Würzburg – „Wenn du keine Tore schießt, kannst du auch kein Spiel gewinnen“, brachte Moritz Hartmann das große Manko auf den Punkt. Der 32-jährige Ex-Bundesliga-Angreifer des SC Fortuna Köln stand nach dem bitteren 0:2 (0:0) bei den Würzburger Kickers sinnbildlich für eine Mannschaft, die genug Potential und auch Erfahrung hat, sie aber in den entscheidenden Momenten nicht nutzt.
„Wir haben in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel abgeliefert“, meinte der Routinier. Im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Oliver Zapel bildete er mit Hamdi Dahmani im 3:5:2-System die Doppelspitze. „Wir hatten viele hochkarätige Torchancen, unter anderem einen Elfmeter, den ich verschossen habe.“
Nach der Entlassung von Tomasz Kaczmarek am Ostermontag, hatte dessen Nachfolger Zapel in unzähligen Gesprächen versucht, seine auf den drittletzten Tabellenplatz abgerutschte Mannschaft stark zu reden. Nach dem Einzug ins FMV-Pokalfinale unter der Woche, trug diese Herangehensweise zunächst auch Früchte. Seine Spieler begannen schwungvoll. Im Stadion am Dallenberg sprintete der im Pokal geschonte Fortuna-Kapitän Dahmani durch, als Kickers-Verteidiger, Daniel Hägele und sein Keeper Eric Verstappen sich bei einem Rückpass nicht einig waren. Verstappen brachte den Fortuna-Kapitän zu Fall und Schiedsrichter Justus Zorn zeigte auf den Punkt. Hartmann übernahm die Verantwortung, scheiterte an Würzburgs niederländischem Torwart. „Das muss ich mir ankreiden lassen“, meinte der Unglücksrabe, „mit einer Führung im Rücken hätten wir sicher noch befreiter aufgespielt.“
Nach dem vergebenen Elfmeter beim 3:3 in Kaiserslautern aus der Hinrunde, war es schon der zweite Fehlversuch des Mannes, der für Ingolstadt in der Bundesliga vom Punkt aus sogar gegen Manuel Neuer verwandelt hatte. Auch im weiteren Spielverlauf erarbeiteten sich die Gäste viele gute Gelegenheiten. In der 14. Minute flog Dahmanis Kopfball in Richtung rechter Torwinkel, Verstappens starke Reaktion verhinderte aber den Einschlag. In ähnlicher Situation hätte auch Hartmann per Kopf treffen können (31.).
„Wir haben alle Klischees bedient“
So kam es nach dem Seitenwechsel, wie es für die seit acht Spielen sieglosen Kölnern kommen musste. „Wir haben alle Klischees bedient, die man als Absteiger in spe bedienen kann“, meinte Coach Zapel. Beim slapstickartigen 0:1 grätsche Innenverteidiger Steven Ruprecht am Ball vorbei und machte so den Weg frei für Enes Küc. Dessen Flachschuss parierte Nikolai Rehnen mit dem Fuß, der Abpraller sprang aber Boné Uaferro an die Schulter und von dort ins rechte Toreck (49.). Drei Zeigerumdrehungen später schoss Würzburgs Dominic Baumann in Richtung linkes Toreck. Ruprecht hatte seine rechte Hand unnatürlich im Weg, sodass Zorn auf Handelfmeter entschied. Sebastian Schuppan machte es besser als Hartmann und traf zentral zum 2:0 (52.).
Nach kurzer Schockstarre spielten Zapels Schützlinge auf den Anschlusstreffer, scheiterten durch Joker Thomas Bröker aber an Verstappen (68. /70.). Symptomatisch war die letzte Szene von Dahmani, der den Ball aus einem Meter nicht über die Linie brachte (87.).
„Es ist leider nichts geworden“, zeigte sich Hartmann geknickt. „Wir haben jetzt noch drei Endspiele und müssen das nächste Zuhause unbedingt gewinnen.“ Vor dem Montagsspiel gegen den SV Meppen gab sich Zapel ob der ordentlichen Leistung in Würzburg trotz des Abrutschens auf den vorletzten Tabellenplatz zuversichtlich: „Wenn wir so spielen, haben wir mit dem Abstieg nichts zu tun.“
Würzburg: Verstappen; Hajtic (46. Göbel), Schuppan, Hägele, Kurzweg; Skarlatidis, Bachmann, Gnasse, Küc (74. Hansen); Baumann, Breitkreuz (65. Ademi). –
Fortuna: Rehnen; Kyere, Ruprecht, Uaferro (72. Fritz); Brandenburger, Kurt (61. Bröker),Ernst, Eberwein, Schiek; Hartmann (84. Exslager), Dahmani. – SR.: Zorn (Freiburg). –
Zuschauer: 4467. – Tore: 1:0 Uaferro (49./Eigentor), 2:0 Schuppan (52./Handelfmeter).