AboAbonnieren

Europa-League-AusLeverkusen leckt seine Wunden und legt den Fokus auf die Bundesliga

Lesezeit 3 Minuten

Effektiv gestoppt: Leverkusen mit Moussa Diaby scheiterte an der robusten Elf aus Bergamo mit dem überragenden türkischen Innenverteidiger Merih Demiral (unten).

Leverkusen – Mit fünf Spielern wie Florian Wirtz und ebenso vielen Jeremie Frimpongs hätte Bayer Leverkusen das Europa-League-Achtelfinale gegen Atalanta Bergamo wohl auch nicht gewonnen. Nach den schweren Verletzungen ihrer beiden Leistungsträger hatte die Werkself das Aufwärmen vor dem K.o.-Spiel in der BayArena ausschließlich mit den Rückennummern 27 und 30 absolviert.„Wir denken als Mannschaft an sie und fühlen mit ihnen“, sprach Jonathan Tah nach dem Ausscheiden gegen den italienischen Champions-League-Klub über Wirtz (Kreuzbandriss) und Frimpong (Syndesmosebandriss), „sie sollen weiter stark bleiben und wissen, dass sie immer zu uns kommen können, wenn sie etwas brauchen.“Was nach der 0:1 (0:0)-Niederlage alle Leverkusener brauchten, war Trost und die Möglichkeit ihrem Ärger Luft zu machen.

Leverkusen übt nach Niederlage Selbstkritik: „Nicht abgezockt genug“

„Der Grund für das Ausscheiden waren die schlechten 40 Minuten in Bergamo und dass wir heute nicht abgezockt genug waren“, legte Gerardo Seoane den Finger in die Wunde. Der Trainer hatte eine Fünfer-Abwehrkette mit Tah, Edmond Tapsoba und Piero Hincapie im Zentrum sowie Timothy Fosu-Mensah und Mitchel Bakker auf Außen aufgeboten. Mit der südamerikanischen Doppelsechs Exequiel Palacios und Charles Aranguiz standen sieben defensiv veranlagte Spieler auf dem Feld, ohne den sonst als Achter agierenden Kerem Demirbay auf der Zehn mitzuzählen.

„Es braucht nicht elf Stürmer auf dem Platz, um Torchancen zu kreieren“, rechtfertigte der Bayer 04-Coach seine Aufstellung, „genau wie nicht elf Verteidiger, um gut zu verteidigen. Es braucht einen guten Mix.“ Um das 2:3 aus dem Hinspiel wettzumachen, hätte vor allem Moussa Diaby die Theorie seines Trainers mit Toren unterfüttern müssen. Dem französischen Nationalspieler versagten früh in der ersten Halbzeit mit seinem schwachen, rechten Fuß aber ebenso die Nerven (8.), wie früh in der zweiten Halbzeit, im nächsten Duell mit Atalanta-Keeper Juan Musso beim Sturmlauf mit links (48.).

Was die beiden Spielhälften unterschied, war die Ausrichtung der Seoane-Elf. „Wir wollten dem Gegner nicht von Anfang an offene Räume geben“, dachte der Schweizer Fußballlehrer vor allem an Bergamos Doppeltorschützen aus dem Hinspiel, Luis Muriel. Als Konter-Spezialist habe dieser „ab der 60. nicht die gleiche Explosivität, wie ab der ersten Minute.“ Nach Diabys vergebenen Chancen sollte der offensive Dreifach-Wechsel mit Robert Andrich, Sardar Azmoun und Karim Bellarabi (61.) gegen einen „müderen Gegner“ eine „andere Charakteristik“ bringen.

Atlanta Bergamo ließ sich von Leverkusen nicht auf dem Konzept bringen

Die taktisch klug agierenden und körperlich robusten Defensivspezialisten aus der Lombardei waren nach der stabilen ersten Halbzeit aber auch von diesem Kniff und der späteren Umstellung auf zwei Spitzen mit Azmoun und Lucas Alario (82.) kaum aus dem Konzept zu bringen. „Wir hatten zwar mehr Chancen und auch mehr vom Spiel gehabt“, merkte Rückkehrer Andrich nach 63 Prozent Ballbesitz und 16:13 Torschüssen an, „aber im Endeffekt ist Atalanta eine Runde weiter. Sie waren vielleicht erfahrener, auf jeden Fall cleverer.“ Nach dem Solo von Joker Jeremie Boga zum 0:1 (91.) durfte Bergamo jubeln.

Wirtz hatte das Ausscheiden stoisch auf der Tribüne verfolgt und humpelte auf Krücken aus dem Stadion. Mit ihm fühlten alle Leverkusener und Andrich brachte es auf den Punkt: „Wir sind angefressen und angepisst“, meinte der lange am Knie verletzte Sechser nach der letzten, vergebenen Titelchance in 2022. „Jetzt ist die Bundesliga leider der letzte Wettbewerb, den wir noch haben.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Um dort nicht auch noch das Ziel „Champions-League-Qualifikation“ zu verpassen, muss die Enttäuschung an der Dhünn schnell abgeschüttelt werden, um am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim VfL Wolfsburg den ersten Sieg seit 2019 zu holen.