Bayer 04 Leverkusen freut sich nach dem 2:0-Derbysieg in Köln über zehn Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze und seine Anpassungsfähigkeit.
2:0-Derbysieg in KölnIn Bayer Leverkusen steckt ein Chamäleon
Xabi Alonso beherrscht den Umgang mit der deutschen Sprache mittlerweile hervorragend. Als der spanische Trainer von Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen nach dem 2:0-Derbysieg beim 1. FC Köln die Platzverhältnisse in Müngersdorfer beschrieb, schmeichelte er den Greenkeepern der Stadt allerdings mit seiner Ausdrucksweise: „So lala“, sagte Alonso höflich zu dem schwer bespielbaren Geläuf und meinte wohl eher „nicht so gut“.
Alonsos Mittelfeldstratege Granit Xhaka ist da weniger zimperlich und diplomatisch: „Es tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber auf solchen Plätzen kann man nicht fünf Pässe hintereinander richtig spielen, ohne dass der Ball verspringt.“ Die Leverkusener erklärten sich mit dem in dieser Saison immer wieder kritisierten Müngersdorfer Grün, dass ihr Spiel in vielen Phasen ungenau geriet: „Da muss jeder nur einmal drüber laufen, da rutscht er beim Gehen schon weg. So sandig ist der Platz. Die Spieler haben dann nicht den Stand, um genau spielen zu können“, kritisierte auch Bayer Geschäftsführer Sport Simon Rolfes die Verhältnisse.
Bayer trotz schlechtem Platz mit 91 Prozent Passquote
Die Werkself benötigt aber einen perfekten Platz, um ihr Spiel vollendet aufziehen zu können. In Köln generierte das Alonso-Team 78 Prozent Ballbesitz und spielte 834 Pässe (Köln 238). Trotz der schlechten Bodenverhältnisse kam Bayer am Ende auf eine Passquote von 91 Prozent, was Innenverteidiger Jonathan Tah mit einer der großen Stärken seiner Leverkusener beschrieb: „Du musst anpassungsfähig sein, wenn Du erfolgreich sein willst“, sprach der Nationalspieler vom Chamäleon, das in Bayer 04 steckt.
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Zur Anpassungsfähigkeit der Leverkusener zählte beim Derby auch einmal mehr die Pausenansprache des Trainers. Nach einer hektischen und nach dem frühen Platzverweis gegen Jan Thielmann (14.) auch extrem hitzigen ersten Hälfte, erklärte Alonso seinem Team, dass es mehr Geduld und Ruhe und weniger Emotionen bräuchte, um auch im 34. Pflichtspiel der Saison 2023/24 ungeschoren davonzukommen.
Die Spieler setzten diese Anweisung abgesehen von der Szene bei Adamyans Pfostenschuss (51.) glänzend um, hielten den Ball in den eigenen Reihen und schlugen mit der ersten Torchance der zweiten Halbzeit durch Alejandro Grimaldo zu (73.). „Ich hatte das Gefühl, dass wir nach dem Platzverweis zu schnell zu einem Tor kommen wollten und sich deshalb die Kontersituationen für Köln ergeben haben. In der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht, die Räume genutzt und sie mit vernünftigem Balltempo auseinanderdividiert“, erklärte Tah.
Das 2:0 des spanischen Nationalspielers bedeutete die Entscheidung und unterstrich die Bedeutung von Leverkusens Flügelzange für den aktuellen Erfolg. Für Grimaldo war es sein neunter Saisontreffer. Zudem hat der Linksverteidiger zehn Assists gesammelt. Der Schütze des 1:0 im Derby, Jeremie Frimpong (38.), kommt als offensiver Rechtsverteidiger auf acht Tore und sieben Assists. Nur der schon länger verletzte Victor Boniface hat mit zehn Treffern häufiger getroffen als die beiden Außenspieler.
Frimpong und Grimaldo sind „Wahnsinn“
„Wahnsinn, was die beiden für eine Saison spielen“, staunte auch Kollege Tah über das spanisch-niederländische Duo. „Der Trainer peitscht sie im Training auch immer wieder an, dass sie in diese Räume reinkommen. Sie haben dann immer eine gute Absicherung und arbeiten auch selbst gut mit nach hinten“, lobte der Abwehrchef Grimaldo und Frimpong. Simon Rolfes fiel Ad-hoc in Europa keine bessere Flügelzange als die in seinem Team, wollte aber die ganze Mannschaft loben: „Wir kriegen die beiden auch in die Positionen, in denen sie torgefährlich werden können. Sie sind absolute Topspieler.“
Frimpong blieb deshalb auch aus anderen Gründen zur Pause in der Kabine. Der 23-Jährige hatte in der emotionalsten Phase des Derbys nach einem Foul an Jeff Chabot seine fünfte Gelbe gesehen (23.) und ist damit im Heimspiel am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) gegen Wolfsburg gesperrt. Xabi Alonso wechselte ihn aber gegen Nathan Tella aus, damit sein Team das Spiel zu Elft beendet. „Ein kleiner Fehler von ihm und er ist draußen“, befürchtete der Trainer, dass die wehrhaften Kölner bei Gleichzahl noch einmal zurückkommen könnten.
Frimpongs Abwesenheit tat Leverkusens Spiel keinen Abbruch, was wiederum Rolfes hervorhob: „Alle Einwechselspieler sind gut reingekommen. Unser Team bleibt motiviert, das nächste Spiel zu gewinnen zu wollen. Darum geht es im Fußball, es geht darum viel zu gewinnen. Die Jungs bleiben unter der Woche dran, haben trotz des großen Konkurrenzkampfes einen guten Spirit. Das macht mich stolz, wie wir das jeden Tag machen.“ Und dürfte bei aktuell zehn Punkten Vorsprung am Ende der Saison zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte führen.