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Interview mit Uwe Krupp„Es geht jetzt darum, nachzulegen“

Lesezeit 5 Minuten
Gregor Macleod und Uwe Krupp auf dem Eis.

Haie-Chefcoach Uwe Krupp (links mit Neuzugang Gregor MacLeoad) geht mit Vorfreude und optimistisch in die neue Saison.

Uwe Krupp befindet sich als Chefcoach der Kölner Haie mit seinem Team noch mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga. Martin Sauerborn hat sich mit dem 58-jährigen Stanley-Cup-Gewinner unterhalten.

Herr Krupp, es ist Ihre zweite Amtszeit bei Ihrem Heimatclub. Wie 2011 mussten Sie ein von Grund auf in Köln Team aufbauen. Gibt es Parallelen?

Ich bin eigentlich immer zu Clubs gekommen, die sich im Aufbau befanden. Das war beim ersten Mal in Köln so, bei den Eisbären Berlin, auch Sparta Prag war in einem Neuaufbau und nun ein zweites Mal in Köln. Der Unterschied ist, dass die ersten beiden Jahre nach meiner Rückkehr zu den Haien von der Covid-Situation überschattet waren und wir erst seit der vergangenen Saison den Dingen so nachgehen können, wegen denen ich als Trainer gekommen bin.

Wie bauen Sie ein Team so auf, dass es in der Lage ist, um Titel mitzuspielen? Mit Köln und Berlin waren Sie dreimal in einer Finalserie.

Grundsätzlich würde ich ein Team immer von hinten nach vorne aufbauen. Das fängt bei den Torhütern an, geht über die Verteidiger bis hin zu den Mittelstürmern und schließlich den Außenstürmern. In unserem Fall geht es aber auch darum, mit den bestehenden Spielerverträgen zu arbeiten. Wenn ein Vertrag ausläuft, stellt sich die Frage, ob wir auf der jeweiligen Position die Möglichkeit sehen, das Team zu verbessern. So sind wir in den vergangenen Jahren verfahren und dementsprechend haben wir auch diesmal unsere Entscheidungen getroffen. Es haben sich im Laufe der Saison bis zur für uns enttäuschenden Niederlage gegen Mannheim Stellschrauben gezeigt, an denen wir drehen können. Das haben wir gemacht.

Sie haben in der Verteidigung eine Position getauscht und im Sturm ein paar mehr. Worin lag der Ansatz?

Wir sind im Angriff ein bisschen jünger geworden, auch wenn wir dadurch natürlich etwas an Erfahrung verloren haben. Das birgt auch immer ein gewisses Risiko, denn ob die neuen Spieler wie gewünscht funktionieren, zeigt sich erst im Laufe einer Saison. Wenn ich aber sehe, wie die Jungs den Sommer über gearbeitet haben und sich aktuell zeigen, dann glaube ich, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben.

In der Verteidigung ersetzt Andrej Sustr Ryan Stanton. Was war der Grund?

Es war wichtig für uns, einen rechtsschießenden Verteidiger zu verpflichten. Andrej kommt mit NHL und KHL-Erfahrung, kennt seine Rolle und Aufgaben und ich glaube, er wird gut in unsere Mannschaft passen.

Sie haben die Playoff-Viertelfinalserie gegen Mannheim angesprochen. Welche Erfahrung aus der unglücklichen Niederlage kann den Haien für die Zukunft nutzen?

Wir haben gesehen, wie nah wir dran sind. Das war die wichtigste Erkenntnis, denn wir haben ein Team, das jedes Jahr um die Meisterschaft spielen kann, arg in Bedrängnis bringen können.

Gelingt dies auch kommende Saison?

„Berlin hat sich verändert, die werden wieder gut sein. München ist immer stark. Mal abwarten, was der Trainerwechsel bedeutet. Wolfsburg, Mannheim, Ingolstadt und Straubing sind auch nicht schlechter geworden. Es wird also wieder eng und schon ein Erfolg für uns sein, erneut unter die Top Sechs zu kommen. Das ist keine Tiefstapelei, sondern die Realität. Primäre Aufgabe wird sein, auf der vergangenen Saison aufzubauen und den Prozess der Entwicklung zu einem Team, welches um den Titel mitspielen kann, weiter voranzutreiben. In den Playoff wollen wir wieder ein gefährliches Team sein.

Als Spieler und Trainer blicken Sie auf eine lange und sehr erfolgreiche Karriere zurück. Was treibt den Coach Uwe Krupp noch an?

Meine Motivation Nummer eins ist, dass ich für Köln eine Meisterschaft gewinnen will. Ich habe dabei nicht das Gefühl, dass ich irgendjemandem noch etwas beweisen muss. Es wäre aber ein absolutes Highlight meiner Karriere, wenn wir mit den Haien irgendwann den Titel holen.

Was bedeutet irgendwann?

„So schnell wie möglich natürlich. Wir wollen uns im Vergleich zur vergangenen Saison weiter verbessern. Wir haben 2022/23 zehn Spiele mehr in regulärer Spielzeit gewonnen als in der Saison 2021/22, haben mehr Tore geschossen, weniger Tore kassiert und hatten ein besseres Powerplay. Wir sind auf einem guten Weg und haben in den vergangenen Monaten so gearbeitet, dass wir erwarten können, uns in der nächsten Saison wieder zu verbessern.

Ist es ein Thema für Sie, dass Sie als Trainer noch keinen Titel gewonnen haben?

„Das ist schon ein Thema, aber nicht mein Antrieb. Die Organisation Kölner Haie hat einen unglaublichen Fußabdruck ins europäische Eishockey gesetzt, hat sich aber oft damit abfinden müssen, auf dem Eis diesem Abdruck nicht gerecht werden zu können. Dafür gibt es auch gute Gründe. Ich denke, dass wir uns in der vergangenen Saison Respekt zurückgeholt haben und es jetzt darum geht, nachzulegen.

Sie sind Kölner und leben wieder in Rodenkirchen. Spiel das auch eine Rolle dabei, den Traum vom ersten Titel seit 2002 zu verwirklichen?

Es spielt mittlerweile eine größere Rolle für mich, dass ich Kölner bin. Auch, weil die zwei Covid-Jahre keine schöne Erfahrung waren, wir als Club unter der Führung unseres Geschäftsführers Philipp Walter und Finanzdirektor Torsten Pfenning aber da durchgekommen sind. Jetzt sind wir an einem Punkt, warum ich als Trainer 2020 zu den Haien zurückgekommen bin.

Also bleibt Uwe Krupp noch eine ganze Weile in Köln und bei den Haien?

Wenn wir jedes Jahr die Möglichkeit haben, um die deutsche Meisterschaft zu spielen und diese irgendwann holen, sicher.

Bleibt Uwe Krupp auch, wenn die Haie den Titel holen?

„Dann kann es auch sein, dass ich aufhöre (lacht).“