Köln – Uwe Krupp kennt sich aus mit den komplizierten, ganz großen Herausforderun-gen. Der 54-Jährige hat als Spieler zweimal den Stanley-Cup gewonnen, einmal sogar als Schütze des entscheidenden Treffers für Colorado. Als Trainer hat er die deutsche Nationalmannschaft salon- und wettbewerbsfähig gemacht.
Als ihn dann 2011 sein Heimatclub Kölner Haie nach einer seiner dunkelsten Stunden und knapp entgangener Insolvenz rief, führte Krupp den Club in drei Jahren zweimal ins Playoff-Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Genug Erfahrung und Können also, um auch der aktuellen Krise der Haie die Hand aufzulegen. Seine Mission für diesen 25. Februar 2020: Den historischen Negativrekord von 18 DEL-Niederlagen in Folge verhindern und die kleine Chance auf einen Platz in der ersten Playoff-Runde am Leben zu erhalten. Krupp und sein spürbar befreites Team meisterten die Aufgabe und besiegten am Veilchendienstag vor 11.152 Zuschauern in der LanxessArena die Wolfsburg Grizzly mit 5:0 (1:0, 2:0, 2:0).
Kein Kugelschreiber für Notizen
Krupp war erst am Montag aus Prag nach Köln gekommen, um nach dem Aus für den 17 Mal hintereinander erfolglosen Coach Mike Stewart an der Gummersbacher Straße zu übernehmen. Wenig Zeit, um etwas vorzubereiten. Alles ging so schnell, dass Krupp nach ein paar Minuten des Spiels bemerkte, dass er keinen Kugelschreiber für seine Notizen eingepackt hatte. Co-Trainer Ron Pasco half hinter der Ban-de gerne und reichte seinem neuen Chef das fehlende Utensil.
Krupp ließ die Sturmreihen nahezu unverändert und nur den von Mike Stewart verstoßenen Sebastian Uvira wieder von der Leine. Auf dem Eis sah er ein Team, dass vehement die Niederlagenserie abschütteln wollte. Der entfesselte Uvira (4./8.), Alexander Oblinger (3./13.) und Jason Bast (9.) setzten erste Duftmarken. Die Körpersprache stimmte, das Tempo auch und Torwart Gustaf Wesslau erinnerte an seine glorreichen Zeiten. Nur der Chancenwucher aus der Ste-wart-Ära saß noch tief und fest Bis Jon Matsumoto ener-gisch nachsetzte und Ben Hanowski mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck das 1:0 ermöglichte (17.). Als Wesslau dann noch bravourös gegen Nick Latta rettete und Dominik Tiffels den Puck von der Torlinie schlug (20.), tobte die Are-na. Die Sehnsucht nach solchen Szenen war groß.
Mannschaft verweigert Arbeit
Die Haie stillten sie weiter. Freddy Tiffels erhöhte clever auf 3:0 (26.). Dann lud der zu Beginn der Saison noch in Köln unter Vertrag stehende Fabio Pfohl seine Ex-Kollegen mit einem Fehlpass zum 3:0 durch Oblinger ein (40.). Marcel Müller ließ gleich zu Beginn des Schlussdrittels Tor Nummer vier folgen (41.). Dann hämmerte Jason Akeson die Scheibe im Powerplay ins Netz (53.). Spätestens hier war allen klar, dass diese Mannschaft unter Mike Stewart die Arbeit verweigert hatte. Den Haie-Fans gefiel das alles angesichts der krassen Leistungssteigerung nur bedingt: „Wollt ihr uns verarschen?“, schallte es aus der Nordkurve.
Die um Platz sechs ringenden Wolfsburger durften sich veräppelt vorkommen, sind sie doch die Deppen, gegen die die Haie den ersten Sieg nach 17 Niederlagen landeten. Die Grizzlys haben als einziges DEL-Team übrigens alle vier Hauptrundenpartien gegen Köln verloren. Weil sportlich an diesem Abend alles passte, gab es für den KEC und den im Sommer nach Schweden zurückkehrenden Wesslau auch noch den ersten Shut-out der Saison. Neun Punkte Rück-stand sind es auf Platz zehn, bei vier ausstehenden Spielen. „Wir haben neue Energie bekommen und wollten mit Spaß spielen. Ich kann mich für die 17 Niederlagen nur entschuldi-gen“, erklärte Sebastian Uvira.
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Köln: Wesslau; Aronson, Mo. Müller; Gagné, Kindl; D. Tif-fels, Ugbekile; Zerressen; Hanowski, Matsumoto, Ake-son; Uvira, Smith, Ma. Müller; F. Tiffels, Bast, Fontaine; Du-mont, Sill, Oblinger. – SR.: Schukies/Reneaut. – Zuschau-er: 11.152. – Tore: 1:0 Hanowski (16:26/Matsumoto), 2:0 F. Tiffels (25:44/Bast, Mo. Müller), 3:0 Oblinger (39:23/Dumont, Sill), 4:0 Ma. Müller (40:54/Smith), 5:0 Ake-son (52:09/Ugbekile, Ma. Mül-ler, PP1). – Strafminuten: Köln 4; Wolfsburg 6.