Köln – Deutschland hat in der Covid-19-Pandemie recht gute Erfahrungen mit der Eigenverantwortung der Menschen gemacht. Insbesondere unter den Voraussetzungen und Schwierigkeiten, die ein demokratischer Staat mit all seinen unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Gesellschaft mitbringt. Die aktuellen Infektionszahlen, deren Nachrichtenwert von Tag zu Tag nachlässt, stützen diese These und lassen ein Gefühl von neuer Sicherheit wachsen. In Köln gab es am Mittwoch noch 109 Infizierte, 26 davon befanden sich in stationärer Behandlung.
Zahlen, die auch die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln aufmerksam verfolgen. Die Entwicklung befeuert nämlich nicht nur die Hoffnung, dass die Saison 2019/20 sportlich beendet werden kann, sondern auch die Aussicht auf eine Saison 2020/21 mit Zuschauern in den Stadien.
Es geht vor allem um sportliche Fragen beim FC
Die FC-Profis mussten sich am Mittwoch dem nächsten Corona-Test unterziehen. Am Samstag vor dem nächsten Heimspiel sonntags (18 Uhr/Sky) gegen Fortuna Düsseldorf steht ein weiterer an. Ein an sich spannender Vorgang, denn nach dem 2:2 am Sonntag gegen den 1. FSV Mainz 05 entließen Club und DFL die Spieler nach zehn Tagen Hotel-Quarantäne in häusliche Freiheit und die Eigenverantwortung. Ein Vorgang, um den es bemerkenswert ruhig geblieben ist. Was verdeutlicht, wie positiv der erste komplette Bundesliga-Spieltag nach 66 Tagen Corona-Pause über die Bühne gegangen ist und wie erleichtert alle Protagonisten deswegen sind. Es gab nach dem vergangenen Wochenende sogar ein paar Stimmen, die neben dem Lob für das Hygiene- und Sicherheitskonzept der DFL meinten, dass das Papier aus Frankfurt noch aus einer Zeit stammt, in der strengere Regeln gegen das Virus nötig waren als aktuell nötig. Die Rufe nach ersten, zarten Lockerungen dürften nach dem zweiten Spieltag zahlreicher werden.
Beim FC werden sie auch diese Diskussionen sicher gespannt verfolgen. In den Fokus von Trainer Markus Gisdol und Sportchef Horst Heldt sind nach dem Remis gegen die Elf von Ex-Coach Achim Beierlorzer aber längst sportliche Fragen gerückt. Zum Beispiel, die nach den zum Teil mangelhaften Abständen im FC-Spiel oder die nach den Leistungen einzelner Spieler.
Jakobs wieder für Thielmann?
Die Fußballexperten hatten vor den Geisterspielen etwa gemutmaßt, dass sich nun Spieler hervor tun könnten, die sonst Schwierigkeiten haben ihre guten Trainingsleistungen auch vor Publikum aufs Feld zu bringen. Jan Thielmann wäre in Reihen der Kölner ein Kandidat für die These. Immerhin hat der Youngster in der Corona-Pause so stark trainiert, dass er gegen Mainz in der Startelf stand. Der 17-Jährige, der nächste Woche Dienstag volljährig wird, schöpfte sein Potenzial aber auch ohne Fans nicht ganz aus und musste zur Pause Dominick Drexler weichen. Gut möglich, dass Gisdol im Derby gegen Düsseldorf wieder auf Ismail Jakobs zurückgreift, der gegen Mainz nach seiner Quarantäne noch nicht wieder im Kader stand, nun aber mit Macht in die Startelf zurückdrängt.
Auf den ersten Blick gab auch Jonas Hector Rätsel auf. Der sonst im Zentrum physisch so präsente FC-Kapitän fand kaum in sein Spiel und sah vor dem Mainzer Ausgleich nicht gut aus, als er den Raum für Torschütze Kunde öffnete. Lag die unterdurchschnittliche Leistung des Nationalspielers nun an der Corona-Pause und den damit verbundenen Einschränkungen? Es lag wohl an der frühen und fragwürdigen Gelben Karte gegen den 29-Jährigen, die ihn etwas in seinem Tatendrang hemmte. Oder auch daran, dass Hector einfach einen nicht so guten Tag erwischt hatte.
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Horst Heldt hatte sowieso kaum damit gerechnet, dass gleich im ersten Spiel alles wieder so gut läuft wie vor der Unterbrechung. „Darauf lässt sich aufbauen“, blickte der Sportchef am Sonntag nach dem Spiel positiv nach vorne. Wohlwissend, dass die FC-Profis in dieser Woche wieder in ihren eigenen Betten schlafen dürfen und die positiven Aspekte der zurückgewonnenen Eigenverantwortung am Sonntag auf das Duell mit den Düsseldorfern einwirken lassen können.