Die Kölner Haie haben ihr Heimspiel gegen RB München auf dramatische Art und Weise verloren. Im Mittelpunkt stand vor 17.773 Zuschauern in der LanxessArena aber die Krebserkrankung von Nationalspieler Tobias Eder.
Kölner HaieTobias Eders Zustand wirft Schatten auf das Spiel bei Niederlage gegen München
Die Stimmung war gedrückt. Wahrscheinlich wusste die Mehrzahl der 17.773 Zuschauer in der LanxessArena nicht um den Grund, aber dass es an diesem 29. Januar 2025 etwas gab, was den Alltag in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aus den Angeln gehoben hatte, war deutlich zu spüren.
Vor dem Heimspiel der Kölner Haie gegen den EHC RB München hatte DEL-Tabellenführer ERC Ingolstadt gegen 17 Uhr vermeldet, dass die für Mittwoch angesetzte Heimpartie gegen die Eisbären Berlin kurzfristig auf den 26. Februar verlegt werden müsse. Aufgrund des sich kritisch verschlechterten Gesundheitszustandes ihres an Krebs erkrankten Spielers Tobias Eder sah sich das Eisbären-Team nicht in der Lage anzutreten. Es muss bei dem 26-jährigen Eder wohl mit dem Schlimmsten gerechnet werden.
Andreas Eder fehlt in Münchens Aufgebot
Andreas Eder (28) spielt in München und natürlich warf die dramatische Entwicklung bei seinem jüngeren Bruder und Nationalspieler auch einen dunklen Schatten auf die Lanxess Arena. Andreas Eder lief wie schon am Sonntag beim 4:1 in Wolfsburg nicht auf.
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Die beiden mit Nationalmannschaftskollegen von Tobias Eder gespickten Teams entschlossen sich trotz der schlechten Nachrichten aus Berlin ihr Spiel wie geplant auszutragen. Wie ernst die Lage war, dokumentierte die Entscheidung beider Mannschaften, beim übertragenden Sender Magenta Sport die obligatorischen Interviews in den Drittelpausen und nach Spielschluss abzusagen.
Zwei Tore in den letzten zwölf Sekunden
Die 2:3 (0:2, 0:0, 2:1)-Niederlage der Haie im direkten Duell um den fünften Tabellenplatz geriet trotz des dramatischen Endes mit zwei Treffern in den letzten zwölf Sekunden zur Nebensache. Die Umstände dieses Spiels waren beiden Teams anzumerken, viele Spieler waren mit ihren Gedanken verständlicherweise oft woanders, vor allem wenn es um die Defensive ging.
Die fehlende Anspannung in den Zweikämpfen wussten die Gäste besser zu nutzen. Nachdem Chris DeSousa den Puck an die Latte des wieder von Julius Hudacek gehüteten Tore geknallt hatte (5.), entwischte Yasin Ehliz KEC-Verteidiger Adam Almquist und lenkte die Scheibe nach Pass von Konrad Abeltshauser aus vollem Lauf zwischen vier Kölnern Statisten zum 0:1 ins Tor (8.).
München geht verdient 2:0 in Führung
München blieb trotz der Kölner Chancen durch Josh Currie (7.) und Justin Schütz (9.) das gefährlichere Team. Filip Varejecka traf den Pfosten (8.) und dann zum 2:0 (16.), als er einen Schuss von Jonathon Blum geschickt abfälschte. Weil Louis-Marc Aubry mit der besten Haie-Chance an RB-Goalie Mathias Niederberger scheiterte (19.), ging es mit dem 0:2 in die erste Pause.
Die Intensität, die ein Treffen zwischen dem Sechsten und Fünften der DEL auszeichnen sollte, fehlte auch im zweiten Spielabschnitt. München, das nach dem Trainerwechsel und der Reaktivierung von Meister-Coach Don Jackson mit zwei Siegen in Berlin und Wolfsburg sofort zu alter Klasse zurückgefunden hat, bestimmte mit seiner Passsicherheit und läuferischen Klasse weiter das Geschehen.
Kuriose Strafe bringt Haie zurück ins Spiel
Haie-Trainer Kari Jalonen hatte aufgrund der Rückkehr des Slowaken Hudacek ins Tor Neuzugang Otso Rantakari sein Heim-Debüt verwehrt. Der finnische Verteidiger saß als überzähliger Ausländer auf der Tribüne. Die Hausherren hatten aber nicht deshalb Probleme, gefährlich zu werden. Aubry (26.) und Alexandre Grenier im ersten Kölner Powerplay (37.) hatten Möglichkeiten, nach dem Anschlusstreffer roch es aber nicht.
Erst eine kuriose Strafe gegen die Roten Bullen machte das Spiel wieder spannend. Weil die Gäste nach der zweiten Pause zu spät aus der Kabine kamen, durften die Haie Powerplay spielen. Josh Currie bugsierte die Scheibe nach einem Almquist-Schuss zum 1:2 über die Linie (42.). Köln hatte nun Zugriff auf das Spiel. Brady Austin vergab das 2:2 (43.), das auch im dritten Überzahlspiel des KEC nicht fallen wollte (45.). Die größte Chance vergab Kapitän Moritz Müller, dessen Schuss Niederberger entschärfte (48.).
Weil Hudacek gegen DeSousa auf dem Posten war (53.), blieb das Spiel eng. Nachdem der KEC-Torhüter 1:25 Minuten vor dem Ende vom Eis ging, kamen die Haie 11,8 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit durch Justin Schütz zum umjubelten 2:2-Ausgleich. Alles sprach für eine Verlängerung, als Moritz Müller die Scheibe hinter dem eigenen Tor gegen Yasin Ehliz verlor und DeSousa mit etwas Glück zum Sieg traf — nur 0,2 Sekunden waren da noch zu spielen. „Ich bin noch etwas geschockt von dem letzten Tor. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Don Jackson — und der 68-Jährige hat in seiner langen Karriere schon einiges gesehen.
Das Jalonen-Team verpasste durch die Heimniederlage den Sprung auf Platz fünf und bleibt vor der Reise am Freitag nach Ingolstadt auf Rang sechs hängen. „Manchmal ist Eishockey frustrierend. Aber mein Vater hat immer zu mir gesagt. Ein Eishockeyspiel dauert 60 Minuten“, kommentierte der Kölner Trainer das maximal späte 2:3.
Statistik:
Kölner Haie: Hudacek; Sennhenn, Vittasmäki; Austin, Müller; Almquist, Glötzl; Storm, Aubry, Kammerer; Grenier, MacLeod, Schütz; Niedenz, Tyrväinen, Tuomie; Wohlgemuth, Currie, van Calster. – SR.: Frano/Polaczek. – Zuschauer: 17.773. –Tore: 0:1 Ehliz (7:19), 0:2 Varejcka (15:01), 1:2 Currie (41:04/Almquist, MacLeod, PP1), 2:2 Schütz (59:48/Almquist, Aubry), 2:3 DeSousa (59:59). – Strafminuten: Köln 4; München 6.