Berlin – Dritter Sieg in Folge, auf den Euroleague-Platz sechs in der Tabelle vorgerückt und vor allem ein dominantes und spielerisch starkes Auswärtsspiel abgeliefert: Das Fußball-Jahr 2022 hätte für den 1. FC Köln wirklich nicht viel besser anfangen können, als mit dem hochverdienten 3:1 (0:0)-Sieg bei Hertha BSC Berlin am Sonntag.
Es gab „zwei notwendige Wechsel“
„Ich bin komplett mit der Leistung zufrieden. Unsere Spielanlage hat gestimmt, die ganze Mannschaft hat gut funktioniert“, freute sich FC-Coach Steffen Baumgart über den zweiten Auswärtssieg der Bundesliga-Saison 2021/22.
Wenn Baumgart gekonnt hätte, wäre der FC nach zwei Siegen zum Hinrunden-Abschluss vor Weihnachten zum dritten Mal in Folge in der gleichen Startformation aufgelaufen. Weil sich aber Rafael Czichos in der kurzen Winterpause Richtung Chicago verabschiedete und Sebastian Andersson krank war, gab es „zwei notwendige Wechsel“. Luca KIlian rückte für Czichos in die Innenverteidigung und Mark Uth neben Anthony Modeste in die Angriffsspitze.
Der FC zeigte Initiative auf einem schwierigen Platz
Sein zuletzt in Wolfsburg und gegen Stuttgart erfolgreiches 4:1:3:2-System behielt der FC-Trainer so bei. Für beide Teams war schon vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Tobias Stieler klar, dass es eine Partie unter erschwerten Bedingungen werden würde.
Schon nach dem Aufwärmen sah der Rasen im Olympiastadion so aus, als müsste er sofort ausgetauscht werden. „Alle Spieler hatten Respekt vor den Platzverhältnissen“, gestand Steffen Baumgart. Luca Kilian bestätigte seinen Trainer: „Ich habe selten auf so einem Platz gespielt. Aber wir haben es sehr gut angenommen.“
Die Geißböcke übernahmen trotz des Ackers sofort die Initiative, zeigten trotz der Platzverhältnisse guten Kombinationsfußball und pressten mit fünf Spielern tief in der Berliner Hälfte. Das gab der Hertha durch Seitenverlagerungen zunächst zwar Räume für Konter und erste Chancen für Myziane Maolida (5.) und Marco Richter (9.), brachte den sehr geschlossen auftretenden FC aber schnell ins Spiel.
Modeste überholt Podolski auf Torschützenliste
Nach 19 Minuten hätte es schon 1:0 stehen können. Nachdem Hertha-Keeper Alexander Schwolow eine Direktabnahme von Louis Schaub direkt auf Ondrej Duda abwehrte, kullerte der Kopfball des Ex-Berliners aber knapp am Tor vorbei. Schaub stand auch bei der zweiten FC-Möglichkeit im Mittelpunkt, zielte aber zu hoch (22.).
Dann brauchten die Baumgart-Elf allerdings ihren Torhüter. Als Maolida frei vor dem FC-Tor auftauchte, war Marvin Schwäbe im Eins-gegen-Eins mit dem linken Bein erfolgreich (28.). Eine Schlüsselszene der ersten Hälfte, denn im direkten Gegenzug fiel die Kölner Führung.
Kapitän Jonas Hector schickte den an der Abseitsgrenze lauernden Mark Uth links die Linie entlang. Dessen ebenso scharfe wie präzise Flanke fand Anthony Modeste, der aus fünf Metern einköpfte (29.). Es war das neunte Kopfballtor des Franzosen in dieser Saison. Damit ist er nach erst 18 Spieltagen nur noch zwei Treffer vom Bundesligarekord entfernt. Außerdem hat Modeste mit seinem 56. Bundesliga-Treffer Lukas Podolski (55.) in der ewigen internen FC-Torschützenliste hinter sich gelassen - ein Meilenstein.
Auch die Abwehrleistung der Kölner ließ sich sehen
Und die Baumgart-Elf legte sofort nach. Diesmal flankte Florian Kainz von rechts. Die zu kurze und zu mittige Kopfballabwehr von Niklas Stark nahm Ondrej Duda direkt und versenkte den Ball mit Hilfe des unebenen Bodens unter Schwolow hindurch zum 0:2 (32.). Danach dominierte der FC das Geschehen komplett und hätte noch vor der Pause das 3:0 nachlegen müssen. Modeste scheiterte per Fuß aber frei vor Schwolow (42.).
Das könnte Sie auch interessieren:
So mussten die Geißböcke nach dem Wechsel weiter auf das dritte Tor spielen - und taten es mit Nachdruck. Auch nachdem eine Freistoßflanke von Vladimir Darida an Freund und Feind vorbei unhaltbar für Schwäbe zum 1:2 ins lange Ecke gesegelt war (57.).
„Wir haben nach dem 2:0 und nach dem 2:1 weiter nach vorne gespielt und uns nicht aufs Verteidigen verlassen“, lobte Baumgart sein kompakt auftretendes Team. Wobei die Kölner vor 3000 Zuschauern gegen die nach dem Anschlusstreffer aufkommenden Hausherren auch konsequent und gut verteidigten. Eine echte Torchance der Hertha gab es bis zum Schlusspfiff des für den verletzten Stieler nach der Pause das Spiel leitende Alexander Sarter jedenfalls nicht mehr.
Jan Thielmann erzielte seinen ersten Saisontreffer
„Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben, wie die tiefen Läufe über die Acht. Da hat schon viel gepasst. Wir hätten auch noch das vierte und fünfte machen können“, lobte Steffen Baumgart mit leichter Kritik an der Chancenverwertung. Weil Schwolow ein Eigentor nach Rückpass von Niklas Stark regelwidrig verhindere (67.) und Mark Uth den fälligen indirekten Freistoß aus sieben Metern in die Mauer setzte (68.), musste der FC bis in die Nachspielzeit für den Sieg arbeiten.
Dann nutzte Joker Jan Thielmann einen Ausrutscher von Darida und traf mit seinem ersten Saisontreffer zur Entscheidung (90.+2). Der Youngster umkurvte Schwolow und vollendete so cool und konzentriert, wie die gesamte Kölner Mannschaft im ersten Spiel des neuen Jahres über 95 Minuten zu Werke gegangen war. Und nächsten Samstag kommen dann die Bayern nach Köln.