Der Protest in Spanien wird immer größer, viele aktive und ehemalige Profis verurteilen das Verhalten von Rubiales. Einer zieht drastische Konsequenzen.
Erzwungener Kuss hat FolgenSpanien-Stürmer tritt wegen Rubiales-Affäre aus Nationalmannschaft zurück
Der spanische Stürmer Borja Iglesias von Betis Sevilla hat aus Verärgerung über das Verhalten von Verbandschef Luis Rubiales im Kuss-Skandal seinen Rückzug aus der Nationalelf angekündigt. „Ich habe die Entscheidung getroffen, solange nicht in der Nationalmannschaft anzutreten, bis sich die Verhältnisse geändert und solche Handlungen nicht mehr straffrei bleiben“, schrieb er am Freitag auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X.
Er deutete an, dass ihm dieser Schritt nicht leicht falle, für die spanische Nationalmannschaft aufzulaufen, sei „eines der größten Dinge, die mir in meiner Karriere widerfahren sind.“ Der Angreifer gab am 24. September 2022 sein Länderspieldebüt in der UEFA Nations League und lief im März 2023 ein weiteres Mal im Trikot spanischen Nationalmannschaft auf – sein bisher letzter Einsatz „La Furia Roja“.
Rubiales küsst Spielerin Hermoso ungefragt: Ein Land empört sich
Weitere Auftritte für Spanien wird es für Iglesias vorerst nicht geben. Als Spieler und Mensch fühle er sich „durch das, was passiert ist, nicht repräsentiert“, so Iglesias weiter.
Rubiales hatte am vergangenen Sonntag bei der Siegerehrung der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen in Australien die Spielerin Jennifer Hermoso gegen ihren Willen auf den Mund geküsst. Anschließend hatte es scharfe Kritik und Empörung gegeben, der Weltverband FIFA hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
Spanischer Fußballverband hält Krisensitzung ab – Rubiales sieht sich als Opfer
Bei einer Krisensitzung des spanischen Fußballverbandes RFEF am Freitag in Madrid hatte Rubiales jedoch einen von vielen erwarteten Rücktritt abgelehnt und sich als Opfer einer „Hetzjagd“ dargestellt. In einer hitzigen Rede verteidigte Rubiales dort den Kuss als einvernehmlich und warf seinen Kritikern unter anderem vor, mit „falschem Feminismus“ eine „öffentliche Hinrichtung“ zu verfolgen.
Hinweise auf einen einvernehmlichen Kuss gibt es allerdings keine. Hermoso sagte direkt nach dem Spiel, die Aktion habe ihr „nicht gefallen“. Später forderte sie den Verband dazu auf, „beispielhafte Maßnahmen“ gegen Rubiales zu ergreifen. Der Versuch des Verbandes Schadensbegrenzung mit einem, wie sich inzwischen herausgestellt hat, wohl gefälschten Hermoso-Statement, in dem sie den Kuss vermeintlich relativiert, ging nach hinten los.
FIFA leitet nach erzwungenem Kuss mit Hermoso Ermittlungen gegen Luis Rubiales ein
Feststeht: Der spanische Verbandspräsident Luis Rubiales muss sich für sein übergriffiges Verhalten nach dem WM-Finale vor der FIFA-Disziplinarkommission verantworten. „Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste“, teilte der Fußball-Weltverband am Donnerstag zur Eröffnung des Disziplinarverfahrens gegen Rubiales mit.
Weltfußballerin Alexia Putellas äußerte sich auf X knapp und hart. „Das ist nicht hinnehmbar. Schluss. Mit Dir, Kameradin Jenni Hermoso“, schrieb sie. Auch der derzeit vereinslose spanische Torwart David de Gea äußerte sich entsetzt über das Verhalten und die Rede von Rubiales. „Mir bluten die Ohren“, schrieb er auf X.
Spanische Torwartlegende Iker Casillas findet Rubiales „zum Fremdschämen“
Ähnlich äußerte sich auch die spanische Torwartlegende Iker Casillas. „Zum Fremdschämen“ sei das Verhalten des Verbandschefs, schrieb der 42-Jährige auf X.
Doch nicht mit seinem aktuellen Fehltritt muss sich Rubiales auseinandersetzen, neue Vorwürfe beziehen sich auch auf die Vergangenheit.
Die Mitbegründerin der spanischen Gewerkschaft Futbolistas ON, Tamara Ramos, zeigte sich vom Verhalten des Verbandschefs am Mittwoch nicht überrascht. „Ich kenne ihn seit vielen Jahren und habe unter ihm gelitten“, sagte Ramos dem spanischen TV-Sender Telecinco.
Weitere Vorwürfe gegen Luis Rubiales
Der Verbandschef habe sie auf demütigende und sexistische Art und Weise behandelt, so Ramos. „Er fragte mich: ‚Welche Farbe hat deine Unterwäsche heute?‘“, schilderte sie das Verhalten von Rubiales.
Nicht hinnehmen will das Verhalten von Rubiales auch der Leiter der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Victor Francos. Er meldete sich ebenfalls auf X und kündigte an, seine Institution werde nun gegen Rubiales vorgehen. „Wir werden handeln, wir haben alle Mechanismen aktiviert, um die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen“, so Francos. (pst mit dpa/SID)