Köln – Niederlagen schmerzen immer. Besonders, wenn sie aus Duellen mit dem Nachbarn hervorgehen. Nach der 228. Auflage des rheinischen Klassikers gegen die Düsseldorfer EG dominierte bei den Kölner Haien jedoch eine andere Gefühlslage. Enttäuscht war der KEC über das unglückliche 4:5 (1:1, 1:1, 2:2, 0:1) nach Penaltyschießen natürlich schon. Und doch überwog der Stolz, allen Widrigkeiten der Coronakrise zum Trotz einen spektakulären Kampf geliefert zu haben, als Eishockey-Deutschland am Donnerstagabend zum Neustart der DEL nach neunmonatiger Zwangspause gespannt am heimischen Fernseher zuschaute. „Es ging darum, dass wir Charakter zeigen“, sagte Angreifer Frederik Tiffels. „An anderen Schrauben können wir noch drehen.“
Eine sehr junge und konkurrenzfähige Mannschaft
Zum Kölner Stolz über die Aufholjagd nach einem 2:4-Rückstand gesellte sich die erleichternde Gewissheit darüber, auch mit nur zweieinhalbwöchiger Vorbereitung und einer sehr jungen Mannschaft konkurrenzfähig sein zu können. In Michael Bartuli (18), Kevin Niedenz (17) und dem erst 16-jährigen Leo Hafenrichter hatten gleich drei Junghaie auf einen Schlag zum ersten Mal bei einem DEL-Spiel auf dem Eis gestanden. Der aus einer kanadischen Juniorenliga hochgezogene Marcel Barinka (19) komplettierte die Rasselbande, die sich wacker schlug und Lob einheimste. „Die jungen Spieler machen einen guten Job. Sie werden ins kalte Wasser geschmissen und müssen schwimmen“, sagte Trainer Uwe Krupp. Auch Kapitän Moritz Müller sieht die Youngster mit ausreichend Talent ausgestattet, um sich in der DEL durchsetzen zu können: „Sie sorgen für frischen, jugendlichen Wind. Noch ein, zwei kalte Winter, dann sind sie so weit.“
Düsseldorf auf dem falschen Fuß erwischt
Ihre Nachteile in puncto Erfahrung und Eingespieltheit hatten die Kölner vor allem in den ersten beiden Dritteln gut kompensieren können. Der forsche Beginn des KEC samt Führung durch Frederik Tiffels (4.) erwischte Düsseldorf auf dem falschen Fuß. „So, wie die Kölner gestartet sind und uns unter Druck gesetzt haben, haben wir das nicht erwartetet“, gestand DEG-Coach Harold Kreis. „Wir waren froh, dass wir nicht einen höheren Rückstand erleiden mussten.“ Nach dem Ausgleich von Alexander Karachun (10.) bekamen die Landeshauptstädter das Geschehen dann besser in den Griff. Es entwickelte sich ein ausgeglichener zweiter Abschnitt, in dem Charlie Jahnke (33.) für die Gäste erstmals vorlegte und Neuzugang James Sheppard bei doppelter Kölner Überzahl nachzog (38.).
Im dritten Drittel kippte das Spiel
Als wiederum der KEC zum Start ins dritte Drittel mit zwei Mann weniger auskommen musste, sorgte Alexander Barta für die erneute Düsseldorfer Führung (41.). Fortan kippte das Spiel zugunsten der DEG, die durch Eugen Alanov ein weiteres Mal in Überzahl zuschlug (47.). „Wir haben ein paar Strafzeiten zu viel genommen. Das hat Düsseldorf knallhart ausgenutzt“, analysierte Uwe Krupp. Obwohl die Kräfte der Kölner mit zunehmender Spieldauer nachließen, retteten sie sich dank eines ganz späten Doppelschlags von Jan Matsumoto (58., 60.) noch zu einem Auftaktpunkt. „Wir hatten noch genügend Dampf“, freute sich Krupp. Sein Gesamtfazit fiel ebenfalls positiv aus: „Ich bin mit unseren Comeback-Qualitäten und unserer Gegenwehr zufrieden.“
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Und auch die Fernsehzuschauer wurden im Eröffnungsspiel der neuen Saison bestens unterhalten. „Es war ein richtiges Derby mit allem, was dazugehört – nur ohne Fans in der Halle“, sagte der KEC-Coach. An die Geisteratmosphäre in der riesigen Lanxess Arena werden sich insbesondere die Spieler allerdings noch gewöhnen müssen. „Es ist komisch, wenn keiner da ist, gerade beim Einlaufen“, sagte Moritz Müller. „Man hört jetzt zum Beispiel die Spieler untereinander auf dem Eis sprechen. Das war vorher nur schwer möglich. Es ist interessant, was da alles zu hören ist.“ Weitere Erfahrungen nicht nur in dieser Hinsicht sammeln die Kölner am Montag (19.30 Uhr) in ihrem ersten Auswärtsspiel bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven.