Köln – Wenn die Hoffnung nur noch als Schimmer scheint, kann ein Blick in die Vergangenheit etwas Trost spenden. In die Zeit, in der die Kölner Haie jede Saison ein Anwärter auf den Titel des deutschen Eishockeymeisters waren. Also ehrte der KEC beim Heimspiel am Sonntag gegen die Straubing Tigers seine Meister von 1995, die für den siebten von insgesamt acht nationalen Triumphen verantwortlich zeichneten.
Während die Helden von damals um Peppi Heiß und Thomas Brandl in der LanxessArena Autogramme schrieben, kämpften die aktuellen Profis auf dem Eis in 95er Retro-Trikots gegen die Straubing Tigers um ihre Chance, doch noch die erste Playoff-Runde zu erreichen. In Gelb-Schwarz gewandet erfüllte der KEC mit einem 4:1 (0:1, 3:0, 1:0) gegen den Tabellenzweiten seinen Part im Rennen um Platz zehn. 520 Kilometer weiter südlich aber platzte der Traum der Kölner.
„Wir haben viel Zeit verloren und Punkte liegen lassen.“
Konkurrent Augsburg besiegte Iserlohn mit 4:1 und ist vor den beiden letzten Hauptrundenspielen nicht mehr einzuholen. Für die Haie endet die traurige Saison 2019/20 also am kommenden Sonntag, 8. März, nach dem Spiel in Augsburg. „Wir haben viel Zeit verloren und Punkte liegen lassen. Wir müssen Lehrern aus dieser Saison ziehen“, sagte KEC-Kapitän Moritz Müller.
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Der Auftritt der Haie gegen das Überraschungsteam der Deutschen Eishockey Liga führte allen vor Augen, dass mit dieser Mannschaft mehr als Platz elf möglich gewesen wäre. Nach dem Trainerwechsel von Mike Stewart auf Uwe Krupp spielen die Kölner wie befreit, viel mehr mit der Scheibe und geschlossen als Team. „Diese Mannschaft hat die Qualität, um ins Viertelfinale zu kommen“, hatte Rückkehrer Krupp schon nach seinem ersten Sieg erklärt.
Haie domierten das Geschehen früh
Gegen die Tigers, die mit Meister Mannheim um Platz zwei nach der Hauptrunde ringen, landete der Ex-Bundestrainer den dritten Sieg im dritten Spiel. Der 54-Jährige verzichtete wie beim 3:2 am Freitag in Iserlohn auf den angeschlagenen Torwart Gustaf Wesslau und musste Justin Fontaine sowie Sebastian Uvira ersetzen. Trotzdem dominierten die Haie das Geschehen und hätten durch Jon Matsumoto früh in Führung gehen können. Der Kandier scheiterte aber mit einem Penalty an Straubings Goalie Jeff Zatkoff (4.). Dass die Hausherren nach 20 Minuten 0:1 hinten lagen, begründete sich durch einen Pfostentreffer von Json Akeson (14.) und drei dumme Strafzeiten, von denen Ex-Hai T.J. Mulock die dritte nutzte (19.).
Weder der Rückstand noch die 3:0-Führung der Augsburger brachte die Hausherren von ihrem Vorhaben ab, Freude am Eishockey zu haben. Jason Bast glich nach einem gewonnenen Bully von Colin Smith aus (25.). Nach einem weiteren erfolgreichen Anspiel von Matsumoto traf Dominik Tiffels mit einem abgefälschten Schuss zum 2:1 (32.). Schließlich vollendete Matsumoto einen Schnellangriff über Taylor Aronson und Ben Hanowski mit einem traumhaften Handgelenksschuss in den Winkel (36.). Weil sich auch Torwart Hannibal Weitzmann zu einer Glanzleistung aufschwang und der überragende Matsumoto zum zweiten Mal traf (56.), geriet der Sieg nicht mehr in Gefahr. Es sah aus wie in den guten, alten Zeiten von 1995 – nicht nur wegen der Trikots.
Krupp hätte mehr Zeit gebraucht
Uwe Krupp hat seinen Haien wieder Leben eingehaucht, die dritte Saison ohne Playoffs in der Clubgeschichte nach 2009 und 2015 konnte er aber nicht mehr verhindern. Dafür ist er schlichtweg zu spät zurückgekehrt. Wahrscheinlich hätten die Haie ihn 2014 niemals wegschicken dürfen. „Natürlich ist es eine große Enttäuschung für einen Club wie die Haie, nicht in den Playoffs zu stehen. Aber es kann auch etwas Positives sein, nach so einem Jahr alles zu hinterfragen und einen Neuaufbau zu starten“, blickte Krupp aber nur nach vorne.
Köln: Weitzmann; Aronson, Mo. Müller; Gagné, Kindl; D. Tiffels, Ugbekile; Zerressen; Hanowski, Matsumoto, Akeson; Bast, Smith, Ma. Müller; F. Tiffels, Genoway; Dumont, Köhler, Sill, Oblinger. – SR.: Köttstorfer/Reneau. – Zuschauer: 14.841. – Tore: 0:1 T.J. Mulock (18:22/PP1), 1:1 Bast (24:40/Smith), 2:1 D. Tiffels (31:53/Matsumoto), 3:1 Matsumoto (35:23/Hanowski, Aronson), 4:1 Matsumoto (55:42/Bast, Zerressen). – Strafminuten: Köln 10; Straubing 10