Krupp drückt das so aus: „Ich bin grundsätzlich optimistisch, ohne dabei die Realität aus den Augen zu verlieren.“
Vielmehr möchte der mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattete neue Kölner Hoffnungsträger die wenigen noch ausstehenden Hauptrundenspiele dazu nutzen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, auf wen er in der kommenden Spielzeit wirklich setzen kann. Dafür soll auch außerhalb der Profi-Kabine jeder Stein umgedreht werden. Krupp sieht in der aktuellen Krise die Chance, „die komplette Organisation zu testen und zu bewerten“. Danach soll an erfolgreiche vergangene Zeiten angeknüpft werden. „Natürlich möchte ich versuchen, mit den Haien wieder etwas zu reißen“, sagt Krupp. Das einst angespannte Verhältnis zu KEC-Hauptgesellschafter Frank Gotthardt soll dabei kein Hindernis mehr sein: „Das ist jetzt fast sechs Jahre her. Die Sache ist für mich abgearbeitet und abgehakt.“ Der Neustart kann also beginnen. „Die Ärmel sind hochgekrempelt“, sagt Krupp.