Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen bewegt sich trotz des beachtlichen 1:1 am Sonntag beim SC Freiburg weiter im Niemandsland der Tabelle.
Bayer LeverkusenAlonso lobt Andrich und Azmoun
Ob sich Robert Andrich selbst daran erinnert, ist nicht überliefert. Jedenfalls muss man weit, sehr weit im Almanach zurückblättern, um den Innenverteidiger Andrich zu finden. Für gewöhnlich ist Bayer Nummer acht schließlich im zentralen defensiven Mittelfeld beheimatet und spielt dort mal allein, mal als robuster Teil einer Doppelsechs den – zudem strategisch guten – Ausputzer.
Diesmal allerdings, beim 1:1 in Freiburg, wurde Andrich eine neue Rolle zugeteilt. Wobei, so völlig neu war sie dann eben auch wieder nicht. Denn blättert man zurück, dann sind dort zwei Spiele aus dem Jahr 2012: Eines für die deutsche U17 gegen Schottland (0:1) und eines für die deutsche U18 gegen die Niederlande (1:0). Hendrik Hansen, Johannes Bergmann und Marcel Deelen – sie alle kamen seinerzeit gegen die Elftal neben Andrich in der Viererkette zum Einsatz. Und es ist keine Schande, diese Namen nicht parat zu haben, so ist Andrich doch der einzige, der den Sprung zu den Profis fürwahr schaffen konnte. Mit Robustheit und Cleverness.
Andrich spielt erst zum dritten Mal in seiner Karriere Abwehr
Die zeigte er nun auch gegen den SC Freiburg, als er zum erst dritten Mal in der Abwehr zum Zuge kam, erstmals in einer Dreierreihe – und dort die Abwesenheit der gesperrten Jonathan Tah und Piero Hincapie vergessen machen sollte. Das gelang gut: Andrich zeigte Übersicht, spielte 83 Prozent seiner Pässe mit Erfolg, gewann 62 Prozent seiner Zweikämpfe, leistete sich kein Foul und hielt auch beim Gegentor keine Aktien: Den Freistoß, den Vincenzo Grifo ins Netz zirkelte, hatte Kerem Demirbay mit einer schlechten Ballannahme verschuldet. Trainer Xabi Alonso war voll des Lobes. „Er hat die Position sehr gut gespielt“, erklärte der Spanier: „Rob ist ein sehr wichtiger Spieler mit seinem Charakter, seiner Persönlichkeit. Er hat die Position sehr gut verstanden.“ Und half Bayer dabei, nach dem Erfolg im Europacup bei AS Monaco die zweite ansprechende Leistung in Folge zu zeigen.
Wenngleich diesmal kein Sieg dabei herumkam und die Leverkusener mit jetzt fünf Punkten Distanz zu Platz sieben mehr und mehr ins graue Niemandsland der Tabelle geschoben werden. „Ich bin nicht glücklich, aber zufrieden mit der Leistung drei Tage nach Monaco“, sagte Alonso dementsprechend.Für diese Aussage hatte der Spanier triftige Gründe. Die Idee mit Andrich ging auf, darüber hinaus erspielte sich Bayer ein Chancenplus und zeigte sich spielerisch verbessert, obwohl die personelle Situation nach dem Coup von Monaco angespannt war – eine wichtige Erkenntnis. Topstar Florian Wirtz fehlte ebenso wie der gesperrte Amine Adli in der Startelf, stattdessen begann Sardar Azmoun und sorgte im Sturm für die zweite Premiere.
Erstes Saisontor für Azmoun
Klar: Erstmals kam der Iraner dort nicht zum Einsatz, ist er doch ein ausgewiesener Spezialist für diesen Posten. Azmoun ist gut im Luftkampf, technisch fein, hat ein gutes Gespür für Räume und den nötigen Abschluss. Daran gibt es keine Zweifel. Und trotzdem wartete Azmoun, der aufgrund diverser Verletzungen und Erkrankungen nie richtig in Schwung kam und in der Wintertransferperiode mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wurde, bis zum Duell beim SC Freiburg auf seinen allerersten Saisontreffer. „Er fühlt sich leichter, schneller. Er zeigt das jeden Tag im Training und hat seine Chance genutzt“, lobte Alonso nun, als es endlich passiert war: Mitchel Bakkers Flanke konnte Azmoun artistisch zum 1:1 nutzen.
Und sich damit in Position bringen für die kommenden Aufgaben. Während in der Liga Platz sieben erkämpft werden soll, stehen Bayer noch mindestens zwei Europa League-Aufgaben bevor. Da kann ein mit mehr Selbstvertrauen ausgestatteter Angreifer nicht schaden. Zumal der langzeitverletzte Patrik Schick wohl noch keine 90-Minuten schafft. Auch das war eine Erkenntnis, die Bayer aus dem Breisgau mitnahm.