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Kölner HaieDie Defensive kommt zuerst

Lesezeit 4 Minuten
PENNY DEL 1. Koelner Haie - Augsburger Panther Koeln, 19.11.2023 Tobias Ancicka Koelner Haie, 45 T.J. Trevelyan Augsburger Panther, 24 Maximilian Gloetzl Koelner Haie,

Stabile Defensive: Haie-Goalie Tobias Ancicka, Maximilian Glötzl und Andrej Sustr (vorne) gegen den Augsburger T.J. Trevelyan.

Die Kölner Haie haben erstmals in dieser Saison vier Spiele in Serie gewonnen. Das ist vor allem auf eine stabilere Defensive zurückzuführen.

Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften.“ Diese sportliche Weisheit ist nicht neu, wird aber immer wieder aktuell. Wie bei den Kölner Haie, die nach knapp der Hälfte der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verstanden haben, worauf es ankommt. Moritz Müller drückte es nach dem hart erkämpften 3:2-Heimsieg am Sonntagabend gegen die Augsburg Panther so aus: „Die Defensive kommt zuerst“, sagte der Kapitän nach dem Saison-Novum von vier Siegen in Serie. „Wir haben es in den letzten Spielen schon sehr von hinten rausgemacht. Vorne werden wir die Chancen immer kriegen“, fuhr der Verteidiger an seinem 37. Geburtstag fort.

Der Erfolg gibt den Kölnern recht. Nach den erfolgreichen Auswärtsspielen in Berlin (1:0), Schwenningen (3:2) und Nürnberg (4:1) und dem Heimsieg gegen die Panther steht das Team von Cheftrainer Uwe Krupp auf Platz vier.

Tatsächlich wurden am Sonntag mehr als 14.000 Zuschauer in der LanxessArena Zeugen eines neuen Entwicklungsschritts. „Wir mussten lernen und müssen immer noch lernen“, holte Müller aus, „dass wir gut genug sind, um Offensive aus unserem Defensivspiel heraus zu kreieren“. Dieser Prozess wurde beim KEC zu Monatsbeginn auch etwas aus der Not heraus angestoßen: Als neben Jason Bast, Brady Austin, Andreas Thuresson und Nick Bailen das Lazarett auffüllten, musste Uwe Krupp seinem auf fünf Positionen veränderten Ensemble einen defensiveren Matchplan mitgeben.

Wende nach drei Niederlagen hintereinander

Es folgte der unerwartete Turnaround nach drei Niederlagen hintereinander. Gut sichtbar wird die Wende am Kölner Wirken in Unterzahl. In den jüngsten 18 Situationen mit einem Spieler weniger auf dem Eis gab es lediglich einen Gegentreffer: „Die Spiele hatten eine andere Qualität“, meinte der Trainer nach der dem vierten Spiel mit weniger als drei Gegentoren, „wir machen einen guten Job und versuchen uns mit der guten Defensive über 40,50 Minuten im Spiel zu halten.“ In der Offensive habe man sowieso „einige Qualitäten, um zwei, drei Tore zu schießen“, ergänzte Krupp.

Damit meinte er nicht nur seinen Siegtorschützen per Penalty, Maximilian Kammerer („Was willst du über ihn noch sagen, er spielt eine Riesensaison“) oder Goalie Tobias Ancicka bei 93,5 Prozent Fangquote („Er ist ein wichtiger Teil dieser letzten Spiele und bringt außergewöhnliche Leistungen“).

Der Haie-Coach dachte vor allem an sein richtig agierendes Kollektiv in der Crunchtime: Trotz Rückkehrer Nick Bailen, dessen Rücken auskuriert war und der den Haien defensiv wie offensiv mehr Optionen brachte, gerieten die Hausherren im Schlussdrittel stark ins Wanken. „Nach Chris Collins 1:2 musste die Mannschaft einen Weg finden und hat einen Weg gefunden“, lobte Krupp die kühlen Köpfe seiner Profis, „wir haben unser Spiel nicht geändert und etwa damit angefangen, mit hohem Risiko zu spielen.“

Wir haben unser Spiel nicht geändert und etwa damit angefangen, mit hohem Risiko zu spielen.
Uwe Krupp, Cheftrainer Kölner Haie

Müller und Co. liefen den, in der neutralen Zone lauernden, Augsburgern also nicht ins offene Messer. Sie erhöhten trotzdem den Druck und wurden für die passende Mischung aus Geduld und Aggressivität belohnt. „Das 2:2 war ein wichtiges Tor“, stellte der Trainer den zweiten Ausgleich nach Alexandre Greniers glücklich zustande gekommenen 1:1 (37.) durch Frederik Storm (52.) auf eine Ebene mit Maxi Kammerers siegbringenden Penalty nach Foul von Mirko Sacher (55.). „Auch nach dem 3:2 haben wir die Zeit gut über die Runden bekommen und gegen einen sehr guten Gegner, ein ganz, ganz enges Spiel, auf Messers Schneide, für uns entschieden“, freute sich Krupp über drei weitere Punkte.

Auch Moritz Müller war nach seiner Geburtstagsfeier – erst im Kreise der Mannschaft und später mit der Familie – happy. Und schloss seine Ausführungen ganz im Sinne der „Defensiven Meister-Lehre“: „Nach den drei Auswärtssiegen war die Versuchung groß, hier zu Hause zu viel zu wollen. Wenn du ungeduldig wirst und Sachen probierst, die nicht abgesprochen sind, kann Frust entstehen“, meinte der Kapitän fünf Tage vor dem nächsten Heimspiel gegen Straubing, „wir haben uns aber auf die Grundtugenden besonnen und deswegen verdient gewonnen. Das war eine reife Leistung.“