AboAbonnieren

Aufstieg in 3. Liga perfektViktoria Kölns Traum geht in Erfüllung – viele Emotionen

Lesezeit 4 Minuten
emotionen Viktoria

Alle außer Rand und Band und Sportvorstand Franz Wunderlich mitten drin.

Köln – Als der jahrelange Traum tatsächlich Wirklichkeit geworden war, rannte Mike Wunderlich wie entfesselt los. Die Arme waren ausgebreitet, der Mund war aufgerissen. Doch weit trugen ihn seine Beine nicht. Schon nach einigen Metern wurde der Kapitän des Fußball-Regionalligisten FC Viktoria Köln von den Emotionen übermannt und auf den Rasen gedrückt. Regungslos kniete er da, eng umschlungen mit seinem Vater, dem Sportvorstand Franz Wunderlich. Beide weinten hemmungslos, ganz ohne Scheu. Niemand wollte diesen Moment stören, denn niemand verkörpert diesen Verein so sehr wie die Wunderlichs.

Rührende Szenen in Köln

Es waren rührende Szenen, die sich am Samstag nach dem 1:0 (0:0)-Sieg über die U23 von Borussia Mönchengladbach und dem nach sechs vergeblichen Versuchen endlich geglückten Drittliga-Aufstieg im Sportpark Höhenberg abspielten. Auch nach Empfangnahme der silbernen Meistertrophäe fiel es Mike Wunderlich schwer, die Gefühle in Worte zu fassen. „Es ist unbeschreiblich. Wir sind einfach nur glücklich“, sagte der 33-Jährige. Um ihn herum tobte die Menge. Freudenfeuerwerke stiegen in den blauen Nachmittagshimmel an der Merheimer Heide, die in den Innenraum gestürmten Anhänger lagen sich jubelnd in den Armen, Bierduschen flossen.

Märchenhaft passte in diese Geschichte, dass es ausgerechnet Mike Wunderlich vorbehalten war, das Aufstiegstor zu erzielen. Als es in der besten Phase des Spiels Strafstoß für die Viktoria gegeben hatte, hatte die Club-Ikone ohne zu zögern Verantwortung übernommen und nervenstark verwandelt (66.). „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es so war wie sonst“, gab der 2011 heimgekehrte Kölner zu. „Aber wenn man acht Jahre lang Elfmeter schießt, dann sollte man sich auch in einer solchen Situation den Ball nehmen.“ Der Rest war kollektiver Freudentaumel, zumal sich frühzeitig in der zweiten Halbzeit abgezeichnet hatte, dass Konkurrent RW Oberhausen im Fernduell um den Titel gegen den SC Verl (3:3) überraschend patzen würde.

Alles zum Thema Franz Wunderlich

Tränen des Glücks

Franz Wunderlich liefen schon Minuten vor dem Abpfiff Tränen des Glücks und der Erleichterung über die Wangen. „Die vergangene Woche war das Härteste, was ich in all den Jahren bei der Viktoria mitmachen musste“, schluchzte der Sportvorstand. Nach der verstörenden Niederlage in Straelen, die Trainer Patrick Glöckner einen Spieltag vor Saisonende den Job gekostet hatte, war die Angst in Höhenberg so groß wie noch nie gewesen, den Sprung in den Profifußball abermals zu verpassen. Denn dieses Mal wäre ein Scheitern in Anbetracht des zwischenzeitlich komfortablen, am Ende aber fast komplett verspielten Vorsprungs einer Blamage gleichgekommen.

Dass die Spiel- und Ergebniskrise der Rückrunde gerade noch rechtzeitig gestoppt werden konnte, war ein Verdienst von Interimstrainer Jürgen Kohler. Der 1990er-Weltmeister und eigentliche U19-Coach des FC Viktoria hatte das völlig verunsicherte Ensemble binnen weniger Tage mental wieder aufgepeppelt. „Was die Mannschaft geleistet hat, war sensationell“, freute sich Kohler, der im Moment des großen Triumphes aber auch an den Mann dachte, der die Rechtsrheinischen kurz vor der Ziellinie hatte verlassen müssen: „Mein Dank geht an Patrick Glöckner, der das Team auf den ersten Tabellenplatz gebracht hat.“

Team und Verantwortliche ließen noch im Sportpark Höhenberg die Sektkorken knallen und feierten bis in die frühen Morgenstunden. Dann entschloss sich ein Großteil der Mannschaft zu einer Mallorca-Tour. So spontan, dass Kevin Holzweiler sich in Stutzen und Trikot in den Flieger setzte.

FC Viktoria Köln: Patzler; Gottschling, Reiche, Willers, Lang; Saghiri, Wimmer; Golley, Wunderlich (78. Derflinger), Holzweiler (89. Koronkiewicz); Bunjaku (54. Kreyer). –

Zuschauer: 3570. – Tor: 1:0 Wunderlich (66./Foulelfmeter).

Stimmen zum Aufstieg

Günter Pütz (Viktoria-Präsident): „Es ist einfach traumhaft. Am meisten gönne ich den Aufstieg unserem Mäzen Franz-Josef Wernze und unserem Sportvorstand Franz Wunderlich, ohne die wir das nie geschafft hätten.“ Franz-Josef Wernze (Viktoria-Mäzen): „Wir haben so lange auf diesen Aufstieg hingearbeitet. Es hat sich gelohnt. Unser nächstes Ziel lautet, sich in der Dritten Liga zu etablieren. Hierfür müssen wir die Mannschaft ganz gezielt auf einigen Positionen verstärken. Ab Montag beginnen wir mit der Arbeit.“ (tca)