Kölns Sportchef Horst Heldt spricht am Rande des Trainingslagers in Benidorm über die Herausforderungen in der Rückrunde und aktuelle Transferpläne.
So plant der 1. FC Köln mit Jorge Meré und Frederik Sörensen und diese Spieler spielen in den Plänen des Vereins keine Rolle.
Horst Heldt verrät außerdem, wie es mit dem FC in der Zukunft weitergehen soll.
Benidorm – Horst Heldt ist seit knapp sieben Wochen Geschäftsführer Sport beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln. Nach drei Spielen ohne Sieg und einer schier aussichtslosen Situation mit Platz 18 ist der Glaube an den Klassenerhalt mit den drei Siegen zum Abschluss der Hinrunde zurückgekehrt. Martin Sauerborn sprach im Trainingslager in Benidorm mit dem 50-Jährigen.
Herr Heldt, in welchem Zustand haben Sie den 1. FC Köln bei Ihrem Amtsantritt am 19. November angetroffen?
In einem schwierigen Zustand. Ein Stück weit verängstigt, ratlos enttäuscht und auch resigniert. Verständlicherweise, denn es ist nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Alle haben ein bisschen erschlagen gewirkt.
Ja, weil ich den Club kenne und es einordnen kann. Und, weil es sich auch bei anderen Clubs eine solche Situation so widerspiegeln kann. Selbst wenn es da Unterschiede zwischen Vereinen wie Paderborn und Köln gibt.
In welchem Zustand befindet sich der FC aktuell?
Es gibt nichts Besseres als Erfolge. Die drei Siege am Ende der Hinrunde haben allen gut getan, den Fans, der Geschäftsstelle und natürlich der Mannschaft. Sie hat einen Weg gefunden, wieder an sich zu glauben. Sie hat wieder Selbstvertrauen und die Überzeugung es aus eigener Kraft zu schaffen. Das ist ein guter Zustand, den wir auch brauchen und zu dem viele Menschen beigetragen haben.
Wer zum Beispiel?
Manche wissen es vielleicht gar nicht. Wie die Fans im Stadion. Zum Beispiel in Frankfurt hatten sie großen Anteil an unserem Sieg. Oder unsere Mitarbeiter, denen keine Minute zu viel ist, um für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu arbeiten. Aber wir dürfen jetzt nicht nachlassen, müssen die Überzeugung in die Rückrunde tragen und demütig bleiben. Wir wissen, was wir investieren müssen, um erfolgreich sein zu können. Der Weg ist noch lang und hart.
Wo genau haben Sie und das Trainerteam um Markus Gisdol die Hebel angesetzt?
Was wir gemacht haben, ist nicht isoliert zu sehen. Natürlich hat das Trainerteam einen großen Anteil. Markus hat ein gutes Gespür und die nötige Routine für solche Situationen. Wir haben uns die nötige Zeit genommen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir haben Abläufe geändert und das Leistungsprinzip in den Vordergrund gestellt. Also, nicht nach Alter oder Status aufgestellt, sondern nach den Trainingseindrücken. Dabei haben wir auch unangenehme und Entscheidungen getroffen, denn das wird von uns erwartet. Vor allem aber hat es die Mannschaft auf dem Platz geschafft. Das 2:0 gegen Leverkusen war der Türöffner.
Sie haben bislang in der Wintertransferperiode Elvis Rexhbecaj und Mark Uth verpflichtet. Warum die beiden und was erwarten Sie?
Beide passen gut nach Köln und zum FC. Ihre persönlichen Ziele lassen sich gut mit unseren kombinieren, sie sind konform. Sie haben die Qualität, um den Konkurrenzkampf im Team auf ein noch höheres Niveau zu heben.
Gilt Rexhbecajs Leihvertrag über 18 Monate nur für die 1. Liga?
Das stimmt. Wir müssen also alles daran setzen, dass er 18 Monate bleibt.
Sie wollen noch einen Innenverteidiger verpflichten. Der nach Bern ausgeliehene Frederik Sörensen soll ein Thema gewesen sein?
Es ist doch klar, dass wir erstmal schauen, wen wir selbst schon haben. Also in den eigenen Nachwuchsbereich und auf ausgeliehene Spieler. Wir haben überprüft, was bei Freddy möglich ist. Bern wollte ihn aber nicht abgeben und er möchte auch da bleiben. Damit war das Thema abgearbeitet.
Es soll noch zwei Kandidaten geben. Ist Jordan Torunarigha von Hertha BSC einer von ihnen?
Nein, er ist kein Thema. Wir haben zwei andere Spieler im Blick.
Wie sieht es auf der Abgabeseite aus?
Unsere Spieler, die in Frage kommen, befinden sich in Gesprächen Aber bisher gibt es noch keine Einigung.
Es gibt auch immer wieder Diskussionen um Jorge Meré.
Seine Familie ist hier in Benidorm und auch sein Berater, mit dem wir uns ausgetauscht haben. Jorge ist unzufrieden, weil er zu wenig gespielt. Es war schade für ihn, dass er beim Trainerwechsel verletzt war und jetzt zum Start erkältet. Wir brauchen jeden Spieler und Jorge kann ein guter Spieler sein. Da müssen wir ihn wieder hinkommen.
Apropos Spielertransfers, ihr langjähriger Kaderplaner Gerhard Zuber kämpft aktuell um eine Vertragsauflösung bei Hannover 96. Können Sie sich nach Stuttgart, Schalke und Hannover auch in Köln eine Zusammenarbeit mit ihm vorstellen?
Er ist Mitarbeiter von Hannover 96. Wir haben lange zusammengearbeitet und tauschen uns nach wie vor natürlich aus. Klar, kann ich mir das grundsätzlich vorstellen, wir wissen ja, wie wir miteinander umzugehen haben. Im Moment ist das aber kein Thema, wir haben sehr gute Leute beim FC.
Ihr Schwager Wolfgang Jenewein war hier im Trainingslager. Warum?
Er hat einen Lehrstuhl an der Universität St. Gallen und ist Experte für Leadership. Er schult Hochleistungsteams im Management und im Sport, unter anderem bei Dax-Unternehmen. Wir haben vor dem Trainingslager überlegt, was wir im Bereich Psychologie machen können, welchen Input wir zusätzlich geben können. Er hat hier in einem Vorträge für Trainerteam und Mannschaft gehalten, die gut angekommen sind. Das kann ein Baustein sein.
Wo wir beim Thema sind. Den FC erwartet in der Rückrunde das gleiche schwere Auftaktprogramm wie in der Hinrunde. Wie gehen Sie es diesmal an?
Wie wir es müssen. Wir haben in der Rückrunde mehr Heimspiele und fangen mit einem gegen Wolfsburg an. Danach müssen wir nach Dortmund, dann kommt Freiburg. Wir haben gegen Leverkusen und Bremen der ganzen Bundesliga gezeigt, dass wir im eigenen Stadion mit den Fans eine Macht sind. Ich weiß, was auf uns zukommt, aber ich weiß auch, wozu wir in der Lage sind.
Wenn der FC das große Ziel Klassenerhalt erreicht. Welchen Zustand soll der Club in fünf und zehn Jahren erreicht haben?
Das ist die Frage, die wir uns stellen müssen und die wir uns stellen. Das schiebt unser Präsident Dr. Werner Wolf gerade fokussiert mit den Gremien an. Er stellt sie sich und möchte sie auch beantwortet haben. Das Ziel ist es, nachhaltig und erfolgreich zu arbeiten. Wir wollen Werte schaffen, nicht nur in Beinen sondern auch in Steinen. Das betrifft unsere Infrastruktur, vor allem im Nachwuchsbereich. Es geht darum, dem FC eine Balance zwischen Tradition und Innovation zu geben. Wir wollen und müssen in allen Bereichen konkurrenzfähig sein. Sonst gibt es irgendwann in Köln keinen Katterbach, Jakobs oder Thielmann mehr.