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DFB-Pokalfinale der Frauen in KölnDavid mit kaputter Steinschleuder gegen Goliath

Lesezeit 3 Minuten
Clara Schöne

Clara Schöne vom SC Freiburg sitzt im RheinEnergieStadion neben dem DFB-Pokal der Frauen.

Köln – Als Clara Schöne am Dienstag das praktisch menschenleere Kölner Rheinenergie-Stadion betrat, durchlief sie ein freudiges Kribbeln, wie sie beschrieb. Wie also wird es erst sein, wenn die 25-Jährige an diesem Mittwoch (17.15 Uhr/live in der ARD) mit ihrer Mannschaft vom SC Freiburg und den Kolleginnen des VfL Wolfsburg vor dem DFB-Pokalfinal den Rasen betritt? „Das wird etwas ganz Besonderes für alle in unserer Mannschaft, und auch für mich, obwohl ich es schon einmal miterlebt habe.“

Das war vor sieben Jahren, als sie mit Bayern München mit 2:0 über Rekordsieger (neun Mal) 1. FFC Frankfurt triumphierte. Damals waren die Münchnerinnen Außenseiterinnen, nun sind es die Freiburgerinnen. Denn wie damals Frankfurt tritt jetzt auch der VfL Wolfsburg als Titelverteidiger an. Seit 2015 befindet sich der Pokal (mehr dazu nebenstehend) in dessen Trophäensammlung.Jedes Mal in Händen halten durfte ihn Nilla Fischer. Würde es ihr jetzt ein fünftes Mal vergönnt sein, würde der damit verbundene Double-Gewinn – zur Titelverteidigung fehlt noch ein Sieg aus den letzten beiden Spielen – ihren Abschied krönen. Denn die 34-jährige Seniorin der Mannschaft kehrt im Sommer zurück in ihre schwedische Heimat.„Obwohl wir die Favoriten sind, wird das alles andere als Routine für uns. Ich will mich einerseits auf das Endspiel konzentrieren, es aber andererseits auch genießen“, meinte die Abwehrchefin. Ihr Trainer Stephan Lerch sprach ebenfalls die Favoritenrolle seiner Mannschaft an. Doch ist die in seinen Augen längst Normalität geworden.

Wolfsburg nimmt seinen Gegner ernst

Ungeachtet dessen werde man Freiburg nicht auf die leichte Schulter nehmen, vielmehr „unseren Teil zu einem attraktiven Spiel beitragen“.Auf ein solches hofft auch sein Freiburger Kollege Jens Scheuer. Ihm gelang es, dass der sonst durch die Männermannschaft bundesweit bekannte und beliebte Club erstmals mit den Frauen im DFB-Pokalendspiel antreten darf. „Wir werden alles in die Waagschale werfen, was wir noch haben. Allerdings tritt der David mit einer kaputten Steinschleuder gegen den Goliath an“, womit Freiburgs Trainer die lange Liste seiner verletzten Spielerinnen ansprach.

Ihm tue es „im Herzen weh für die Mädels, die jetzt nur als Zuschauerinnen dabei sein können“. Dass sich das Kräfteverhältnis dadurch weiter zugunsten der Wolfsburgerinnen verschiebe, wenn er eine 16-jährige Nachwuchsspielerin statt einer routinierten 30-Jährigen ins Spiel schicken müsse, störe ihn dabei weniger: „Ich bin dennoch positiv gestimmt.“

Die Bundesligaspiele am letzten Wochenende deuteten allerdings an, in welche Richtung es gehen kann. Während die Freiburgerinnen als Tabellensiebte den viertplatzierten Essenerinnen daheim mit 1:2 geschlagen geben mussten, fertigten die Wolfsburgerinnen den achtplatzierten SC Sand mit 7:0 nach einer 5:0-Halbzeitführung ab.In jedem Fall dürfen sich die Zuschauer auf ein unterhaltsames und wie Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult meinte „hitziges Finale“ freuen. Nachdem im Vorverkauf 14 000 Karten abgesetzt wurden, rechnet man seitens des DFB mit über 15 000 Besuchern.

Unter ihnen wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein. Der begeisterte Fußballfan, der in der Jugend für seinen lippischen Heimatverein TuS 08 Brakelsiek spielte, ist Fan von Schalke 04. Er wird auch den Pokal überreichen.

Eingebettet ist das Endspiel in ein buntes, kostenfreies Programm, das um 9.15 Uhr mit Turnieren auf den Stadionvorwiesen und ab 11.11 Uhr mit dem Fan- und Familienfest an gleicher Stelle beginnt. Ab Mittag haben dann die Stadionkassen für das Endspiel geöffnet.