Köln – Ron-Robert Zieler stand am Dienstagmorgen unter Dauerbeschuss. Von den Außenbahnen flog ein Ball nach dem anderen in seinen Strafraum. Ohne direkten Gegnerdruck erhielten die Flankengeber die Gelegenheit, sich auf die Genauigkeit ihrer Hereingaben konzentrieren zu können. Weil auch zentral vor dem Gehäuse auf Abwehrspieler verzichtet worden war, sah sich der Schlussmann des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln permanent dem Direktduell mit zwei Angreifern ausgesetzt. Eigentlich eine undankbare Aufgabe für Zieler, die der Vertreter von Timo Horn aber mit erstaunlich hoher Erfolgsquote meisterte. Gleiches galt für den dritten Profitorhüter Julian Krahl sowie für U21-Keeper Matthias Köbbing, der unter dem Johlen seiner Mitspieler sogar eine Vierfachparade auf den Rasen zauberte.
Timo Horn fehlte dagegen auf dem Trainingsplatz 1 am Geißbockheim. Auch vier Tage nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der Partie bei Werder Bremen beschränkte sich der Stammtorhüter auf eine individuelle Einheit. Horn hatte beim 1:1-Unentschieden an der Weser einen Schlag auf die Hüfte bekommen und danach „Schmerzen bei jeder Bewegung“ gespürt, wie FC-Sportchef Horst Heldt schilderte. Eine schwerere Blessur trug Horn jedoch nicht davon. „Ich denke, dass er im nächsten Spiel wieder einsatzfähig sein wird“, erklärte Heldt. Die Möglichkeit zur Genesung ohne größeren Zeitdruck ist gegeben. Wegen der Länderspielpause geht der Kölner Abstiegskampf erst am 22. November (18 Uhr) daheim gegen den stark gestarteten 1. FC Union Berlin weiter.
Wider eine neue Torwartdiskussion
Gleichzeitig stemmte sich Heldt („Ich gehe davon aus, dass Timo gegen Union wieder im Tor stehen wird“) quasi im Vorgriff gegen ein erneutes Aufkommen der Torhüter-Diskussion, die den 1. FC Köln seit geraumer Zeit begleitet. Und die nach Timo Horns fehlerbehaftetem Saisonstart zusätzlich an Dynamik gewonnen hatte. Zumal es nicht wenige Fans gibt, die sich lieber den im Sommer zurückgekehrten 2014er-Weltmeister Ron-Robert Zieler zwischen den Pfosten des FC wünschen würden. Zieler, wie Horn in Köln geboren und beim FC groß geworden, hatte bei seinem Profipflichtspieldebüt für die Geißböcke einen sicheren Einstand hingelegt. In einer von beiden Teams sehr offensivschwach geführten Partie war der 31-Jährige nach seiner Einwechslung in der 39. Minute allerdings auch kaum gefordert worden.
Testspiel
Um die Länderspielpause zu überbrücken, absolviert der 1. FC Köln am Donnerstag (15 Uhr) vor verschlossenen Toren im Franz-Kremer-Stadion ein Testspiel gegen den derzeitigen Zweitliga-Tabellensechsten VfL Bochum. In Abwesenheit von sechs Nationalspielern und mehreren angeschlagenen Akteuren bietet die Partie eine Chance für die zweite Reihe des Kölner Kaders. „Da können sich diejenigen Spieler präsentieren, die bisher weniger Einsatzzeit bekommen haben“, sagt FC-Sportchef Horst Heldt. (cto)
„Ron hat das sehr gut gemacht, als er reingekommen ist“, lobte Timo Horn als zugeschalteter Gast in der Sendung „100% Bundesliga“ bei RTL Nitro. „Es ist für den Trainer wichtig zu wissen, wenn er weiß, dass er da jemanden hat, der jederzeit spielen kann.“ Obwohl sie in Konkurrenz zueinander stehen, pflegen beide Schlussmänner ein „sehr gutes“ Verhältnis zueinander, wie die Nummer eins des FC versicherte. „Wir pushen uns gegenseitig.“
Kein Bangen um den Stammplatz
Dass Timo Horn während seiner Zwangspause („Alles halb so wild“) offenbar nicht um seinen Stammplatz bangen muss, hat auch mit seinem jüngsten, klar erkennbaren Formanstieg zu tun. Nach drei zumindest mitverschuldeten Gegentoren in den ersten drei verloren gegangenen Saisonspielen war der 27-Jährige im Anschluss an die erste Länderspielpause weitaus stabiler aufgetreten. In Bremen bewahrte er seine Mannschaft zudem vor einem Blitzgegentor, als er im Eins-gegen-eins mit Jean-Manuel Mbom eine viel zu lässige Rückgabe von Marius Wolf ausbügelte. Andernfalls wäre Markus Gisdols Vorhaben, in der Defensive Beton anzurühren und Werder den Ball zu überlassen, nach gerade einmal 45 Sekunden komplett über den Haufen geworfen gewesen.
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Timo Horn, so macht es den Eindruck, hat die Last der vorherigen Wochen offenbar gut geschultert bekommen. „Ich bin ja auch nicht erst seit gestern mit dabei, habe viele gute und viele schlechte Zeiten beim FC miterlebt und bald 300 Spiele für den Verein gemacht“, sagte er rückblickend. „Da lernt man im Laufe der Zeit auch mit Niederlagen und Kritik umzugehen.“ In solchen Phasen sei es wichtig, „dass man den Glauben an sich selbst und an seine Stärken nicht verliert. Dann kommen auch wieder bessere Zeiten“.