Magdeburg ist zum ersten Mal in das 2009/10 eingeführte Final Four der Champions League eingezogen und vertritt am Wochenende in der Kölner Lanxess Arena die deutschen Farben.
Final Four in KölnMagdeburg kann in Kölner Lanxess Arena Geschichte schreiben
Bennet Wiegert erinnert sich noch gut. Auch, wenn der bislang letzte Triumph des SC Magdeburg in der Handball-Champions League schon 21 Jahre zurückliegt. Der aktuelle Trainer der Magdeburger war damals erst 19 Jahre alt und als Spieler Teil des Erfolgs. Nur richtig wertschätzen konnte er den Sieg 2002 nicht. „Ich war zu jung, zu naiv und habe alles zu wenig wahrgenommen. Na gut, wir haben die Champions League gewonnen, mal schauen, welche Titel da jetzt alle noch kommen“, schaute der 41-Jährige auf den jungen Wiegert zurück.
Seine Sicht auf die Dinge hat sich längst geändert. „Ich weiß das inzwischen gut zu bewerten und nehme es anders wahr“, beichtet der Coach. Neben der zunehmenden Erfahrung erklärt ein Blick auf die Club-Historie Wiegerts Sinneswandel. 2002 war für lange Zeit der letzte Titelgewinn und nach der Saison 2005/06 waren die Magdeburger nicht mehr in der Königsklasse des europäischen Handballs vertreten. Eine lange Durststrecke für den zu DDR-Zeiten extrem erfolgreichen Traditionsclub aus Brandenburg.
Erst als der gebürtige Magdeburger der aktiven Karriere bei seinem Heimatclub 2015 die Trainerlaufbahn folgen ließ, sollte es langsam wieder aufwärts gehen. 2021 gewann der SCM die European League, zog 2022 und 2023 ins nationale Pokalfinale ein und holte 2022 den Meistertitel zurück nach Ostdeutschland.
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Nun schickt sich der Handball-Bundesligist an, seine jüngste Erfolgsstory zu krönen. Magdeburg ist zum ersten Mal in das 2009/10 eingeführte Final Four der Champions League eingezogen und vertritt am Wochenende in der Kölner Lanxess Arena die deutschen Farben. „Wir können wie vor 21 Jahren Geschichte schreiben und nach der Meisterschaft auch die Champions League gewinnen. Das ist in der Stadt allgegenwärtig“, beschreibt Wiegert die Situation, die ihn „richtig stolz macht“.
Spielplan
Halbfinale
SC Magdeburg -
FC Barcelona Sa., 15.15 Uhr
Paris St. Germain -
KS Kielce Sa., 18 Uhr
Spiel um Platz drei
Sonntag, 15.15 Uhr
Finale
Sonntag, 18 Uhr
Der Coach spürt „viel Vorfreude“ und ein „bisschen Aufregung“. Wobei er mit der Aufregung etwas untertreibt, denn sowohl Wiegert als auch sein Team haben keine Erfahrung mit diesem Final Four, das so ganz nebenbei das größte und schillernste der Sportwelt ist. „Wenn mir schon der Postbote viel Glück wünscht, ist klar, dass etwas Besonderes ansteht. Bei dem Gedanken kriege ich gleich Gänsehaut. Das hier ist schon sehr, sehr groß und wir sind stolz, die Magdeburger Farben Grün und Rot präsentieren zu dürfen“, sagt Wiegert.
Der Erfolgscoach weiß, dass die Erwartungen zu Hause und bei den nach Köln mitgereisten Fans groß sind. „Ich habe aber gelernt, dass Erwartung der Anfang von Enttäuschung ist. Deshalb möchte ich nicht von Erwartungen sprechen, sondern von Freude und Glauben.“Die Magdeburger gehen auf jeden Fall als Außenseiter in das Final Four. Schon im Halbfinale am Samstag wartet mit dem FC Barcelona der Rekordsieger (10) und Titelverteidiger der Champions League. Im Falle eines Sieges ging es im Finale entweder gegen das Starensemble von Paris St. Germain oder Vorjahresfinalist KS Kielce mit dem deutschen Nationaltorwart Andreas Wolff. Wiegert sieht es entspannt: „Hier sind nur Topgegner, aber die Geschichte des Turniers zeigt, dass der Favorit meistens nicht gewinnen konnte. Vielleicht ist der Part des Außenseiters unsere Nische zum Erfolg. Ich sehe die Chancen bei 50:50 stehen.“
Wiegert hofft, dass die neutralen Zuschauer sich auf die Seite seines Teams schlagen, auch weil Magdeburg der einzige deutsche Vertreter ist. „Dieser Support könnte ein paar Prozentpunkte ausmachen.“ So oder so wollen er und sein Team als Final Four-Novizen alles aufsaugen. Die Magdeburger wollen den Eindruck mitnehmen, dass sie 2024 unbedingt wieder nach Köln wollen. Als Vizemeister hinter dem THW Kiel sind sie zumindest schon mal für die Gruppenphase qualifiziert. Vielleicht werden es also nicht wieder 21 Jahre, die zwischen zwei Finalteilnahmen des SCM liegen.