Köln – Hinter einem emotionalen Höhepunkt verbirgt sich stets eine gewisse Gefahr. Die Herausforderung besteht schließlich darin, die innere Spannung hochzuhalten. Vier Tage nach dem umjubelten Einzug in die Gruppenphase der Conference League ging es für den 1. FC Köln im Heimspiel am Sonntagnachmittag gegen den VfB Stuttgart also darum, die Konzentration wieder auf das Tagesgeschäft Fußball-Bundesliga zu legen und die Kraftreserven am Ende der zweiten englischen Woche in Folge geschickt einzusetzen.
Ein Unterfangen, das die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart trotz halbstündiger Überzahl vor einige Schwierigkeiten stellte. Am Ende stand immerhin ein hart erkämpftes 0:0. Es war das erste torlose Remis im 38. Bundesligaspiel für Offensiv-Fanatiker Baumgart, dessen Team mit dem nunmehr dritten Unentschieden in Folge auch nach dem vierten Spieltag noch ungeschlagen dasteht. „Man hat gesehen, dass den Jungs die Frische gefehlt hat. Wir sind an unsere Grenzen gegangen, hatten aber keine richtigen Torchancen“, meinte Baumgart.
VfB dominiert erste Halbzeit
Der FC-Trainer hatte die Rotationsmaschine kräftig in Bewegung gesetzt, indem er gegenüber der Europapokal-Partie in Fehérvár gleich fünf Veränderungen vornahm. Beim VfB gab es wiederum nur einen Wechsel, doch der fiel umso markanter aus. Sasa Kalajdzic hatte darum gebeten, nicht auflaufen zu müssen. Der Transfer des umworbenen österreichischen Torjägers zu den Wolverhampton Wanderers befindet sich offenbar auf der Zielgeraden.
Interessant zu beobachten war auch das taktische Vorgehen beider Mannschaften. Während der FC bei weitem nicht so hoch anlief wie üblich, setzten die Schwaben nach frühen Gegentoren in den ersten Spielen auf aggressives Pressing. Die Flucht nach vorn erwies sich für die Gäste als geeignete Maßnahme. Der VfB drückte die Gastgeber in der Anfangsphase tief in deren eigene Hälfte. Erst nach acht Minuten überschritten die Kölner erstmals die Mittellinie.
Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete der VfB durch Wataru Endo (5./Flachschuss) und Konstantinos Mavropanos, bei dessen Kopfball Jeff Chabot eine Platzwunde erlitt (5.), bereits zwei gute Möglichkeiten. Nach etwa einer Viertelstunde wechselte Baumgart sein Personal erneut, diesmal gezwungenermaßen. Mathias Olesen hatte sich am Knöchel verletzt. Ondrej Duda übernahm auf der Zehn. Doch das Geschehen spielte sich weiterhin in der Hälfte des FC ab.
Schwäbe stark im Eins-gegen-Eins
In der 22. Minute hätten die Gäste schließlich in Führung gehen müssen. Nach einem Steilpass des früheren Kölners Chris Führich steuerte Silas in hohem Tempo auf das Gehäuse zu. Am Sechzehnmeterraum ließ der Kongolese Chabot noch mit einem Haken aussteigen. Doch Marvin Schwäbe parierte glänzend. Sieben Minuten vor der Pause trugen die Gäste einen fast identischen Konter vor. Erneut spielte Führich den Ball mit viel Schärfe in den Lauf von Silas, der allein auf Schwäbe zulief. Kölns Schlussmann blieb lange stehen und gewann zum zweiten Mal das Eins-gegen-eins.
Die 50 000 Zuschauer im voll besetzten Rhein-Energie-Stadion mussten viel Geduld aufbringen, ehe sie zwingende Vorstöße der Hausherren zu sehen bekamen. Obgleich sich die Kölner mit zunehmender Spieldauer besser befreiten, resultierten ihre einzigen beiden Chancen des ersten Durchgangs irgendwie symptomatisch aus ruhenden Bällen. Erst schlug Jonas Hector nach einem raffinierten Freistoß-Querpass von Duda freistehend ein Luftloch (37.), dann kratzte der überall zu findende Mavropanos einen Ecken-Kopfball von Chabot von der Torlinie (45.+2).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs setzte sich das Privatduell zwischen Marvin Schwäbe und Silas erst einmal fort. Auch aus dem dritten und vierten Vergleich (48., 50.) ging der herausragende FC-Keeper als Sieger hervor. „Wenn Marvin gefragt ist, ist er da“, lobte Lizenzspielerleiter Thomas Kessler den Mann des Tages. Köln stand erneut gehörig unter Druck, doch dann schwächte sich der VfB selbst. Luca Pfeiffer war Timo Hübers, der erst kurz zuvor den ebenfalls verletzten Chabot ersetzt hatte, mit voller Wucht auf den Knöchel gestiegen. Harm Osmers zückte sofort Rot (56.). Das Spiel wurde immer nickliger. Eine Viertelstunde später musste auch der wütende VfB-Coach Pellegrino Matarazzo gehen (72./Gelb-Rot).
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Doch die zum bereits dritten Mal in dieser Spielzeit in Überzahl agierenden Kölner konnten ihre numerische Überlegenheit nicht ausnutzen. Stattdessen musste Benno Schmitz in höchster Not vor Mavropanos retten (81.). Sekunden vor Schluss hätte der FC beinahe doch noch den Lucky Punch gesetzt. Jan Thielmann feuerte einen Drehschuss ab, den Florian Müller fantastisch über den Querbalken lenkte. Timo Hübers konnte sich aber auch so mit dem Ergebnis anfreunden: „In der ersten Halbzeit haben wir riesiges Glück gehabt, da müssen wir uns bei Marvin bedanken. Es ärgert uns , dass in Überzahl dann die Durchschlagskraft gefehlt hat.“