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Nach einem Unentschieden in der Europa LeagueLeverkusen muss am Sonntag gegen sieglose Wolfsburger ran

Lesezeit 4 Minuten
Florian Wirtz (l) und Agdams Patrick Andrade kämpfen um den Ball.

Florian Wirtz (l) und Agdams Patrick Andrade kämpfen um den Ball.

Xabi Alonso muss vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den seit neun Spielen sieglosen und trotzdem gefährlich-robusten VfL Wolfsburg die personelle Rotation überdenken.

Das „Tor des Jahres“ 2023 hat Florian Wirtz im vergangenen Herbst gegen den SC Freiburg auf den Rasen der BayArena gezaubert. Gut vier Monate später darf sich Fußball-Deutschland wieder mit Bayer Leverkusens Ausnahmekönner beschäftigen und ihn als Preisträger des „Tor des Monats März“ in Betracht ziehen. „Ich habe es in Flos Augen gesehen“, berichtete Xabi Alonso. Der Bayer-Coach und ganz Leverkusen durften sich bei Wirtz bedanken, dass dessen traumwandlerisch sicher ausgeführter Heber zum 1:2 die Wende bei Qarabag Agdam ermöglichte und die Chancen auf den Einzug ins Europa League-Viertelfinale mit dem 2:2 (0:2) klar verbesserte.

Aus Gründen der Belastungssteuerung hatte der Coach Wirtz im ersten, internationalen K.o.-Spiel der Saison zunächst auf der Bank gelassen. Da auch Granit Xhaka über eine Stunde außen vor blieb, durfte sich niemand über den negativen Spielverlauf vor 31.200 Zuschauern im ausverkauften Tofiq Bahramov-Stadion wundern. Vielmehr hätte die fehlerhafte Werkself ohne ihre bedeutendsten Verbinder zwischen Defensive und Offensive sogar höher als 0:2 zurückliegen können. „Wir hatten keine einfache Situation“, beschrieb Alonso die Stimmung in der Kabine und den Blickkontakt mit Wirtz, „ich habe ihn dasitzen sehen und wusste, dass er Einfluss nehmen will, spielen und helfen will“, beschrieb der 42-Jährige die nonverbale, aber klare Kommunikation zwischen ihm als ehemaligem und seinem angehenden Weltklasse-Fußballer.

Also habe er „ein bisschen gewartet“ und durfte dann „großen Impact von Flo erwarten“. Es lief die 70. Minute, als Xhaka den gegnerischen Angriff auf die linke Bahn lenkte, Odilon Kossounou stark nach vorne verteidigte und Abdellah Zoubir zum folgenschweren Rückpass zwang. Diesen fing Wirtz ab und blieb vor dem ehemaligen Bayer 04-Keeper Andrey Lunev eiskalt.

Rückflug für „Büroarbeit“ genutzt

„Das Stadion war laut und ich wollte zeigen, dass wir auch noch da sind„“, kommentierte der 20-Jährige seinen Anschlusstreffer und die provokante Jubelgeste mit dem beruhigenden Zeigefinger auf seinem Mund. Wirtz Wunsch nach „Einmal kurz Ruhe“ erfüllte sich und schockte zudem die Spieler des aserbaidschanischen Serienmeisters. Auf dem tiefen, regennassen Rasen hatten diese das Alonso-Team über eine Stunde lang stark beschäftigt und einen sauberen Spielaufbau unterbunden. Der federleichte Wirtz-Heber zog den Hausherren aber den Stecker und gab Xhaka und Co. die spieltaktische und auch mentale Kontrolle. „Granit hat diese Spielintelligenz zu entscheiden, welches Tempo wir brauchen, wann wir aggressiv und wann geduldig sein müssen“, lobte Alonso seinen Taktgeber und Bayers größte Lebensversicherung.

Zwar war es Robert Andrich, der mit seiner Flanke in der Nachspielzeit den Kopf von Patrik Schick für dessen ersten Treffer des Jahres fand. Nach dem 2:2 musste der Coach aber zugeben, dass unter den acht Wechseln in der Startelf (im Vergleich zum Derbysieg in Köln) der Kapitän der Schweizer Nati am wichtigsten war. „Mit ihm ist die Verbindung zwischen Verteidigung und Sturm gut. Nicht nur gestern, sondern schon die ganze Saison war er sehr intelligent und ist ein Top-Top-Mittelfeldspieler für uns“.

Anders als seine Spieler nutzte Xabi Alonso den Fünf-Stunden-Rückflug für „Büroarbeit“. „Wir benutzen immer einen Mix von dem, was wir vor uns haben, und dem, was wir gemacht haben“, beschrieb der Baske seine Analyse. Dass er die personelle Rotation vor dem Heimspiel am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) gegen den seit neun Spielen sieglosen VfL Wolfsburg überdenken muss, liegt nicht nur wegen der Geschehnisse in Baku auf der Hand. Im Titelrennen der Bundesliga handelte sich Jeremie Frimpong in Köln seine fünfte Gelbe Karte ein und wird dem Tabellenführer im Fernduell mit Bayern München fehlen. Als Unterschiedsspieler stehen aber Nathan Tella, Granit Xhaka und selbstredend auch Florian Wirtz bereit, um das 36. Pflichtspiel wieder ohne Niederlage und besser noch mit einem Sieg zu beenden.

Voraussichtliche Aufstellung: Leverkusen: Hradecky; Kossounou, Tah, Hincapie; Tella, Palacios, Xhaka, Grimaldo; Hofmann, Wirtz, Schick. Wolfsburg: Casteels; Baku, Lacroix, Jenz, Paredes; Gerhardt, Arnold; Majer, Wind, Tiago Tomas; Behrens.